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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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schmutzigen Verbände wechseln? Sieh dir doch an, welche Sauerei das ist. Pack ein, was du an Kräutern und Salben brauchst. Außerdem«, er kniff sie in den Hintern, »ist es drüben im Offizierslager weitaus lustiger als hier. Da wirst auch du deinen Spaß haben, das verspreche ich dir!«
    19
    Dass Rupprecht sich überhaupt noch hierherwagte! Als der drahtige Schwarzhaarige mitten in der Nacht in ihr Zelt kroch, schluckte Elsbeth eine böse Bemerkung hinunter. Dass er obendrein nach Magdalena fragte, setzte der Unverfrorenheit die Krone auf. Selbst Rupprecht sollte verstanden haben, wie sie inzwischen zu der Cousine stand. Schließlich war er selbst dabei gewesen, wie Magdalena sie vor dem Profos hatte auflaufen lassen. Carlotta war das Einzige, was sie an ihr mochte, ja liebte. Zärtlich hauchte sie einen Kuss auf den schlafenden Haarschopf in ihrem Schoß.
    »Eric ist auch verschwunden, ebenso Meister Johann.« Rupprecht sprudelten die Worte aus dem Mund, so aufgebracht war er. »Unser Zelt ist leer. Wo sind die alle hin? Weißt du was, Elsbeth? Abgehauen werden sie wohl kaum sein. Eric ist viel zu schwach, kann sich nicht einmal aufrichten, geschweige denn gehen. Magdalenas linke Hand ist verletzt, der Feldscher gewiss betrunken. Solange Carlotta bei dir ist, ist Magdalena nicht freiwillig fort. Nie und nimmer würde sie ihr Kind im Stich lassen, geschweige denn allein mit Eric zu fliehen wagen.«
    »Hat sie das vor? Ohne dich? Kaum zu fassen!« Verächtlich sah sie auf Rupprecht hinab, den sie selbst jetzt, da sie einander gegenübersaßen, überragte.
    »Was weißt du?« Seine Stimme kippte. Es war unübersehbar, dass er etwas zu verbergen hatte.
    »Was soll ich schon wissen?« Mit irgendwelchen Fluchtplänen wollte Elsbeth nichts zu tun haben. Ärger mit Seume hatte sie genug.
    In der Ferne grollte das Gewitter. Dicke Regentropfen platschten auf das Leinen, so dass der durchnässte Stoff immer schwerer auf die Stangen drückte. An manchen Stellen hing er bereits bedrohlich durch. Sie reckte sich und pochte mit der Faust dagegen, um das Wasser herauszuschleudern. Mit der schlafenden Kleinen auf dem Arm war sie allerdings stark in ihren Bewegungen eingeschränkt. Tatenlos sah Rupprecht zu.
    Geweckt hatte er sie nicht. Denn zum einen ging ihr die unglückliche Episode mit Seume nicht aus dem Kopf, zum anderen gab auch Carlotta keine Ruhe, immer wieder erwachte sie und schrie herzerweichend. Wenigstens die aufdringliche Roswitha war Elsbeth irgendwann losgeworden. Die Kleine aber beruhigte das nicht. Über Stunden schon wiegte Elsbeth sie in den Armen. Dabei war ihr stetig kälter geworden. Die Feuchtigkeit kroch unter ihre Kleider, die Decke über den Schultern war klamm. Auch von Carlottas Leib in ihren Armen strahlte zu wenig Wärme aus, um das Frösteln zu besiegen.
    Sie wollte allein sein, niemanden sehen in ihrem Elend, am wenigsten Rupprecht. Die Schmach, von Magdalena vor aller Augen bloßgestellt worden zu sein, konnte sie nicht verwinden. Zu allem Überfluss hatte sie vorhin ihre Blutungen bekommen, eine weitere Unbill, die ihr zu schaffen machte. So schnell konnte sie sich das Leinen gar nicht zwischen die Beine stopfen. Erschöpft hatte sie aufgegeben und es einfach zwischen den Beinen hinunterrinnen lassen. Beiläufig strich sie den Rock über dem Schoß glatt, damit Rupprecht die verräterischen dunklen Flecken nicht entdeckte. Den Becher Wermuttee gegen die Leibschmerzen hatte sie ausgetrunken, wartete aber noch auf die ersehnte Wirkung. Einige Tropfen Hirschhorn oder Serapin wären gewiss hilfreicher gewesen. An die aber kam sie nur über Magdalena oder Roswitha.
    »Wo und wann hast du Magdalena zum letzten Mal gesehen?« Rupprechts Hartnäckigkeit machte sie noch wütender.
    »Du kannst so oft fragen, wie du willst. Meine Antwort bleibt die gleiche: am frühen Abend, vor Meister Johanns Wagen. Da warst auch du, falls du es vergessen haben solltest.« Aufreizend schüttelte sie die langen blonden Haare nach hinten, warf den Kopf hoch und warf ihm einen weiteren verächtlichen Blick zu.
    Natürlich war das eine dreiste Lüge. In dieser Nacht noch hatte sie Magdalena gesehen. Der Lärm, den die Steckenknechte gemacht hatten, als sie den Verwundeten wegschleppten, war trotz Gewitter und Carlottas Gebrüll nicht zu überhören gewesen. Kurz darauf war auch die Cousine aus Meister Johanns Zelt fort. Ob sie den anderen hinterhergelaufen war, hatte Elsbeth nicht feststellen können. Sie vermutete eher,

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