Die Würfel Gottes
ihn. David legte ihr seine Hand ins Kreuz und schob sie nach vorn. »Dies ist Professor Gladwell«, sagte er, »und ich bin Professor Hodges. Von den Theaterwissenschaftlern.«
Die Putzfrau presste die Hand gegen die Brust, erholte sich immer noch von dem Schreck. Sie betrachtete David und Monique zornig. »Mir ist fast das Herz stehengeblieben! Ich hab gedacht, dieser Raum wäre bis ein Uhr leer.«
David lächelte, um sie zu beruhigen. »Das ist er normalerweise auch, aber wir erledigen noch ein paar Dinge in letzter Minute für die Aufführung heute Abend. Es ist eine große Premiere, sehr aufregend.«
Die Frau schien nicht beeindruckt zu sein. »Und was wollen
Sie von mir? Haben Sie irgendwas, das Sie wegwerfen wollen?«
»Eigentlich habe ich über den Kittel nachgedacht, den Sie da tragen. Gibt es vielleicht die Möglichkeit, ihn ein paar Stunden auszuleihen?«
Sie schaute ungläubig an ihrem Kittel hinunter, mit dem aufgenähten Stoffflecken direkt über ihrer linken Brust, auf dem stand: CARNEGIE MELLON GEBÄUDEREINIGUNG. »Dieses Ding? Was wollen Sie denn damit?«
»Eine der Gestalten in unserem Stück ist eine Reinemachefrau, aber ich bin mit dem Kostüm, das wir im Moment haben, nicht sehr glücklich. Ich möchte etwas haben, das mehr so wie Ihre Uniform ist. Ich muss es nur unserer Kostümdesignerin zeigen, damit sie es kopieren kann.«
Die Augen der Frau wurden schmal. Das nahm sie ihm nicht ab. »Schauen Sie, ich muss diese Uniform tragen, während ich arbeite«, sagte sie. »Wenn ich sie Ihnen ausleihe, muss ich mir eine neue in der Hausverwaltung holen, und das ist ein langer Weg.«
»Ich bin bereit, Sie für Ihre Unannehmlichkeiten zu entschädigen.« David griff in seine Hosentasche und zog eine Rolle Zwanziger hervor. Er zählte zehn von den Scheinen ab.
Sie starrte auf die zweihundert Dollar in seiner Hand. Sie war kein bisschen weniger misstrauisch als zuvor, aber jetzt hatte sie einen Grund, ihr Misstrauen zu ignorieren. »Sie bezahlen mich für die Uniform?«
Er nickte. »Das Theaterseminar hat ein Budget für Notfälle wie den hier.«
»Und Sie geben sie wieder zurück, wenn Sie damit fertig sind?«
»Auf jeden Fall. Sie können sie heute Nachmittag abholen.«
Sie sah ihn immer noch argwöhnisch an, während sie den
Kittel auszog. »Erzählen Sie nur niemand von der Gebäudereinigung davon, okay?«
»Keine Sorge, ich werde kein Wort sagen.« Dann kam ihm noch ein Gedanke. »Und wir werden auch Ihren Container brauchen. Als Requisite für die Aufführung.«
Sie übergab David den Kittel. »Der Container ist mir egal. Es gibt noch einen im Keller, den ich benutzen kann.« Sie schnappte sich die zweihundert Dollar und verließ schnell den Raum, als hätte sie Angst, er könne es sich anders überlegen.
David wartete ein paar Sekunden, bevor er die Tür zu dem Hörsaal verschloss. Mit dem blauen Kittel über dem Arm drehte er sich zu Monique um. »Okay, ich habe dein Kostüm.«
Sie starrte die Uniform grimmig an. »Eine Putzfrau. Wie originell.« Ihre Stimme klang verbittert.
»Hey, tut mir leid. Ich dachte nur …«
»Ja, ich weiß, was du dachtest.« Sie schüttelte den Kopf. »Schwarze Frauen putzen Büros, stimmt’s? Wenn diese FBI-Agenten also sehen, wie ich einen Container in das Gebäude reinschiebe, werden sie mich gar nicht genauer anschauen.«
»Falls du das Teil nicht anziehen …«
»Nein, nein, du hast recht. Das ist das Traurigste daran, du hast vollkommen recht.« Sie griff sich den Kittel von Davids Arm und schüttelte ihn kurz aus. Der blaue Stoff peitschte durch die Luft. »Es spielt keine Rolle, wie viele akademische Grade du erwirbst, wie viele Referate du publizierst oder wie viele Preise du gewinnst. In ihren Augen bin ich nur eine Putzfrau.«
Sie steckte die Arme durch die Ärmel der Uniform und begann sie zuzuknöpfen. Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde sie in Tränen ausbrechen, aber sie biss sich auf die Unterlippe und kämpfte dagegen an. David spürte,
wie sein schlechtes Gewissen einen Knoten in seinem Magen bildete. Egal, wie seine Absichten aussahen, er hatte sie tief gekränkt. »Monique«, begann er. »Es ist mein Fehler. Ich wollte nicht …«
»Da hast du verdammt recht, dass es dein Fehler ist. Jetzt geh da rein.«
Sie zeigte auf die Ladung Abfall in dem Segeltuch-Container. Verwirrt schaute David sie an. »Da rein?«
»Ganz genau. Du kannst dich auf den Boden legen, und ich häufe den Abfall über dich. Dann können wir
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