Die Würfel Gottes
FBI-Agenten gesehen. Aber ich wette, es waren dieselben Leute, die Kleinman und Bouchet und MacDonald umgebracht haben.«
»Woher weißt du das? Vielleicht hat das FBI sie umgebracht. Es hört sich so an, als wären Regierung und Terroristen hinter der gleichen Sache her.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das FBI hätte sie zur Befragung festgenommen. Meiner Ansicht nach ist es so abgelaufen, dass die Terroristen als Erste von der Einheitlichen Feldtheorie erfahren haben. Vielleicht haben sich Kleinman, Bouchet oder MacDonald irgendwie verplappert. Also waren die Terroristen hinter ihnen her und haben sie einzeln gefoltert, um weitere Informationen aus ihnen rauszuholen. Und als einer nach dem anderen als Leiche auftauchte, müssen sich die amerikanischen Geheimdienste gedacht haben, dass irgendwas im Busch war. Deshalb haben sich die FBI-Agenten
so schnell im Krankenhaus blicken lassen. Sie haben Kleinman vermutlich überwacht.«
Davids Stimme war lauter geworden, als er das Szenario skizzierte, und seine letzten Worte hallten regelrecht von den Küchenwänden wider. Er ertappte sich dabei und schaute Monique an, um festzustellen, wie sie reagierte. Ihr Gesichtsausdruck war nicht mehr ganz so skeptisch, aber sie war noch nicht überzeugt. Sie ließ seine Schulter los und starrte erneut auf ihren Laptop, der mittlerweile wieder seinen Bildschirmschoner zeigte, die Animation einer rotierenden Calabi-Yau-Mannigfaltigkeit. »Das ergibt keinen Sinn«, sagte sie. »Ich meine, du hast vielleicht recht, was die Morde betrifft, vielleicht waren die Terroristen hinter Kleinman und den anderen her, weil sie alle an irgendeinem geheimen Projekt mitgearbeitet haben. Aber ich kann nicht glauben, dass es sich bei dem Projekt um die Einheitliche Feldtheorie handelt, die Einsteins Assistenten seit fünfzig Jahren versteckt hielten. Das ist einfach zu unwahrscheinlich.«
Er nickte wieder. Er konnte verstehen, dass sie Schwierigkeiten hatte, ihm zu glauben. Es ging nicht nur darum, dass sie der Quantenphysik klassischen Theorien gegenüber den Vorzug gab. Ihr gesamtes Lebenswerk stand hier zur Debatte. David sagte im Grunde nichts anderes, als dass alle Errungenschaften, die sie und ihre Stringtheoretiker-Kollegen in den letzten zwei Jahrzehnten erreicht hatten, all die mit großer Sorgfalt erzielten Fortschritte und hart erkämpften Einsichten und brillanten Neuformulierungen, irrelevant waren. Ein Wissenschaftler, der gestorben war, bevor die meisten von ihnen das Licht der Welt erblickt hatten, hatte sich bereits ihren wichtigsten Preis geschnappt, die Theorie von Allem. Und diese Möglichkeit war, um es gelinde zu formulieren, nicht leicht zu akzeptieren.
Er wandte sich von Monique ab und überlegte, wie er sie überzeugen könnte. Er hatte eine außergewöhnliche Behauptung
aufgestellt, aber keinen außergewöhnlichen Beweis. Er hatte nicht mal etwas in der Richtung eines gewöhnlichen Beweises. Als er an die leeren Küchenwände starrte, kam ihm allerdings ein neuer Gedanke. Es war kein angenehmer Gedanke; er war im Gegenteil derart abscheulich, dass ihm das Herz bis zum Halse schlug. Aber es war ein Beweis.
»Schau dich mal um«, sagte er, während er sich wieder Monique zuwandte und auf Wände und Küchenschränke zeigte. »Schau dir diese Küche an. Hier ist nichts kaputtgemacht worden, keine Schmierereien. Nicht ein einziges Hakenkreuz.«
Sie starrte ihn verständnislos an. »Ja? Na und?«
»Warum sollte ein Haufen von Skinheads aus New Jersey jedes Zimmer in diesem Haus verwüsten, die Küche aber in Ruhe lassen? Kommt dir das nicht ein bisschen merkwürdig vor?«
»Was hat das denn mit deiner Geschichte …«
»Es gab keine Skinheads, Monique. Jemand hat dieses Haus auseinandergenommen, um nach Einsteins Notizbüchern zu suchen. Sie haben unter den Bodendielen nachgeschaut, Löcher im Garten gegraben und sich durch den Gips gebohrt, um die Zwischenräume zwischen den Wänden zu überprüfen. Und sie haben überall Hakenkreuze hingeschmiert, damit es nach Vandalismus aussieht. Die Küche haben sie nicht angerührt, weil sie erst lange nach Einsteins Tod an das Haus angebaut worden ist und er deshalb hier nichts versteckt haben konnte. Und deine Möbel haben sie aus demselben Grund nicht angerührt.«
Monique hob die Hand an den Mund. Ihre langen schlanken Finger berührten ihre Lippen.
»Falls ich raten müsste«, fuhr David fort, »würde ich sagen, dass FBI-Agenten das Haus durchsucht haben. Die Terroristen
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