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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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ich ihn ungestraft töten kann. Auch Meister Johann ist klug genug zu wissen, dass die Stunde der Rache kommen wird. Niemand entgeht seiner gerechten Strafe, auch ein Hagen Seume nicht, vertrau mir.«
    Befriedigt nickte sie, dass die dünnen Haarsträhnen auf ihrem unbedeckten Schädel wippten.
    »Dass der Feldscher sich wieder mal verzogen hat, ist aber nicht das Einzige, was dich umtreibt, nicht wahr?« Aufmunternd stieß sie Magdalena in die Seite. »Los, sag schon, was du noch auf der Seele hast. Wahrscheinlich betrifft es deinen guten Eric, sonst hättest du ihn wohl kaum allein gelassen und mich aus dem Zelt geführt.«
    Magdalena lächelte, weil Roswitha sie wieder einmal durchschaut hatte, und berichtete dann, was sie bei Seumes Zelt aufgeschnappt hatte. Darüber wurde die Wehfrau ungewohnt still. Sogar das rhythmische Wippen ihres Körpers setzte aus. Nachdem Magdalena geendet hatte, wandte sie den Kopf zur Seite. Ihr Blick wanderte über den Horizont, als verfolgte sie dort in der Ferne etwas sehr Aufregendes. Unablässig mahlten ihre Kiefer gegeneinander, ohne auch nur den geringsten Laut von sich zu geben. Ihr Gesicht wurde zunehmend sorgenvoll.
    »Hast du Eric schon danach gefragt?«, war alles, was sie sagte. Vorsichtig legte sie eine Hand auf Magdalenas Schulter, wartete allerdings ihre Antwort nicht ab, sondern fuhr gleich fort: »Eric und seine Leute sind Seume also übel in die Quere gekommen. Außerdem gibt es da noch andere hier im Lager, die ebenfalls in den Handel verstrickt sind und für die Seume auf Erics Kosten ein grausiges Beispiel setzen will.«
    »Wüssten wir, wer das ist, könnten die uns helfen, Eric fortzuschaffen. Gewiss werden sie alles daransetzen, ihn vor dem Tod zu bewahren.«
    »Das glaube ich nicht, Kindchen! Echte Helden gibt es viel zu wenige. Diese Leute sind vielleicht froh, dass Eric aus dem Weg geräumt wird, weil das auch ihnen nutzt. Oder sie haben schlicht Angst, selbst am Strick zu enden. Seume ist sehr mächtig. Du weißt doch, wie die Männer aller Ränge vor ihm kuschen. Er hat es nur zu gut verstanden, aus dem langen Krieg Nutzen zu ziehen. Gleichzeitig hält er als Hüter von Recht und Ordnung die nötigen Fäden in der Hand, unliebsame Menschen aus dem Weg zu räumen. So wie er das jetzt gegen Eric einsetzt, wird er es zweifelsohne bei jedem tun. Deshalb wird es niemand wagen, Eric gegen ihn zu verteidigen.«
    »Also wird uns keiner helfen, Eric vor dem Galgen zu bewahren.« Magdalena fühlte sich auf einmal trotz Roswithas Gegenwart sehr allein. Ihr Blick glitt über die Reihen der Zelte und Planwagen. Bislang war sie sicher gewesen, bei jeder Gefahr, jeder Unbill der Unterstützung der anderen sicher sein zu können. Sie selbst hatte es doch auch nie anders gehalten, wenn sie einer um Hilfe gebeten hatte, ganz gleich, worum es ging.
    Roswitha beugte sich vor und wisperte: »Gerade du bist in Gefahr, Magdalena. Sobald Seume erfährt, dass Eric und du einmal ein Paar wart, wird er sich erst recht mit Genuss an ihm rächen wollen. Dass er dich letzte Nacht nicht nehmen konnte, wird ihm bitter genug aufstoßen. Noch dazu, da es Zeugen dafür gibt. Ein Mann wie er vergisst so was nicht. Sieh dich gut vor! Auch Elsbeth solltest du in nächster Zeit besser nicht mehr reizen, sonst verrät sie Seume wirklich noch alles.«
    »Ausgerechnet Elsbeth, die gemeine Diebin!«
    Empört schnaufte Magdalena auf, hielt sich im nächsten Moment aber die Hand vor Mund. Wie dumm von ihr! Damit hatte sie sich verplappert. Niemand sollte von dem Bernstein erfahren, nicht einmal Roswitha. Folglich durfte sie auch den Diebstahl nicht erwähnen.
    »Ach, Magdalena!« Roswithas krächzende Altfrauenstimme wurde sanft. Sie streckte sich, um sie in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken wie ein kleines Kind. Dankbar ließ Magdalena es geschehen. Ein wenig erinnerte es sie an die Umarmung Rupprechts letzte Nacht, nachdem er sie von Seume befreit hatte.
    »Dass Elsbeth deinen Talisman hat, weiß ich doch schon. Viel zu leichtsinnig bist du damit umgegangen. Sei froh, dass es nur Elsbeth ist, die ihn stibitzt hat. So hast du gute Aussichten, ihn wiederzukriegen. Bei Gelegenheit versuche ich, sie zur Vernunft zu bringen. Wirst schon sehen: Am Ende bringt sie ihn dir aus freien Stücken zurück.«
    »Warum sollte sie? Ich glaube außerdem nicht, dass irgendwer Elsbeth zur Vernunft bringen kann. Nicht einmal du. Sie weiß doch gar nicht, was das ist.« Verärgert befreite sich Magdalena aus

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