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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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bedeuten.«
    Nachdenklich nickte Magdalena. Im Fensterglas spiegelte sich ihr Gesicht mit den smaragdgrünen Augen und dem spitz zulaufenden Kinn. Sie wandte sich um und ließ den Blick durch den winzigen Raum schweifen. Die steile Dachschräge beherrschte ihn zu mehr als der Hälfte der Fläche. Ein Bett duckte sich unter die Schräge, daneben fanden sich eine kleine Truhe, auf der ein Talglicht stand, sowie ein Schemel gleich neben der Tür und zu guter Letzt ein Haken für den Umhang an der gegenüberliegenden Wand. Selten hatte Magdalena so komfortabel gewohnt. Eigentlich nur, wenn sie mit ihrem Vater den Herbst und Winter über die Versehrtenzüge begleitet hatte und in einer größeren Stadt mit Spital einquartiert gewesen war. Auch mit Roswitha und Meister Johann war sie einmal ähnlich feudal untergebracht gewesen. Wie es dem Feldscher wohl ging? Hoffentlich war Seume zur Vernunft gekommen und hatte sich darauf besonnen, welchen Nutzen Meister Johanns besondere Fähigkeiten ihm bescherten. Wieder rann ihr eine Träne über die Wange. Inständig flehte sie, dass es dem Meister besser erging als der armen Roswitha, die unter den Rädern eines Geschützes ein grausames Ende gefunden hatte.
    »Du hast natürlich recht«, sagte Magdalena schließlich. »Es ist wohl das Nichtstun, das unerträgliche Warten, das mich so unzufrieden werden lässt. Wie gern würde ich die Zeit nutzen, um Carlotta zu suchen. Wenn wir nicht endlich von hier wegkommen, wird es Winter, ohne dass wir einen Schritt weiter sind. Oder glaubst du im Ernst, dass Eric mit der Kleinen noch hier auftaucht?«
    Ein vorsichtiger Blick unter den Locken des frisch gewaschenen und deshalb noch offenen roten Haarschopfs auf den Gefährten bestätigte ihr, was sie in den letzten Wochen immer wieder schmerzlich hatte feststellen müssen: Rupprecht begriff nicht, wie es um sie stand. Am liebsten hätte er Carlotta längst vergessen, auch Eric und Elsbeth, so froh war er, Magdalena endlich für sich zu haben.
    »Englund sollten wir zur Vernunft bringen«, setzte sie erneut an. »Es ist sinnlos, länger untätig hier herumzuhocken. Eric wird nicht mehr kommen. Entweder waren die Informationen, die er bekommen hat, falsch, oder es gibt einen triftigen Grund, warum er nicht auftaucht.«
    »Dann gibst du es also auf?« Dicht baute Rupprecht sich vor ihr auf und suchte ihren Blick. Seine Hände strichen sanft über ihre Arme. Deutlich spürte sie die Wärme, die von ihm ausging. Sie hob den Kopf. Seine vollen Lippen waren wohlgeformt. Ihr war, als sähe sie das zum ersten Mal. Dahinter blitzte das Weiß der geraden Zähne auf. Aus dem Mund roch es köstlich nach Pfefferminz. Sie schmunzelte. Also hatte er doch wieder mit der sorgfältigen Pflege der Zähne begonnen, wie Meister Johann es ihnen einst beigebracht hatte. Den ganzen Sommer über hatte er mit dem Hinweis, nicht auf die gewohnten Utensilien zurückgreifen zu können, darauf verzichtet. Auf einmal drängte es sie, sich fest an ihn zu schmiegen. Die Nähe seines Körpers tat gut, ebenso genoss sie es, seine starken Muskeln unter dem Hemd zu spüren.
    Die Erinnerung an Eric löste sich dagegen mehr und mehr in Nebel auf. Der tiefgründige Blick der blauen Augen, das Zucken um die Mundwinkel und die Falten an der Nasenwurzel schienen ihr wie Teile eines lang schon zu Ende geträumten Traums. Selbst das Gesicht Jossips, der flehende Blick, mit dem er sie angesehen hatte, sein verzweifeltes Aufbäumen gegen das Unvermeidliche, schob sich immer öfter vor das Bild des einstigen Geliebten. Seltsamerweise erschien ihr die Erinnerung an Jossip längst wirklicher als Eric. Den Kroaten hatte sie zwar kaum gekannt, ihn in den wenigen Tagen der Nähe aber liebgewonnen. Bei Eric dagegen hatte es sich als böse Täuschung entpuppt, dass sie einmal meinte, ihn wirklich gekannt zu haben. Deshalb verschwand er zusehends aus ihrem Herzen.
    Rupprecht räusperte sich. Sie sah ihn an und neigte sich leicht nach vorn, atmete bereits seinen Atem im selben Rhythmus ein. Es könnte so einfach sein, sich auf ihn einzulassen. Er spitzte die Lippen, legte den Kopf schräg. Da durchzuckte sie etwas, was sie nicht hätte benennen können. Hastig zog sie sich wieder zurück. »Englund wird in Teufels Küche kommen, wenn er nicht bald zu seinen Leuten nach Rothenburg aufbricht«, sagte sie laut und stellte sich an die Tür. Die Hand bereits auf der Klinke, sprach sie weiter: »Du bist doch sein Freund. Auf dich wird er hören. Wir

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