Die Wundärztin
wirklich was Besseres für dich!«
Seine riesige Pranke krallte sich fest um ihren Busen. Vor Schmerz stöhnte sie auf, merkte aber im selben Moment, dass ihn das nur weiter reizte. Die zweite Hand umschloss ihren Oberarm wie eine Schraubzwinge.
»Komm schon, stell dich nicht so an!« Sein Atem wurde schneller. »Du weißt genau, dass ich mir das längst verdient hab. Seit Freiburg schon warte ich auf diesen Moment, mein Täubchen. Wart nur ab, was ich dir zu bieten habe. Dann wirst du dich nach keinem anderen mehr sehnen, das verspreche ich dir!«
Er packte sie an den Handgelenken und zog sie dicht heran. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast, seine war violett angeschwollen und von vielen kleinen Adern durchzogen. Auf seinen Zügen lag eine Entschlossenheit, die sie dem Betrunkenen niemals zugetraut hätte.
»Was soll das? Lasst mich los!« Erneut wollte sie sich durch eine abrupte Windung befreien. Auch dieses Mal gelang es nicht. Sein Griff wurde fester und schmerzhafter.
»Bist wohl eine ganz Wilde! Genauso mag ich das!«
Grob schlang er ihr den Arm um die Hüften, presste seinen Bauch gegen ihre Brust und versuchte gleichzeitig, ein Knie zwischen ihre Beine zu zwängen. Im letzten Moment schnellte ihre freie Hand nach oben und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. Die Wucht des Schlags war so heftig, dass ihm der Hut vom Schädel kippte. Spärlich ringelte sich das graue Haar um die im Mondlicht glänzende Glatze. Oberhalb des rechten Ohrs prangte eine wulstige Narbe. Überrumpelt ließ er sie los und hielt die Hand auf die schmerzende Wange.
»Verfluchtes Miststück! Was soll das?« Wut blitzte in seinem breiten Gesicht auf. Es lief rot an, dass die Adern an den Schläfen anschwollen. Schon wollte Magdalena sich unter ihm wegducken und davonschlängeln, doch noch immer umklammerte seine zweite Hand ihren Arm. Der Druck seiner Finger verstärkte sich. Es gelang ihr zwar, ein, zwei Schritte auszuweichen, dann aber stolperte sie. Seine blitzschnelle Reaktion überraschte sie abermals. Er riss sie am Arm herum. Dabei knackte ihr Handgelenk, jäh fuhr ihr der Schmerz durch die Glieder. Ungewollt prallte sie gegen ihn, versuchte, sich mit ausgestrecktem Arm abzufangen. Von dem Stoß strauchelte er, taumelte, verhedderte sich in der Stofffülle seines Umhangs. Geistesgegenwärtig zog er sie mit sich, und so fielen sie gemeinsam zu Boden.
Magdalena schrie auf. Eine Weile wälzten sie sich über den staubigen Boden. Sein Umhang sowie der ehedem so schmucke Rock waren bald ganz von Staub und Dreck überzogen. Immer wieder kam ihnen der dunkle Stoff in die Quere. Seume schien das wenig zu stören. Selbst als ein eindeutiges Reißen das vorläufige Ende seines prächtigen Putzes verkündete, rangelte er unbeirrt weiter. Mal presste er sie mit seinem schweren Leib auf die Erde, mal gelang es ihr, ihn so weit von sich wegzuschieben, dass sie wenigstens nach Luft schnappen konnte, bevor er sich wieder auf sie warf. Das Gewicht war seine stärkste Waffe, das begriff er selbst hinter dem dichten Alkoholschleier. Seine Finger wanden sich fest um ihr schmerzendes Handgelenk. Ihr blieb nur eine Hand, um sich zu wehren. Sie schlug und kniff, wo immer sie konnte. Stets musste sie auf der Hut bleiben, dass er die freie Hand nicht auch noch zu fassen bekam und sie vollends wehrlos machte. Dazu aber fehlte ihm die Behendigkeit. Beherzt spuckte sie und trat mit den Füßen wild durch die Luft. Endlich gelang ihr ein gezielter Stoß mit dem Knie in seinen Unterleib. Laut stöhnte er auf und wirkte für einen Moment geschlagen.
»Komm, mein süßes Kätzchen, zeig es mir endlich«, keuchte er jedoch schon bald darauf wieder lustvoll. Er drückte seinen Leib noch fester auf den ihren und begann, sich heftig an ihr zu reiben. Gleichzeitig gelang es ihm, abermals ein Knie zwischen ihre Beine zu zwängen. Unbeholfen zerrten seine Wurstfinger an ihrem Rock. Sein Atem wurde schneller, seine Hand grapschte nach ihrem Busen. Das Weiß seiner Augäpfel blitzte. Unbeschreiblicher Ekel würgte Magdalena.
Plötzlich schob sich von oben ein dunkler Schatten über sie. Seume lag mit dem Gesicht nach unten, deshalb nahm er es erst einen Wimpernschlag später wahr. Mit aller Kraft krümmte sie sich zusammen und schnellte im nächsten Augenblick nach oben. Ihr Kopf prallte gegen sein Kinn, seine Kiefer schlugen gegeneinander, gleichzeitig knirschte Holz. Sie hatte sich nicht getäuscht: Jemand schlug mit einem Knüppel auf Seumes Schädel
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