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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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dafür allzu gern eine Maulschelle verpasst hätte. Aus den Augenwinkeln aber beobachtete sie, wie der Feldscher sacht den Kopf schüttelte. Sie musste ihm abermals recht geben: Um der Sache willen mussten sie eine Weile zusammenhalten.
    »Also sind wir uns einig?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
    »Dann bleibt uns nur zu hoffen, dass die Schweden wirklich morgen schon vor unserem Lager stehen.« Besorgt runzelte Meister Johann die Stirn. »Ich glaube, das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mir wirklich wünsche, Wrangel und seine Leute könnten fliegen und wären bei Sonnenaufgang da.«
    Wenig später machte sich Rupprecht mit den ersten Arzneien sowie Proviant und Decken auf den Weg zum Dachsbau. Im Weggehen warf er Magdalena einen Blick zu, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Noch immer pochte ihr das Herz bis zum Hals, so hatte der eigenartige Ausdruck in seinen Augen sie entsetzt. Schweigend hockte sie zusammen mit Meister Johann im Zelt. Es blieb ihnen nichts zu tun, als geduldig auf Rupprechts Rückkehr zu warten. Ein heftiges Donnern erschreckte sie. Sturm kam auf. Das Gewitter, das sich seit dem Abend ankündigte, war endlich da. Schon zerrte eine Böe an der Zeltplane. Kurz darauf ging das sanfte Nieseln in kräftiges Tosen über. Die Nacht versprach ungemütlich zu werden. Besorgt hob Magdalena den Blick. Das unruhige Licht im Zelt reichte aus, ihre Befürchtungen zu bestätigen: Bereits nach wenigen Augenblicken zeichnete sich die Nässe auf der inneren Plane ab. Lange würde die Wachsschicht dem Wasser nicht standhalten. Auch der kräftige Wind ebbte nicht ab, sondern rüttelte immer heftiger an dem Tuch. Von unten her kroch Kälte herein. Fröstelnd zog Magdalena die nackten Füße unter die Oberschenkel, strich den Stoff ihres Rockes eng darüber und igelte sich ganz in ihren Körper ein, um die eigene Wärme so lange wie möglich auszukosten.
    Meister Johann saß reglos auf einem Schemel an dem kleinen Tisch. Als fühlte er ihren Blick, wandte er den Kopf, nickte und kam leise zu ihr, um sich dicht neben ihr niederzulassen. Ein Blick zu Eric auf ihrer rechten Seite beruhigte sie. Weder das Rascheln durch Meister Johanns Aufstehen noch das Unwetter schienen seinen Schlaf zu stören. Nicht einmal die Augenlider flackerten. Es war, als wäre er zu Stein erstarrt.
    Die Flamme des Talglichts kämpfte mit dem Wind. Der faulige Qualm stieg ihr direkt in die Nase, ihre Augen begannen zu brennen. Zusehends verschwammen die aufgeregt tanzenden Schatten an der Zeltwand, zauberten eine unheimliche Stimmung. Zitternd vor Kälte, rieb sie sich die Arme. Die Finger an der noch immer bandagierten linken Hand wollten gar nicht mehr warm werden. Mehrmals hauchte sie sie an.
    »Mach dir keine Sorgen!«, knurrte Meister Johann und streckte die Hand aus, um ihre kalten Finger zu umfassen. »Rupprecht weiß, was er tut.«
    Die rauhe Haut seiner Rechten strahlte angenehme Wärme aus. Als er merkte, wie gut ihr das tat, strich er zärtlich über ihre Hand. Dankbar sah sie zu ihm auf. Seine vorgequollenen Augen schimmerten im unregelmäßigen Licht der kleinen Flamme noch glasiger. Kurz durchzuckte sie der Gedanke, ob er heimlich von dem Branntwein trank, den sie drüben im Wagenkasten für die Patienten aufbewahrten. Unauffällig versuchte sie seinen Atem zu erschnuppern, roch allerdings nichts. Der beißende Geruch des Talglichts überdeckte alles. Dreimal schon war der Feldscher nach nebenan geklettert. Gut möglich, dass er damit seine Nerven beruhigte. Wenigstens zitterte er nicht.
    »Müsste Rupprecht nicht schon längst zurück sein?«, fragte sie leise. »Bei dem Regen wird es nur noch schwieriger für ihn, sich im Dunkel zurechtzufinden. Gar nicht daran zu denken, wie wir Eric überhaupt dort hinauf zu dem Bau bringen sollen.«
    Behutsam entzog sie dem Feldscher die Hand, legte sie in den Schoß und zupfte mit der gesunden Hand am Leinenverband. »Es war töricht von mir, euch beide mit hineinzuziehen. Ich hätte das besser allein in die Hand genommen. Wenn es schiefgeht, würde nur ich dafür einstehen müssen.«
    »So ein Unsinn.« Unwirsch schnaufte Meister Johann auf. »Wie hätte das gehen sollen? Allein schaffst du Eric nicht mal aus dem Zelt raus. Und Seume würde dir ohnehin nicht abnehmen, dass du das allein getan hast. So oder so werden Rupprecht und ich also mit drinhängen. Dann können wir dir ebenso gut gleich helfen. Damit besteht wenigstens die kleine Chance, dass es am Ende

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