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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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er sein Zimmer irgendwann im Lauf der Nacht verlassen habe. Das Department ist darum bemüht festzustellen, ob Lücken bei der Überwachung durch das Personal der Nachtschicht für den Unfall mitverantwortlich sind.
    David schauderte, als er auf den Monitor starrte. MacDonald ertrank in einem Therapiebecken, Bouchet schnitt sich die Pulsadern in einer Badewanne auf. Und jetzt erinnerte er sich, was Detective Rodriguez ihm im St. Luke’s Hospital erzählt hatte: Die Polizei hatte Kleinman in seinem Badezimmer gefunden. Die drei alten Physiker waren nicht nur durch ihre Zusammenarbeit mit Einstein miteinander verbunden, sondern auch durch einen schrecklichen Modus Operandi. Dieselben Mistkerle, die Kleinman zu Tode gefoltert hatten,
hatten auch MacDonald und Bouchet getötet und ihre Ermordung als Unfall und Selbstmord getarnt. Aber das Motiv, was war das Motiv? Der einzige Hinweis waren Kleinmans letzte Worte: Einheitliche Feldtheorie. Zerstörer der Welten.
    Monique lehnte sich gegen David, damit sie die Kurznachricht über seine Schulter lesen konnte. Ihr Atem ging schneller, als sie begriff, was da stand. »Mist«, flüsterte sie. »Das ist sehr merkwürdig.«
    David drehte sich um und sah ihr in die Augen. Ob sie bereit war oder nicht, es war Zeit, ihr seine Hypothese zu präsentieren. »Was weißt du über Einsteins Arbeiten zur Einheitlichen Feldtheorie?«
    »Was?« Sie machte einen Schritt zurück. »Einsteins Arbeiten? Was hat das …«
    »Gedulde dich bitte noch einen Moment. Ich rede von seinen Versuchen, eine Feldgleichung abzuleiten, die Schwerkraft und Elektromagnetismus in sich vereinigt. Du weißt schon, seine Arbeit über fünfdimensionale Mannigfaltigkeiten, post-Riemannsche Geometrie. Wie vertraut bist du mit diesen Arbeiten?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Nicht sehr. Das Zeug ist nur von historischem Interesse. Es ist für die Stringtheorie nicht relevant.«
    David runzelte die Stirn. Er hatte sich – vielleicht unrealistische – Hoffnungen gemacht, dass Monique das Thema in- und auswendig kannte und ihm deshalb bei der Untersuchung der Möglichkeiten helfen könne. »Wie kannst du so was sagen? Es gibt eindeutig eine Verbindung zur Stringtheorie. Was ist mit Einsteins Zusammenarbeit mit Kaluza? Sie waren die Ersten, die die Existenz einer fünften Dimension postuliert haben. Und du hast dich während deiner ganzen beruflichen Laufbahn mit zusätzlichen Dimensionen beschäftigt!«

    Sie schüttelte den Kopf. Der Ausdruck, der auf ihrem Gesicht lag, war der einer leidgeprüften Professorin, die einem unwissenden Erstsemester die Grundlagen beibringt. »Einstein hat versucht, eine klassische Theorie zu entwickeln. Eine Theorie mit eindeutiger Ursache und Wirkung und ohne seltsame Quanten-Ungewissheiten. Aber die Stringtheorie leitet sich von der Quantenmechanik her. Es ist eine Quantentheorie, die die Schwerkraft einbezieht, und das unterscheidet sich gänzlich von dem, woran Einstein gearbeitet hat.«
    »Aber in seinen späteren Arbeiten ist er anders an das Problem herangegangen«, widersprach David. »Er hat versucht, die Quantenmechanik in eine allgemeinere Theorie zu integrieren. Die Quantentheorie wäre ein spezieller Fall in einem größeren klassischen Rahmen.«
    Monique tat das mit einer Handbewegung ab. »Ich weiß, ich weiß. Aber was ist am Ende dabei herausgekommen? Keine von seinen Lösungen hat standgehalten. Seine letzten Aufzeichnungen waren totaler Unsinn.«
    David wurde ärgerlich. Ihr Ton gefiel ihm nicht. Vielleicht war er kein mathematisches Genie wie Monique, aber diesmal wusste er, dass er recht hatte. »Einstein hat eine funktionierende Lösung entdeckt. Er hat sie nur nicht publiziert.«
    Sie legte den Kopf schief und schaute ihn fragend an. Ihre Mundwinkel zogen sich kaum merklich nach oben. »Ach, wirklich? Hat dir jemand ein lange verschollenes Manuskript geschickt?«
    »Nein, das hat Kleinman mir erzählt, bevor er starb. Er sagte: ›Herr Doktor hatte Erfolg.‹ Das waren seine genauen Worte. Und deshalb wurde er heute Nacht umgebracht, deshalb wurden sie alle umgebracht.«
    Monique hörte die Dringlichkeit in seiner Stimme und sie sah ihn ernst an. »Hör mal, David, ich verstehe, dass du außer dir bist, aber was du da andeutest, ist unmöglich. Auf keinen
Fall hätte Einstein eine einheitliche Theorie formulieren können. Er verstand nur etwas von Schwerkraft und Elektromagnetismus. Die Physiker haben die schwache Atomkraft erst in den Sechzigerjahren verstanden,

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