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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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letzten Gang zum Galgen sollte man schon aufrecht hinter sich bringen, nicht wahr?« Dröhnend lachte er. Magdalena hob gar nicht erst den Kopf. Auch Meister Johann tat, als habe er nicht zugehört, und schob sich einfach an Seume vorbei. Sie wollte es ihm nachtun, da umklammerte der Profos mit fleischigen Fingern ihren Arm, dass es schmerzte.
    »Wenn die Arbeit getan ist, mein Täubchen, warte ich im Zelt nebenan auf dich. Mir ist, als hättest du einiges bei mir wiedergutzumachen.« Gierig glitt sein Blick über ihren zierlichen Körper. Unwillkürlich raffte sie den Stoff ihres Mieders enger zusammen und zog die Schultern ein. Es widerte sie an zu sehen, wie seine Zunge über die Lippen leckte. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht gespuckt. »Ich glaube, der Meister braucht mich«, war alles, was sie herausbrachte.
    »Verschwende deine Reize nicht an diesen Schurken. Der ist es nicht wert, mein Täubchen! Bei mir dagegen wirst du bald wissen, welche Vorzüge es haben kann, brav zu sein.«
    »So wie Elsbeth?« Die Frage war ihr ohne nachzudenken herausgerutscht. Ruckartig ließ er sie los, und sie taumelte nach hinten. Schweigend setzte er seinen Hut auf und verschwand, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, aus dem Zelt.
    Hinter dem Vorhang war Meister Johann bereits damit beschäftigt, die wieder aufgerissenen Wunden an Erics Leib zu versorgen. Er blickte kaum auf, als sie ihm gegenüber niederkniete und ihm mit einer Lampe leuchtete. Besorgt betrachtete sie Eric. Abermals hatte er das Bewusstsein verloren. Fiebrige Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Magdalena fühlte, wie Verzweiflung sie übermannen wollte. So nah war sie daran gewesen, ihn zu retten. Ein, zwei Stunden noch, und er wäre in Sicherheit gewesen. Die Steckenknechte hätte ihn nicht mehr vorgefunden. Erschüttert sah sie zu Meister Johann. Sein Augenmerk war ganz auf die Behandlung der Nähte gerichtet. Fieberhaft überlegte sie, ob sie nicht doch noch etwas für Erics Rettung tun konnte. Vielleicht sollte sie gleich zu Seume hinüber. Wenn es Erics Leben rettete, würde sie ihren Abscheu überwinden und Seume die Freuden gewähren, die er verlangte. Es wäre gewiss nicht das erste Mal, dass eine Frau ihren Mann auf diese Weise aus Seumes Händen befreite. Elsbeth hatte es sogar für weitaus geringeren Lohn getan.
    »Gleich bin ich fertig«, erklärte der Feldscher und stellte die Schale mit der bewährten Salbe aus Leinöl, Kolophonium und Wachs ab. Schon begann er, einen neuen Verband anzulegen. Rasch sprang sie ihm bei. Als sie fertig waren, zerrte er mit den dicken Fingern an der dünnen Decke, die von Erics Beinen gerutscht war, und zog sie vorsichtig über den geschundenen Leib. Ein letzter Blick bestätigte den schlimmen Zustand: Die Blutungen waren zwar zum Stillstand gekommen, dennoch glühte Erics Antlitz weiterhin fiebrig, Schüttelfrost quälte seinen Körper. Immer wieder warf er den Kopf hin und her. Undenkbar, dass er in wenigen Stunden noch einmal in die Senkrechte gebracht und auf eigenen Beinen zum Richtplatz gehen konnte. Meister Johann schien Ähnliches zu denken. Unwirsch schüttelte er den Kopf. Schweigend kauerten sie sich neben Erics Krankenlager auf den Boden und warteten. Meister Johann legte den Arm schützend um Magdalenas Schultern und zog sie zu sich.
    Der Regen trommelte auf das Zelt, das Gewitter verklang in der Ferne. Die Morgendämmerung war nicht mehr weit. Seit einer Weile schon drang stetes Hämmern und Klopfen zu Magdalena und Meister Johann. Draußen auf dem Richtplatz wurde der Galgen für den vermeintlichen dritten Soldatenmörder aufgerichtet.
    »Gleich ist es so weit.« Seumes Bass übertönte sowohl das Hämmern als auch die Regentropfen auf der Zeltplane. Mit einem Ruck rissen seine riesigen Pranken den Vorhang zurück. Breitbeinig stand er vor ihnen. Die hünenhafte Gestalt verhinderte, dass viel Licht in ihren Teil des Zeltes fallen konnte. Schwankend machte er einige Schritte auf sie zu, dann ruderte er wild mit den Armen. Wäre ihm nicht einer der Steckenknechte zur Seite gesprungen, wäre er mitten in seinem eigenen Zelt umgekippt. Der Speichel troff ihm von den wulstigen Lippen, die Augen schimmerten glasig. Die knollige Nase war blaurot verfärbt und von unzähligen roten Äderchen durchzogen. Allein der Atem, den er ausstieß, genügte, um zu wissen, wie es um ihn stand. Ein Wunder, dass er überhaupt noch deutlich sprechen konnte.
    »Komm schon, Meister Johann, zeig uns allen,

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