Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
Vom Netzwerk:
verschwörerisch: »Kannst du deinen Mund auch wirklich halten? Das, was ich dir zu sagen habe, muss in jedem Fall unter uns bleiben. Wir zwei müssen uns noch überlegen, was wir damit anfangen.«
    Er zwinkerte ihr zu. Stumm nickte sie und hoffte, die Kleine hielt es noch eine Weile aus. Sollte Carlotta ausgerechnet jetzt, wo der Dicke endlich mit der Sprache herausrückte, die Geduld verlieren und durch Schreien das Weiterreden unmöglich machen, wäre alle Mühe umsonst gewesen.
    »Also?«, versuchte sie ihn zum Reden zu ermuntern.
    »Vorhin habe ich zufällig gehört, was die rote Magdalena mit dem sauberen Rupprecht plant.« Abermals legte er eine bedeutungsvolle Pause ein, kostete die Spannung genüsslich aus.
    »Und?«, fragte sie ungeduldig.
    Strecker grinste. »Kannst du es dir nicht denken? Seumes geheimnisvollen Gefangenen will sie vor dem Galgen retten!«
    »Was?« Ungläubig hatte sie aufgeschrien, hielt sich schnell die Hand vor den Mund. Leiser fuhr sie fort: »Bist du sicher?«
    »Tu nicht so!« Einen Augenblick wirkte Strecker wütend, dann verzog er die Lippen zu einem schmutzigen Grinsen: »Wir beide wissen doch, wer der angebliche Soldatenmörder wirklich ist. Schon damals in Freiburg hat sie ihn heimlich getroffen. Zu der Kleinen auf deinen Armen ist sie auch nicht gerade wie die Heilige Jungfrau zum Kind gekommen, was? Wundert mich nur, dass Rupprecht ihr bei dem törichten Plan helfen will. Wahrscheinlich tut er es, weil es eine gute Gelegenheit ist, den Nebenbuhler endlich loszuwerden und sich gleichzeitig bei Magdalena ins rechte Licht zu setzen.«
    »Was hast du jetzt vor? Welche Kleinigkeit soll ich für dich tun?«
    Der Dicke zuckte mit den Schultern, als sei er nicht mehr sonderlich interessiert, und sagte: »Viel Zeit bleibt nicht. Seume geht es sicher bald besser, und die Schweden rücken näher. Hör deiner Cousine doch einfach gut zu, wenn du mit ihr über die nächsten Tage redest. Schon allein wegen der Kleinen wird sie dir sagen müssen, wann sie etwas plant. Wird sie wohl kaum mitschleppen, wenn sie ihren Eric fortbringt.«
    Ohne weiter auf ihre Reaktion zu achten, drückte er sich den breitkrempigen Filzhut auf den Kopf, zog sich den Umhang mit einer Hand vor der Brust zusammen und trat hinaus in den Regen. Als ahnte Carlotta, dass ihre Zeit gekommen war, plärrte sie los. Leise fluchend öffnete Elsbeth ihr Mieder, zog sich ins Innere des Zeltes zurück und legte die Kleine an die Brust.
    Das Trommeln des Regens wurde stärker. Sobald Carlotta mit hastigen Schlucken ihren ersten Hunger gestillt hatte, saugte sie im steten Rhythmus der Tropfen weiter. Besorgt blickte Elsbeth auf eine Einbuchtung am Zeltdach. In der Mitte löste sich allmählich ein Tropfen und fiel träge auf sie herab. Kein Zweifel, sie brauchte umgehend eine trockene Unterkunft. Sie wusste auch schon, auf wessen Hilfe sie dabei zurückgreifen würde. Zu Recht hatte der dicke Quartiermeister gesagt, dass Magdalena wohl kaum mit der kleinen Carlotta und dem verletzten Eric zusammen aus dem Lager verschwinden könne. Sie würde die Ohren offen halten, wie viel es der Cousine wert war, dass ihr jemand bei ihrem weiteren Vorhaben half.
    25
    Nass bis auf die Knochen erreichte Rupprecht Seumes Zelteingang. Unterwegs hatte er zwei halbwüchsige Trossbuben gebeten, ihm beim Tragen der Kiste behilflich zu sein. Mürrisch ließen sie die Last zu Boden sinken. Es war ihnen wohl klargeworden, dass sie außer Mühsal und Frust keinen Lohn erwarten durften. Um sie nicht völlig zu verärgern, reichte Magdalena ihnen rasch den Schlauch mit Branntwein. Der Alkohol war wie so oft das Einzige, das nicht ausgegangen war, trotz der großen Beliebtheit des Getränks. Gierig nahm jeder der Trossbuben einen großen Schluck. Eigentlich waren sie viel zu jung, doch schienen sie das Trinken bereits gewohnt. Der scharfe Brand entlockte ihnen nicht einmal ein Wimpernzucken. Aufrecht und ohne Schwanken zogen sie von dannen. Ein strenger Blick Magdalenas genügte, und die Steckenknechte nahmen sich der Kiste an. Sie dirigierte die zwei damit hinter den Vorhang, wo Eric lag. Noch immer hatte er das Bewusstsein nicht wiedererlangt.
    »Frisches Leinen für den Profos«, erklärte sie, um jedem Argwohn vorzubeugen. »Es ist besser, wenn er die Kiste beim Aufwachen nicht sieht, sonst wird ihm seine missliche Lage sogleich wieder bewusst.«
    Glücklicherweise gaben sich die Steckenknechte mit dieser fahlen Ausrede zufrieden. Den Patienten

Weitere Kostenlose Bücher