Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
angesichts dessen, was Ed und ich in der kurzen Zeit schon geschafft hatten. Die Treppe verschwand fast unter dem festlichen Grün der Girlanden, in die wir weiße Rosen, Nelken und hell funkelnde Lichterketten eingearbeitet hatten. Zugegeben: Es sah wirklich wunderschön aus, und als Blickfang des Saals war es atemberaubend. Nachdem ich mein Team mit Arbeit eingedeckt hatte, schnappte ich mir meine Kamera und begann Bilder von der Treppe zu machen. Als ich mich umdrehte, um auch die Säulen am Eingang zu fotografieren, die Ed mit geschickt arrangiertem Blattwerk in kleine Meisterwerke verwandelt hatte, sah ich eine vertraute Gestalt auf mich zukommen.
»Hey, Rosie.«
»Hi, Nate – lange nicht gesehen, was?«, erwiderte Ed, der unversehens neben mir aufgetaucht war. »Wir wollten dich schon als vermisst melden.«
Nate rieb sich den Nacken und schien sichtlich verlegen. »Na ja, könnte man fast so sagen.«
Aber Ed war noch nicht fertig. »Und jetzt dachtest du dir, schaue ich doch mal kurz vorbei und sage Hallo, was?«
»Ed«, unterbrach ich ihn rasch, »könntest du bitte mal schauen, was Jocelyn und Jack da hinten mit dem Fensterschmuck machen? Ich habe das Gefühl, die beiden übertreiben es ein bisschen mit dem Grün.«
Er bedachte mich mit einem seiner analytischen Blicke. »Klar«, meinte er dann, nickte Nate kurz zu und ging.
Nate runzelte die Stirn, als er Ed hinterherschaute. »Er ist nicht gerade gut auf mich zu sprechen, was?«
Betont unbekümmert schüttelte ich den Kopf und lächelte. »Das hat nichts mit dir zu tun – er ist nur gerade etwas gereizt wegen dem großen Tag und allem.«
»Er scheint ziemlich besorgt um dich zu sein.«
»Ja, das ist er. Wir bei Kowalski’s sind wie eine große Familie und passen alle ein bisschen aufeinander auf. Guter Teamgeist sozusagen – und den können wir heute wirklich gebrauchen.«
Nate nickte bedächtig und sah sich um. »Wirklich eine tolle Location«, meinte er lächelnd. »Wie geschaffen, um eure Arbeit zu präsentieren.«
»Ja, es ist wirklich etwas Besonderes«, stimmte ich zu.
»Ich hätte längst vorbeikommen sollen«, platzte er auf einmal heraus, richtete seinen Blick wieder auf mich und wartete gespannt auf meine Reaktion. »Es tut mir leid, Rosie. Könnten wir … ähm, irgendwo reden? Vielleicht kurz auf einen Kaffee gehen?«
Plötzlich wurde mir ganz warm, und das Herz schlug mir bis zum Hals. »Wir haben hier noch ziemlich viel zu tun … und ich glaube nicht, dass mein Team begeistert wäre, wenn ich jetzt Kaffeetrinken gehe.« Ich schaute zu Ed, Marnie und unseren vier Aushilfen hinüber und ertappte Ed dabei, wie er uns beobachtete.
Nate dachte kurz nach, dann meinte er: »Warte hier, okay? Bin gleich wieder da.«
Fragend sah ich ihm nach, wie er hinüber zu den anderen marschierte und kurz mit Ed sprach. Marnie fing meinen Blick auf. Ed und Nate standen jetzt etwas abseits und schienen tief in ein Gespräch versunken. Ich wollte die beiden
nicht zu offensichtlich beobachten und eigentlich auch gar nicht wissen, worüber sie redeten, also versuchte ich, meine Aufmerksamkeit stattdessen auf mein Team zu richten, auf den Raumschmuck, auf die Decke – nur nicht auf meine beiden Freunde, die über mich redeten, wie ich vermutete …
Gerade als ich mal wieder einen Blick wagen wollte, schnitt eine laute Stimme durch die relative Stille des Saals und zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Von einem bunten Wirbel aus Seide und Chiffon umgeben, kam Mimi Sutton hereingerauscht.
»Da ist sie ja – die Frau, über die alle reden!«
Zielstrebig steuerte sie auf mich zu, und ich lächelte verhalten. Bei Mimi war ich mir nie sicher, wie ihre Worte gemeint waren. Sie bedachte mich mit einem wohlwollenden Lächeln und reichte mir ihre makellos manikürte Hand mit so großer Geste, als wäre es eine Ehre, die keineswegs jedem zuteilwurde.
»Das ist perfekt «, schwärmte sie und ließ ihren Blick so schnell und flüchtig durch den Saal schweifen, dass sie damit gerade noch ihr Interesse kundtat. »Ich wusste, dass ich auf Sie zählen kann, Rosie.« Dann entdeckte sie Nate, der noch immer in seine Unterhaltung mit Ed vertieft war, und das Lächeln gefror ihr im Gesicht. Sie schaute mich an und hob die Brauen. »Dürfte ich wohl ein paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit stehlen? Es gäbe noch ein, zwei Dinge, die ich vor dem heutigen Abend geklärt haben möchte. Kleinigkeiten, meine Liebe – nichts, was Sie beunruhigen müsste.«
Dennoch
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