Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
mal
ohne dein Team vorbeikommen – um einen ersten Eindruck zu gewinnen?«
»Nein!« Meine Antwort kam fast zu schnell, um glaubwürdig zu sein. »Nein, danke, das ist nett, wird aber nicht nötig sein. Irgendwann im Januar reicht völlig. Für unsere Planung wäre es vor allem wichtig zu wissen, wie vielfältig ihr euch die Auswahl an Blumen und welche Farben ihr euch vorstellt.«
Davids Blick war unverwandt auf mich gerichtet. »Das steht alles auf der Liste, Rosie. Ich hatte gehofft, dass wir das nicht unbedingt hier … jetzt …«
Als unser Essen kam, aßen wir zügig, obwohl ich das Gefühl hatte, dass David ebenso wenig Hunger hatte wie ich. Er erklärte mir dabei kurz die Anlage des Hauses seiner Eltern in den Hamptons, und ich beantwortete seine Fragen nach der Art der Events, die Kowalski’s bislang ausgestattet hatte. Während des ganzen Essens bewahrten wir eine gut einstudierte professionelle Distanz – fast wie damals in London.
Wehmütige Erinnerungen an unsere erste gemeinsame Arbeitswoche stürmten auf mich ein. Erinnerungen an unsere ersten Gespräche, bei denen jedes Wort sorgsam gewählt war und keiner von uns sich als Erstes aus der Deckung hatte wagen wollen. Wir waren in ein kleines, feines Spiel verstrickt, ein kompliziertes Manöver, bei dem jeder die Oberhand behalten wollte, insgeheim aber von dem anderen fasziniert war. Und wenn wir nicht aufpassten, würden wir jetzt genau dort anknüpfen. Obwohl wir beide darauf bedacht schienen, uns bedeckt zu halten, blitzte doch diese prickelnde Energie in unserer Unterhaltung auf. Ich fragte mich nur, ob David es auch spürte.
Als wir mit dem Essen fertig waren, lächelte David mich an. »Noch immer ganz die unbestechliche Geschäftsfrau.
Genau wie damals, als ich dich kennengelernt habe.« Musste er das jetzt sagen? Die Erinnerung an unsere erste Begegnung fuhr mir messerscharf durchs Herz. Seine Augen funkelten, und um seine Lippen spielte ein feines Lächeln. Als ich den Blick abwandte, hörte ich ihn leise seufzen. »Okay. Ich lasse uns die Rechnung bringen.«
Nachdem wir gezahlt hatten, ließ Cecil es sich nicht nehmen, uns persönlich zur Tür zu bringen. »Ich hoffe, Sie bald wiederzusehen, Ms Duncan, Mr Lithgow.« Lächelnd sah er uns zu, wie wir uns in unsere warmen Mäntel hüllten. »Sie haben unsere Bestellung bekommen?«, fragte er mich.
»Wird wie immer pünktlich an Heiligabend bei Ihnen eintreffen«, versicherte ich ihm lächelnd.
Cecils Schnauzbart machte einen kleinen Freudensprung. »Wunderbar. Dann wünsche ich Ihnen schon schöne Weihnachten, Ms Duncan.«
»Ihnen auch schöne Weihnachten, Cecil«, erwiderte ich, als David und ich hinaus in die winterliche Kälte traten. Unten an der Straße winkte ich einem Taxi, erstarrte jedoch, als ich Davids Hand auf meiner Schulter spürte.
»Rosie, warte. Könnten wir nicht noch ein Stück zusammen gehen?«
Langsam drehte ich mich um. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
Mit großen, fast hilflos dreinblickenden Augen sah er mich an. »Bitte.«
Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf, der mir noch nie gekommen war. Vielleicht ist er ja ebenso verletzt wie du. Wütend verdrängte ich den Gedanken. Warum sollte David verletzt sein?
Aber etwas in seiner Miene traf bei mir einen Nerv, den ich längst abgestorben geglaubt hatte. »Na schön. Du hast genau zehn Minuten. Dann gehe ich nach Hause.«
Wir liefen ein Stück, bis wir zu einem kleinen Park kamen, der fast völlig im Schatten eines wuchtigen Gebäudes aus den Zwanzigern verschwand. Viel war von seiner einstigen grünen Pracht nicht geblieben, doch bewahrte er sich stolz seinen etwas angestaubten Charme. David ging ein paar Schritte bis zu einer schmalen Holzbank, setzte sich und sah mich an.
»Würdest du dich einen Moment zu mir setzen?«
Ich zog meinen Mantel fester um mich. »Nein, danke. Ich stehe lieber.«
David atmete tief aus. Wie weißer Nebel hing sein Atem in der frostigen Nachtluft. »Hör zu, Rosie. Ich weiß, wie dir zumute sein muss, aber …«
Ich fiel ihm ins Wort. »Wie bitte? Könntest du das bitte nochmal sagen, David – mir war gerade so, als hätte ich dich sagen hören, du wüsstest , wie mir zumute ist?«
Er wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, doch ich kam ihm zuvor.
»Du weißt überhaupt nicht, wie mir zumute ist. Du hast überhaupt keine Ahnung, wie ich mich fühle! Also bilde dir nicht ein, du würdest es wissen, denn du wirst es nie verstehen. Nie!«
»Okay, okay,
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