Die Würfel Gottes
den Job für ihn viel leichter gemacht. Es gab nur einen Namen, der mehr als einmal auftauchte. Seit September hatte David Swift an drei verschiedenen Tagen nach jemandem namens Monique Reynolds gesucht. Und als Simon selber nach ihr suchte, sah er schnell, warum.
Er wählte die Nummer der Rezeption des Hotels und wies den Concierge an, seinen Mercedes in fünf Minuten abfahrbereit zu haben. Er würde nach New Jersey fahren, um dem letzten Heim des ruhelosen Juden aus Bayern einen Besuch abzustatten.
David holte tief Luft. »Hans Kleinman ist tot«, begann er. »Er ist heute Nacht ermordet worden.«
Monique fuhr in ihrem Stuhl zurück, als wäre sie geschlagen worden. »Ermordet? Wie? Wer hat das getan?«
»Ich weiß nicht. Die Polizei behauptet, es wäre ein Einbruchdiebstahl, bei dem etwas schiefgegangen ist, aber ich glaube, es war etwas anderes.« Er brach ab. Seine Theorie zu dem Mord an Professor Kleinman war bestenfalls bruchstückhaft, und er war sich noch weniger sicher, wie er sie Monique erklären sollte. »Ich habe mit Kleinman im Krankenhaus geredet, kurz bevor er starb. Damit hat dieser ganze Albtraum angefangen.« Er wollte ihr gerade erzählen, was in dem FBI-Gebäude an der Liberty Street passiert war, konnte sich aber noch rechtzeitig bremsen.
Sie schüttelte den Kopf, starrte mit leerem Blick auf die lackierte Platte des Küchentischs. »Herrgott«, flüsterte sie. »Das ist furchtbar. Erst Bouchet und jetzt Kleinman.«
Der erste Name versetzte David einen Schock. »Bouchet?«
»Ja, Jacques Bouchet von der Sorbonne. Du kennst ihn doch, oder?«
David kannte ihn gut. Bouchet war einer der großen alten Männer der französischen Physik, ein herausragender Wissenschaftler, der zur Entwicklung einiger der stärksten Teilchenbeschleuniger Europas beigetragen hatte. Er war ebenfalls einer von Einsteins Assistenten zu Beginn der Fünfzigerjahre gewesen. »Was ist ihm zugestoßen?«
»Seine Frau hat heute den Direktor des Instituts angerufen. Sie sagte, Bouchet sei letzte Woche gestorben, und sie wolle eine Stiftung zu seinen Ehren ins Leben rufen. Der Direktor war überrascht, weil er nirgendwo einen Nachruf auf Bouchet gelesen hatte. Seine Frau sagte, die Familie hätte es nicht an die große Glocke gehängt, weil es ein Selbstmord gewesen sei. Anscheinend hat er sich in der Badewanne die Pulsadern aufgeschlitzt.«
David hatte Bouchet im Rahmen seiner Studien zu Auf den Schultern von Riesen interviewt. Der Physiker hatte ihn zu einem wundervollen Abendessen in seinem Landhaus in
der Provence eingeladen und bis drei Uhr morgens mit ihm Karten gespielt. Er war ein kluger, lustiger und unbekümmerter Mann gewesen. »War er krank? Hat er sich deshalb das Leben genommen?«
»Darüber hat der Direktor nichts gesagt. Aber er sprach davon, dass die Frau sich ziemlich verzweifelt angehört habe. Als ob sie es immer noch nicht glauben könnte.«
Davids Gedanken überschlugen sich. Zuerst Bouchet und jetzt Kleinman. Zwei von Einsteins Assistenten, die innerhalb einer Woche das Zeitliche segneten. Natürlich waren sie mittlerweile alle ziemlich alt, Ende siebzig, Anfang achtzig. Man sollte annehmen, dass sie allmählich wegstarben. Aber nicht so.
»Hast du einen Computer, den ich benutzen könnte?«, fragte er. »Ich muss etwas im Internet überprüfen.«
Monique zeigte ein wenig verwirrt auf einen schwarzen Laptop, der neben einem Karton auf der Küchenablage stand. »Du kannst mein MacBook benutzen, das hat eine drahtlose Verbindung. Wonach suchst du?«
David holte den Laptop an den Tisch, stellte ihn an und rief die Google-Homepage auf. »Amil Gupta«, sagte er, während er den Namen in die Suchmaschine tippte. »Er hat auch in den Fünfzigerjahren mit Einstein zusammengearbeitet.«
In weniger als einer Sekunde erschienen die Suchergebnisse auf dem Bildschirm. David scrollte rasch auf der Liste vor. Die meisten Einträge bezogen sich auf Guptas Arbeit am Robotics Institute an der Carnegie Mellon University. Gupta hatte in den Achtzigerjahren, nachdem er dreißig Jahre als Wissenschaftler gearbeitet hatte, die Welt der Physik unvermittelt verlassen und eine Softwaregesellschaft gegründet. Innerhalb eines Jahrzehnts war er mehrere hundert Millionen Dollar schwer. Er wurde Philanthrop, stiftete sein Geld für verschiedene schrullige Forschungsprojekte, aber sein Hauptinteresse war nach wie vor die künstliche Intelligenz.
Er spendete dem Robotics Institute fünfzig Millionen Dollar und wurde
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