Die Würfel Gottes
wahnsinnig machten. Der Fahrer des Wagens gab vermutlich gerade über Funk eine Beschreibung von Simons Fahrzeug
an seine Zentrale durch. Schließlich stieg ein kräftiger Mann in einer blauen Uniform aus dem Polizeiauto. Simon verstellte seinen linken Außenspiegel, um den Streifenpolizisten genauer in Augenschein zu nehmen. Ein junger Bursche von höchstens fünfundzwanzig Jahren. Muskulöse Arme und Schultern, aber ein bisschen pummelig um die Taille. Wahrscheinlich verbrachte er den größten Teil seiner Schicht damit, im Wagen zu sitzen und darauf zu warten, dass betrunkene Studenten zu schnell an ihm vorbeifuhren.
Simon ließ sein Seitenfenster hinuntergleiten, als der Officer sich dem Mercedes näherte. Der junge Mann stützte die Hände auf der Fahrertür ab und beugte sich zu Simon herab. »Mister, haben Sie eine Ahnung, wie schnell Sie gefahren sind?«
»Einhundertdreiundvierzig Kilometer pro Stunde«, antwortete Simon. »Mehr oder weniger.«
Der Officer runzelte die Stirn. »Das hier ist kein Witz. Sie könnten jemand getötet haben. Führerschein und Fahrzeugschein, bitte.«
»Gerne.« Simon griff in sein Jackett. Er hatte einen gefälschten Führerschein, aber keinen Kraftfahrzeugschein für den Mercedes, den er vor zwei Tagen bei einem Autohändler in Connecticut gestohlen hatte. Anstatt also nach seiner Brieftasche zu greifen, zog er seine Uzi und schoss dem Polizisten in die Stirn.
Der Mann taumelte nach hinten. Simon ließ den Mercedes an und brauste los. In wenigen Minuten würde ein vorbeifahrender Verkehrsteilnehmer die Leiche bemerken, und binnen einer halben Stunde würde die Polizei von Princeton nach seinem Fahrzeug Ausschau halten. Aber das war in Ordnung. Er hatte nicht vor, sehr lange in der Stadt zu bleiben.
Keith träumte von Moniques Corvette. Sie hatte den Wagen in die Werkstatt gebracht und ihm gesagt, der Motor liefe
heiß, aber als er die Kühlerhaube anhob, stellte er fest, dass der Motor fehlte. Dieser Typ namens David Swift lag zusammengerollt dort, wo der Motorblock hätte sein sollen. Keith drehte sich zu Monique um, weil er sie fragen wollte, was los sei, aber sie versteckte sich schelmisch hinter ihm.
Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. Das war echt, kein Traum. Eine Hand packte seine Schulter und drehte ihn sanft auf den Rücken. Das muss Monique sein, die wieder ins Bett kam, dachte er. Wollte wahrscheinlich ein bisschen an ihm herumknabbern. Sie war gut im Bett, konnte aber nicht genug bekommen. »Ach, Mo«, stöhnte er mit geschlossenen Augen. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich früh aufstehen muss.«
»Du bist nicht David Swift.«
Die fremde Stimme machte ihn im Nu hellwach. Er schlug die Augen auf und sah die Silhouette eines kahlen Kopfs mit einem dicken Hals vor sich. Die Hand des Mannes war zu Keiths Kehle gewandert und drückte jetzt fest zu, presste ihn ins Bett. »Wo sind sie?«, fragte der Mann. »Wo sind sie hingegangen?«
Die Finger legten sich um seine Luftröhre. Er lag da, unbeweglich, zu erschrocken, um Widerstand zu leisten. »Unten!«, krächzte er. »Sie sind unten!«
»Nein, sind sie nicht.«
Keith hörte ein Rascheln in der Dunkelheit und sah etwas kurz aufblitzen. Es war eine lange gerade Klinge, die das bläuliche Licht der Morgendämmerung widerspiegelte, das durch das Schlafzimmerfenster hereinfiel.
»Nun gut, mein Freund«, sagte der Mann. »Wir werden uns kurz unterhalten.«
SIEBEN
K aren maß einen Vernehmungsraum der FBI-Niederlassung am Federal Plaza mit ihren Schritten aus. Zuerst ging sie an der Stahltür vorbei, die von außen verschlossen war. Dann passierte sie einen Spiegel, der fast die gesamte Länge einer Wand einnahm, höchstwahrscheinlich ein venezianischer Spiegel, der es Agenten gestattete, die Vernehmungen von der anderen Seite aus zu beobachten. Schließlich marschierte sie an einem blau-goldenen Schild mit dem Bild eines Adlers und den Worten FEDERAL BUREAU OF INVESTIGATION – PROTECTING AMERICA vorbei. Mehrere Stühle standen um einen Metalltisch in der Mitte des Raums herum, aber Karen war zu aufgeregt, um sich hinzusetzen. Stattdessen zog sie mindestens fünfzigmal ihre Kreise durch den Raum, leicht benommen von Angst, Empörung und Müdigkeit. Die Agenten hatten ihr Jonah weggenommen.
Um fünf Uhr hörte sie Schritte in dem Flur vor der verschlossenen Tür. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, und einen Augenblick später trat der Agent, der sie festgenommen hatte, in den Raum. Er war
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