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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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die schwere Kiste ganz allein rüberschleppst. So ein starker Junge!« Sie legte ihm die freie Hand auf die Schulter und hielt ihn fest.
    »Wo steckt die rote Magdalena eigentlich?«, fragte Strecker. »Immer noch drüben bei Seume? Die muss es ja ganz wichtig haben mit ihrem neuen Patienten, dass sie gar nicht mehr aus dem Offizierslager rauskommt.«
    »Was willst du von ihr?« Misstrauisch wandte Rupprecht sich um und schüttelte dabei Elsbeth ab. »Hast du es immer noch nicht aufgegeben? Auf die kannst du warten bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Freiwillig legt die sich gewiss nicht für dich hin.«
    »Andere dafür schon, wie du siehst. So ist das halt, wenn man den Weibern was zu bieten hat. Bist du etwa eifersüchtig? Letztens in meinem Zelt kamst du leider gar nicht erst zum Zug, was? Du Armer! Wenn du magst, arrangiere ich was für dich bei einem Weib. Ich kenne genug, die das für mich tun würden. Streng dich aber an, dass du mir keine Schande machst!«
    Schmunzelnd erhob er sich und knöpfte sich aufreizend dicht vor Rupprecht die Hose zu. Seine winzigen, hellen Augen bohrten sich in die dunklen Rupprechts, seine dicke Pranke fasste genüsslich in seinen Schritt. Gleichzeitig rülpste er so laut, dass Rupprecht zurückwich. Dann erst bückte er sich nach seinem Hut. Umständlich setzte er ihn auf. Einen quälend langen Augenblick stierte Rupprecht wütend auf den weitaus größeren und breiteren Mann vor sich, bevor er sich eines Besseren besann. Ohne ein weiteres Wort fasste er nach dem Griff und zog die Kiste rücklings aus dem Zelt.
    »Ja, mach nur, dass du das Leinzeug zu Magdalena bringst. Wird viel davon brauchen, wenn sie jetzt zwei Köpfe zu verbinden hat!« Strecker trat an den Zelteingang und sah ihm feixend nach, wie er die schwere Holzkiste über den schlammigen Boden durch den Regen zog.
    Etwas stimmte da nicht. Elsbeth stellte sich neben ihn und musterte ihn aufmerksam.
    »Was meinst du damit?«, fragte sie schließlich und ließ Strecker nicht aus den Augen.
    Sein Profil erschien ihr platt. Die breite Nase ragte kaum hervor, als hätte man sie mit einem Brett absichtlich flach gedrückt. Um Streckers Mundwinkel zuckte es, die Ohrläppchen wackelten. Es war nicht zu übersehen, dass er etwas im Schilde führte.
    »Das wüsstest du wohl gern.« Mit einem überlegenen Lächeln wandte er sich um und grinste schließlich über das ganze Vollmondgesicht. Die Augen strahlten siegesgewiss. »Vielleicht verrate ich es dir sogar. Musst nur eine Kleinigkeit für mich tun.«
    »Noch mal?« Sie stöhnte auf und schob das mittlerweile wieder friedlich schlafende Kind auf ihren Armen wie einen Schild vor die Brust. Der Kerl war unersättlich. Hoffentlich kam Seume bald wieder auf die Beine und erlöste sie von diesem fetten Ungeheuer.
    »Du hältst mich wohl für einen Stier?« Dröhnend lachte er und hielt sich den vorragenden Bauch. Machte der sich auch noch über sie lustig? Wie gern hätte sie ihm eine Maulschelle verpasst. Allein die Furcht, ihn damit endgültig zu verprellen, hielt sie ab.
    »Schau nicht so ängstlich. Möchte wirklich nicht wissen, was du von mir denkst. Dabei mag ich dich wirklich.« Überraschend sanft strichen seine Finger über ihre Wange. Einen Moment ließ er die Hand liegen, betrachtete schweigend sie und das Kind. Fast schien es, als glitte er auf einem Traum in weite Fernen.
    »Was ist mit Magdalena? Warum muss sie jetzt zwei Schädel verbinden?« Ruckartig drehte sie den Kopf zur Seite. »Und bevor du auf einer weiteren Kleinigkeit bestehst, denk lieber daran, dass du mir noch etwas schuldig bist für vorhin. Brot und Wein hast du nicht mehr, also sag schon, was mit ihr ist, und wir sind für heute quitt!« Rüde stieß sie ihn in die Seite. Carlotta öffnete schon wieder die Äuglein. Gleich musste sie die Kleine anlegen, damit sie wenigstens ein bisschen was in den Bauch bekam. Bis dahin wollte sie den Dicken jedoch los sein.
    »Du vergisst wohl nie, den Gegenwert einzufordern für das, was du tust!«
    »Was bleibt mir übrig, wenn ich als Frau allein hier im Tross überleben muss?«
    »Gefällst mir jeden Tag besser, mein Täubchen. Aus dir kann noch was werden!« Anerkennend legte er ihr die Hand auf die Schulter und sah sie milde lächelnd an. »Nur bei deiner Cousine habe ich mich wohl verschätzt. Hab sie für klüger gehalten, als sie ist. Die rote Magdalena, wer hätte das von ihr gedacht!« Er schüttelte den Kopf, dann zog er sie näher heran und flüsterte

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