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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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tropfte das Regenwasser, die Feder hing schwer und schlaff herab. Auch der Umhang triefte vor Nässe und lastete schwer auf seinen massigen Schultern. Mit den beiden Soldaten war mehr als nur die eisige Gewitterstimmung in das enge Zelt eingedrungen.
    »Da hinten, wo sonst?« Magdalena nickte mit dem Kopf in die Ecke, in der Eric lag. Innerlich drohte es sie zu zerreißen.
    »Kann er aufstehen?«
    Als wäre das eine Aufforderung an sie, erhob sie sich. Sie reckte das Kinn nach oben und stemmte die Hände in die Hüften. Die linke Hand schmerzte höllisch, doch sie biss sich auf die Lippen, um sich das nicht anmerken zu lassen. Zornig sah sie den Steckenknecht aus ihren blitzenden grünen Augen an. »Frag ihn doch. Vielleicht hast du Glück, und er gewinnt das Bewusstsein zurück, sobald er deine liebliche Stimme hört. So wie ihr beide ausseht, wird er von euch nur Gutes zu erwarten haben, was?«
    Mit Aufmüpfigkeit hatten die Knechte nicht gerechnet. Magdalena wunderte sich selbst, woher sie den Mut nahm. Vielleicht war das die einzig richtige Art, mit ihnen umzuspringen. Unsinn!, schalt sie sich im nächsten Moment. Am Ende führte das nur dazu, dass die zwei noch übellauniger wurden. Der Weg quer durch das Lager von Seumes Unterkunft bis zu ihr durch den strömenden Regen durfte ihnen kaum Freude bereitet haben. Wahrscheinlich hatten sie dafür das abendliche Kartenspiel oder eine lustige Tändelei mit den Huren unterbrechen müssen. Umso schlimmer für sie, wenn sie bei dem Verwundeten statt eines verängstigten Hascherls ein freches Weibsbild antrafen.
    »Er ist kaum bei Sinnen«, schob sie in freundlicherem Ton nach und rang sich sogar ein Lächeln für den muffigen Riesen direkt vor ihr ab. »Wenn er aufstehen soll, müsst ihr ihm schon kräftig unter die Arme greifen. Aber Vorsicht! Er hat eine riesige Wunde quer über den Leib.«
    Sie trat beiseite, um den Weg zur Strohmatte frei zu machen, und wies mit der gesunden Hand auf Eric. Kurz wandten sich die beiden einander zu, dann nickte der kleinere, und sie bückten sich gleichzeitig, um ihn vom Boden aufzuheben.
    »Was tut ihr da?« Sie musste an sich halten, um nicht aufzuschreien. »Der kann doch kaum die Augen aufhalten, geschweige denn stehen. Außerdem soll er erst im Morgengrauen mit dem Karren abgeholt und zum Richtplatz gebracht werden. Das hat Seume vorhin selbst angeordnet.«
    Die Männer reagierten nicht auf ihren Einwand, sondern brachten Eric unter Schnaufen und Fluchen in die Aufrechte. Einen Moment hielten sie inne. Kraftlos hing Erics rotblonder Kopf auf der Brust. Der im Liegen so stattlich wirkende Körper hielt sich lediglich durch das Stützen der beiden Soldaten einigermaßen gerade. Die Leinenverbände um seinen Bauch färbten sich dunkelrot. Durch das ruckartige Hochziehen musste die Naht aufgebrochen sein. Blankes Entsetzen erfasste Magdalena. So würde Eric nicht einmal den Weg ins Offizierslager überleben. Wo blieben nur Rupprecht und Meister Johann?
    »Weiß Seume, was ihr da vorhabt?«, versuchte sie ein letztes Mal, die Steckenknechte von ihrem gefährlichen Tun abzubringen. »Bei Nacht sieht kein Mensch, wie der Lump zu ihm geschafft wird. Nur diejenigen, die direkt um den Richtplatz lagern, werden morgen früh etwas von der Hinrichtung mitbekommen. Aber gerade das wollte Seume doch nicht. Ein riesiges Spektakel will er haben! Alle Leute in Regiment und Tross sollten zusehen, wie auch der dritte Halunke für den feigen Mord an unseren Soldaten den Kopf hinhält.«
    Ohne nachzudenken, zupfte sie den kleineren der beiden am Mantel. Unwirsch schüttelte er sie ab. Wieder war es der größere, der das Wort ergriff: »Seume will, dass wir den Schurken sofort in sein Zelt schaffen. Hier bei euch ist er nicht mehr sicher. Euer Zelt steht zu weit weg von den übrigen. Es könnte jemand kommen und ihn befreien. Oder die Späher von den schwedischen Hunden tun das.«
    Sein Blick glitt über ihren Körper, verweilte lüstern auf ihrem Busen. Schnell leckte seine Zunge über die Lippen. »Gnade dir Gott, wenn die dich hier allein und völlig wehrlos finden. Mit einem Halbtoten zur Seite, der nicht einmal aufstehen kann. Sei froh, dass Seume das noch rechtzeitig eingefallen ist. Drüben bist auch du in Sicherheit.«
    »Ich soll mitkommen?« Daran hatte sie keinen Augenblick gedacht. Wie sollten der Feldscher und Rupprecht dann erfahren, was in ihrer Abwesenheit passiert war?
    »Natürlich! Oder glaubst du, dass wir dem Schurken die

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