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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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dachte der Junge.
    Während er aß, kamen ihm allerlei Gedanken, und schließlich meinte er, ob es nicht vielleicht ebensogut wäre, wenn er gleich hier bliebe und die Wildgänse allein weiter ziehen ließe.
    „Ich weiß eben gar nicht, wie ich dem Gänserich begreiflich machen soll, daß ich nicht heimkehren kann,“ dachte er. „Da wäre es gewiß besser, ich trennte mich vollständig von ihm. Ich könnte es ja dann wie die Eichhörnchen machen: mir einen Wintervorrat sammeln, damit ich nicht zu verhungern brauchte; und im Kuh- oder Pferdestall fände sich wohl auch ein warmes Winkelchen für mich, dann brauchte ich auch nicht zu erfrieren.“
    Während er noch darüber nachdachte, hörte er ein leichtes Rauschen über seinem Kopfe; und gleich darauf stand neben ihm auf dem Boden etwas, was einem kleinen Birkenstumpfe glich. Der Stumpf wendete und drehte sich, zwei helle Punkte oben auf dem Gipfel glühten wie zwei Kohlen. Es sah wie ein schrecklicher Zauberspuk aus; aber nach ein paar Augenblicken entdeckte der Junge, daß der Stumpf einen gekrümmten Schnabel und um die glühenden Augen einen großen Federkranz hatte, und da beruhigte er sich wieder.
    „Ei wie angenehm, daß ich ein lebendes Wesen hier antreffe,“ begann er. „Vielleicht könnt Ihr, Frau Nachteule, mir mitteilen, wie dieses Gut hier heißt, und was für Leute hier wohnen?“
    Die Nachteule hatte wie alle Abend, so auch heute auf der Stufe einer großen Leiter gesessen, die am Dach lehnte, und von da auf dem Kiesweg und dem Rasen nach Mäusen ausgespäht. Aber zu ihrer großen Verwunderung hatte sie nicht ein einziges langgeschwänztes Mäuschen entdecken können. Stattdessen gewahrte sie plötzlich, daß sich drunten im Garten etwas bewegte, das einem Menschen glich, aber viel kleiner war als jedes menschliche Wesen.
    „Da haben wir wohl den, der die Mäuse verscheucht,“ dachte die Nachteule. „Was mag aber das nur für ein Wesen sein?“
    „Es ist kein Eichhörnchen und ist auch kein junges Kätzchen und ebensowenig ein Wiesel,“ dachte die Eule weiter. „Nun hätte man doch geglaubt, ein Vogel, der so lange auf einem alten Herrenhofe gewohnt hat wie ich, sollte nachgerade wissen, was für Geschöpfe es auf der Welt gibt, aber dies hier geht über meinen Verstand.“
    Sie starrte das Ding, das sich drunten auf dem Kiesweg bewegte, unverwandt an, und ihre Augen glühten. Schließlich aber gewann die Neugierde die Oberhand; sie flog auf den Boden hinunter, um sich das fremde Geschöpf in der Nähe zu betrachten.

    Als Nils Holgersson zu sprechen anfing, beugte sich die Eule vor und sah ihn genau an. „Er hat weder Krallen noch einen Stachel,“ dachte sie; „aber wer weiß, ob er nicht einen Giftzahn oder sonst eine Waffe hat, die noch gefährlicher sein könnte. Es ist gewiß am besten, ich verschaffe mir zuerst etwas nähere Auskunft über ihn, ehe ich mich mit ihm einlasse.“
    „Der Hof heißt Mårbacka,“ sagte sie dann; „und in früheren Zeiten haben ausgezeichnete Menschen hier gewohnt. Aber wer bist denn du?“
    „Ich habe die Absicht, mich hier niederzulassen,“ sagte der Junge, ohne eine direkte Antwort auf die Frage der Nachteule zu geben. „Meint Ihr, das ließe sich einrichten?“
    „O ja, obgleich der Hof jetzt nichts Besonderes mehr ist, im Vergleich zu dem, was er früher war,“ antwortete die Eule. „Aber man kann immerhin hier leben; es kommt ja auch hauptsächlich darauf an, wovon du hier leben willst. Hast du im Sinn, dich auf die Mäusejagd zu legen?“

    „Nein, Gott soll mich davor bewahren!“ rief der Junge. „Es ist wohl mehr Gefahr vorhanden, daß die Mäuse mich auffressen, als daß ich ihnen ein Leid antue.“
    „Ob er wirklich so wenig gefährlich ist, wie er sagt? Das ist doch wohl nicht möglich,“ dachte die Eule; „aber ich glaube, ich will doch einen Versuch machen.“ Sie flog auf, und im nächsten Augenblick hatte sie ihre Krallen in Nils Holgerssons Schultern geschlagen und hackte nun nach seinen Augen. Nils hielt die eine Hand zum Schutz vor die Augen, während er sich mit der andern zu befreien suchte und zugleich aus Leibeskräften um Hilfe schrie. Er fühlte, daß er in wirklicher Lebensgefahr schwebte, und sagte sich, diesmal werde es ganz gewiß aus mit ihm sein.
    Aber nun muß ich erzählen, wie wunderbar es sich traf, daß gerade in diesem Jahre, wo Nils Holgersson mit den Wildgänsen umherzog, in Schweden eine Schriftstellerin war, die ein Buch über Schweden schreiben

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