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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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mir auftauchen sah. Noch immer rief David meinen Namen, diesmal war er schon ganz nah.
    »Lass mich in Ruhe!«, rief ich zurück. Fast hatte ich die U-Bahn erreicht – nur noch ein paar Meter … Doch seine Schritte kamen näher, jetzt konnte ich sogar schon seinen Atem dicht hinter mir hören. Ich versuchte es mit einem kleinen Endspurt, doch zu spät. Er packte meinen rechten Arm und hielt mich so fest, dass ich zu ihm herumfuhr.
    »Schlag mich«, stieß er atemlos hervor.
    »Spinnst du?«, entgegnete ich ebenso außer Atem und versuchte, mich von ihm loszureißen. »Lass mich los.«
    » Schlag mich …«, wiederholte er keuchend. »Schlag einfach zu, Rosie. Lass deine Wut raus, und dann lass uns wie vernünftige Menschen reden. Los, worauf wartest du noch? Komm schon, zeig mir, was du draufhast!«
    Ich kochte vor Wut, doch meine Stimme war eiskalt. »Ich denke ja gar nicht daran. Warum musst du immer alles ins Lächerliche ziehen? Glaubst du vielleicht, dass sich so die Probleme zwischen uns aus der Welt schaffen lassen? Dass ich mich nur mal ordentlich abreagieren muss, und dann ist alles vergessen? Das wäre ziemlich praktisch für dich, was? Eine kurze Auseinandersetzung, und alles ist vorbei. So wie damals, als du mit einer schnellen Entscheidung dein kleines Problem mit mir aus der Welt geschafft hast. Glaubst du wirklich, dass das reicht?«
    Ehrliche Bestürzung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich … ich …«
    »Ich habe den Auftrag angenommen, David, und werde
ihn wie vereinbart ausführen und in diesem Rahmen mit dir zusammenarbeiten. Du bekommst den besten Service, den Kowalski’s zu bieten hat – so wie alle unsere Kunden. Denn genau das bist du für mich: ein Kunde von Kowalski’s.« Ich machte eine Pause, um Luft zu holen. Schweigend standen wir uns gegenüber. Ich merkte, wie mein Ärger langsam verflog, doch an meiner Haltung David gegenüber änderte das wenig. »Und jetzt will ich nach Hause. Lass mich bitte los.«
    Noch immer fassungslos ließ David die Hände sinken. »Kann ich dich anrufen?«
    »Warum?«
    Seine Lippen bewegten sich stumm, doch er brachte kein Wort heraus.
    »Gute Nacht, David.« Ich drehte mich um und ging davon.

18
    In New York hat jede Jahreszeit ihren ganz eigenen Reiz, aber mein persönlicher Favorit ist nach wie vor die Weihnachtszeit. Ab Thanksgiving sind alle Schaufenster der Stadt festlich dekoriert, und eine prickelnde Vorfreude erfüllt mich, die ich mir wohl noch aus Kindertagen bewahrt habe, obwohl Weihnachten bei uns immer von einer gewissen Traurigkeit überschattet gewesen war, nachdem Dad sich davongemacht hatte. Mum war es trotzdem gelungen, Weihnachten jedes Jahr zu etwas unvergesslich Schönem zu machen – was wohl auch ihr selbst geholfen hat, die Feiertage zu überstehen. Wochen vorher schon hat sie mit den Vorbereitungen begonnen, Kuchen und Plätzchen gebacken, und eine Woche vor Weihnachten das ganze Haus mit Rosen und Weihnachtssternen geschmückt, mit Girlanden aus Efeu und Stechpalmenzweigen.
    Ich bin so begeistert von Weihnachten, dass ich mich sogar darauf freue, alle Jahre wieder eine fast zwei Meter große Fichte eigenhändig die drei Stockwerke zu meiner Wohnung hinaufzuschleppen (weil ich nicht einsehe, für die Lieferung fünfundzwanzig Dollar extra zu zahlen oder mich mit einer praktischen Plastiktanne zu begnügen). Mum hatte immer auf einem echten Weihnachtsbaum bestanden, und
nachdem ich von zu Hause ausgezogen bin, habe ich diese Tradition fortgeführt.
    Und so kam es, dass ich mich auch dieses Jahr wieder (wie schon in den fünf Jahren zuvor) an einem bitterkalten Samstagmorgen zwei Wochen vor Weihnachten bei Chucks Weihnachtsbaumverkauf eingefunden hatte. Um mich warm zu halten, hatte ich gefühlte siebenundzwanzig Schichten Kleidung übereinandergezogen und stampfte mit den Füßen, damit mir die Zehen nicht abfroren. Nachdem ich meinen Baum gefunden hatte – eine absolut perfekte, prächtig gewachsene Blaufichte –, wartete ich auf niemand Geringeren als Chuck höchstpersönlich, damit er mir meinen eingenetzten Baum brachte und ich ihn nach Hause schleppen konnte (wobei mir wenigstens wieder warm werden würde).
    Chuck ist in meinem Viertel eine richtige Institution. 1953 hat er angefangen, auf dem Parkplatz des alten Realto-Kinos Weihnachtsbäume von der Ladefläche des Transporters seines Vaters zu verkaufen. Ende der Achtziger wurde das Kino abgerissen, doch da hatte Chuck schon genug verdient, um das ganze

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