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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Wir ließen sie ja auf Öland zurück, und dort hat sie verhungern müssen.“
    „Nun wird sie uns natürlich bei Vater und Mutter verklagen und sagen, daß wir sie gestoßen hätten, bis sie sich den Flügel ausrenkte. Aber das ist noch nicht das schlimmste von allem, denn du wirst sehen, wir werden dafür von der Insel verjagt.“
    „Ja, das wird eine nette Geschichte geben; denn wenn der verzärtelte Nestkegel wieder da ist, gibt es natürlich lauter Widerwärtigkeiten,“ sagte Flügelschön. „Aber ich würde es doch fürs klügste halten, wenn wir imAnfang täten, als ob wir uns über ihre Rückkehr freuten. Sie ist nämlich sehr dumm, und vielleicht hat sie nicht einmal gemerkt, daß wir sie mit Absicht stießen.“
    Während Flügelschön und Goldauge so miteinander redeten, hatten die Wildgänse drunten am Strand ihre von dem raschen Flug zerzausten Federn geglättet, und jetzt wanderten sie in einer langen Reihe auf den Felsenspalt zu, wo, wie Daunenfein wußte, die Eltern zu wohnen pflegten.
    Daunenfeins Eltern waren ausgezeichnete Leute; sie wohnten schon länger auf der Insel als alle die andern Vögel. Sie halfen deshalb auch allen Neuankommenden und gaben ihnen guten Rat. Auch sie hatten die Wildgänse daherfliegen sehen, aber Daunenfein in der Schar nicht erkannt.
    „Sieh nur, da lassen sich Wildgänse auf der Felseninsel nieder, das ist doch merkwürdig!“ sagte der Gänsevater. „Es ist eine prächtige Schar, das sieht man schon am Fluge, aber es wird schwierig sein, für so viele ordentliche Weideplätze zu finden.“
    „Bis jetzt ist die Insel noch nicht überfüllt, und wir können schon noch Gäste aufnehmen,“ meinte die Gänsefrau, die freundlichen, gutherzigen Gemütes war, gerade wie Daunenfein.
    Als Akka näher herankam, gingen Daunenfeins Eltern ihr entgegen, und sie wollten die Gäste eben auf der Insel willkommen heißen, als Daunenfein von ihrem Platze hinten im Zug aufflog und sich gerade vor ihren Eltern niederließ.
    „Vater und Mutter, hier bin ich! Kennt ihr denn eure Daunenfein nicht mehr?“ rief sie.
    Zuerst wollten die Alten ihren Augen nicht trauen; aber dann erkannten sie die Tochter und waren natürlich glückselig über das Wiedersehen.
    Während nun die Wildgänse und der Gänserich Martin und auch Daunenfein eifrig durcheinanderschnatterten, weil alle erzählen wollten, wie Daunenfein gerettet worden war, kamen Flügelschön und Goldauge dahergelaufen. Schon aus der Ferne riefen sie: „Guten Tag! Guten Tag!“ und taten so erfreut über Daunenfeins Rückkehr, daß diese ganz gerührt wurde.
    Den Wildgänsen gefiel es sehr gut auf der Felseninsel, und so beschlossen sie, nicht vor dem nächsten Morgen weiterzureisen. Nach einer Weile fragten die beiden Schwestern Daunenfein, ob sie mit ihnen kommen wolle, um zu sehen, wo sie ihre Nester zu bauen beabsichtigten. Daunenfein war sogleich bereit, und als sie die Plätze sah, lobte sie die Schwestern und sagte, sie hätten sich da sehr wohlgeschützte Brutstätten ausgewählt.
    „Wo willst denn du dich niederlassen, Daunenfein?“ fragten die Schwestern.
    „Ich?“ erwiderte Daunenfein. „Ich habe nicht die Absicht, auf der Insel zu bleiben, denn ich will mit den Wildgänsen nach Lappland reisen.“
    „Wie schade! Du willst uns also wieder verlassen?“ sagten die Schwestern.
    „Ich wäre recht gerne bei euch und bei unsern Eltern geblieben,“ erwiderte Daunenfein. „Aber ich bin schon mit dem großen weißen Gänserich verlobt.“

    „Hör ich recht?“ rief Flügelschön. „Du bekommst den schönen Gänserich? Das ist doch ....“ Aber in diesem Augenblick stieß Goldauge sie heftig an, und so sprach sie nicht weiter.
    Die beiden bösen Schwestern steckten während des Vormittags wiederholt eifrig die Köpfe zusammen. Sie waren ganz außer sich vor Zorn, weil Daunenfein einen Freier wie den weißen Gänserich hatte. Sie selbst hatten zwar auch Freier; aber die ihrigen waren ganz gewöhnliche Graugänse, und seit sie den Gänserich Martin gesehen hatten, kamen ihnen ihre Freier häßlich und ärmlich vor, sie mochten sie gar nicht mehr ansehen.
    „Man könnte sich wirklich zu Tode darüber grämen,“ sagte Goldauge. „Hättest wenigstens du ihn bekommen, Schwester Flügelschön!“ rief sie.
    „Ich wollte, der Kerl wäre tot, dann müßte ich mir jetzt nicht den ganzen Sommer hindurch unaufhörlich vorsagen: Deine Schwester Daunenfein hat sich mit einem weißen Gänserich verlobt,“ sagte

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