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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Flügelschön.
    Trotzdem waren die Schwestern fortgesetzt sehr freundlich gegen Daunenfein; und nachmittags nahm Goldauge Daunenfein mit sich, damit sie Goldauges Freier sehen sollte. „Er ist zwar nicht so schön wie dein Bräutigam,“ sagte Goldauge. „Dafür kann man aber auch ganz sicher sein, daß er das wirklich ist, wofür er sich ausgibt.“
    „Was willst du damit sagen, Goldauge?“ fragte Daunenfein.
    Goldauge wollte zuerst nicht mit der Sprache heraus, aber schließlich kam es doch an den Tag: Goldauge und Flügelschön hatten sich darüber besonnen, ob die Sache mit dem Weißen auch auf ganz natürliche Weise zugegangen sei. „Noch niemals ist ein weißer Gänserich mit Wildgänsen umhergezogen,“ sagten die Schwestern, „und wir möchten wohl wissen, ob er nicht am Ende verzaubert ist.“
    „Seid ihr verrückt?“ sagte Daunenfein gekränkt. „Er ist ja ein zahmer Gänserich.“
    „Er hat aber einen bei sich, der verzaubert ist,“ sagte Goldauge, „und da könnte er gut selbst auch verzaubert sein. An deiner Stelle hätte ich Angst, er sei möglicherweise ein schwarzer Kormoran.“
    Goldauge wußte ihre Worte sehr gut zu setzen und jagte der armen Daunenfein einen großen Schrecken ein.
    „Was du da sagst, ist doch wohl nicht dein Ernst!“ rief die kleine Graugans. „Du willst mich nur erschrecken.“
    „Ich will nur dein Bestes, Daunenfein,“ sagte Goldauge. „Denn ich könnte mir nichts Schrecklicheres denken, als wenn du mit einem Kormoran fortfliegen würdest. Aber ich will dir etwas sagen. Bring ihn dazu, von diesen Wurzeln hier, die ich für dich gesammelt habe, zu essen. Wenn er verzaubert ist, wird es sich sofort zeigen. Ist dies nicht der Fall, dann bleibt er so, wie er ist.“
    Der Junge saß mitten unter den Graugänsen und hörte der Unterhaltung zwischen Akka und dem Gänsevater zu, als plötzlich Daunenfein dahergestürztkam. „Däumling! Däumling!“ schluchzte sie. „Der Gänserich Martin ist am Sterben. Ich habe ihn umgebracht!“
    „Nimm mich auf den Rücken, Daunenfein, und trage mich rasch zu ihm hin!“ rief der Junge.
    Die beiden flogen davon, und Akka eilte mit den andern Wildgänsen hinter ihnen her. Als sie bei dem Gänserich ankamen, lag dieser auf dem Boden ausgestreckt. Er konnte kein Wort herausbringen, sondern schnappte nur immer nach Luft.
    „Kitzle ihn an der Gurgel und schlage ihn auf den Rücken!“ befahl Akka.
    Der Junge tat es; da hustete der große Weiße einige lange Wurzeln heraus, die ihm im Halse stecken geblieben waren.
    „Hast du hiervon gegessen?“ fragte Akka und deutete auf die am Boden liegenden Wurzeln.
    „Ja,“ antwortete der Gänserich.
    „Dann darfst du von Glück sagen, daß sie dir im Halse stecken geblieben sind,“ sagte Akka. „Die Wurzeln sind giftig, und wenn du sie geschluckt hättest, wärest du unrettbar verloren gewesen.“
    „Daunenfein sagte, ich solle davon essen,“ sagte der Gänserich.
    „Ich habe sie von meiner Schwester bekommen,“ rief Daunenfein und erzählte, wie alles zugegangen war.
    „Nimm dich vor deinen Schwestern in acht, Daunenfein,“ sagte Akka. „Sie meinen es nicht gut mit dir.“
    Aber Daunenfein hatte ein gar zu gutes Herz, sie konnte niemand etwas Böses zutrauen. Als nun Flügelschön nach einer Weile zu ihr kam und sagte, sie wolle ihr jetzt auch ihren Freier zeigen, ging sie sogleich mit.
    „Er ist freilich nicht so schön wie der deinige,“ sagte die Schwester, „aber dafür ist er auch viel tapferer und kühner.“
    „Woher weißt du das?“ fragte Daunenfein.
    „Das will ich dir sagen. Unter den Möwen und Enten hier herrscht Jammer und Not, weil jeden Morgen bei Tagesanbruch ein großer Raubvogel dahergeflogen kommt und eine von ihnen mitnimmt.“
    „Was ist es für ein Vogel?“ fragte Daunenfein.
    „Wir wissen es nicht,“ antwortete die Schwester. „Es ist noch nie so einer hier auf der Insel gesehen worden. Merkwürdigerweise hat er noch nie eine Gans angefallen. Da hat sich nun mein Freier entschlossen, morgen mit ihm zu kämpfen und ihn zu verjagen.“
    „Wenn die Sache nur gut abläuft!“ sagte Daunenfein.
    „Ich fürchte, das wird nicht der Fall sein,“ versetzte die Schwester. „Ja, wenn mein Gänserich so groß und stark wäre wie der deinige, dann hätte ich auch Hoffnung auf Erfolg.“
    „Soll ich den Gänserich Martin bitten, mit diesem fremden Raubvogel anzubinden?“ fragte Daunenfein.

    „Das wäre mir freilich das allerliebste,“ erwiderte

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