Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
hierhergeführt?«
»Oh, ich war einfach nur gerade hier in der Gegend.«
»Du bist nie hier in der Gegend«, wandte ich ein und musterte ihn argwöhnisch.
»Doch, bin ich«, erwiderte er.
»Ja, wenn du mich besuchst vielleicht.«
»Stimmt. Oder wenn ich zufälligerweise gerade auf der Upper West Side bin.«
»Du hasst die Upper West Side.«
»Tue ich nicht.«
Jetzt wurde ich aber wirklich misstrauisch. Ich schaute Ed prüfend an. »Doch, tust du. Du sagst immer, dass hier nur Leute leben, die mehr Geld als Verstand haben und ihren Lebenssinn ausschließlich im Shoppen sehen.«
Hier musste er sich geschlagen geben. »Okay. Aber wo ich Recht habe, habe ich Recht.«
»Und deshalb kommst du jetzt extra zum Shoppen her, oder was?«
»Der Käse bei Zabar’s ist wirklich gut.«
»Lügner.«
»Nein, es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass Zabar’s eine exzellente Auswahl an Käse hat«, verteidigte er sich. »Und ich mag Käse.«
»Jetzt mal im Ernst, Ed.«
Beschwichtigend hob er die Hände. »Okay, okay, Miss Marple, du hast Recht. Ich bin nur deshalb hier in der Gegend, weil ich mal schauen wollte, ob bei dir alles in Ordnung ist.«
»Alles in bester Ordnung. Da ich jetzt meinen Weihnachtsbaum habe, bin ich wunschlos glücklich.«
Dafür wurde ich mit dem Steinmann-Analytiker-Blick bedacht. Natürlich. »Das hatte ich nicht gemeint.«
»Was dann?«
Ed seufzte. »Eigentlich wollte ich wissen, ob mit uns alles okay ist.«
»Wie bitte?«
»Ich schulde dir noch eine Entschuldigung. Schon wieder. Kommt in letzter Zeit ziemlich häufig vor.« Er verdrehte genervt die Augen. »Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich in den letzten Tagen nicht genug für dich da war.«
»Doch, warst du«, sagte ich entgeistert. »Ich meine, im Laden war die Hölle los, wir mussten die Aushilfen einarbeiten, du hattest echt viel zu tun.«
»Aber die Sache mit David …«
»Alles geklärt. Er weiß, wie ich dazu stehe, und mir ist richtig ein Stein vom Herzen gefallen, als ich mit ihm Klartext geredet habe.«
Ed senkte die Stimme. »Und dann die Sache mit Nate …«
»Was für eine Sache mit Nate?«
»Er war in letzter Zeit gar nicht mehr da.«
Abwehrend verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Er hat eben auch viel zu tun.«
»Was denn? Dir aus dem Weg zu gehen?«
»Komm, Ed – das ist unfair.«
»Nein, ist es nicht. Du magst ihn, Rosie. Das ist ziemlich offensichtlich.«
»Stimmt. Er ist ein guter Freund.«
»Und ich glaube, er mag dich auch«, fuhr Ed unbeirrt fort.
»Er ist verlobt , Ed. Tut mir leid, aber da liegst du so was von daneben!«
Wieder hob Ed beschwichtigend die Hände. »Schon gut. Tut mir leid, wenn ich dir zu nahetrete. Geht mich ja auch nichts an. Und eigentlich wollte ich mich ja auch nur entschuldigen, weil ich so wenig Zeit für dich hatte. Ich …« Er verstummte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich war in letzter Zeit mit meinen Gedanken woanders.«
»Kein Problem, Ed«, versicherte ich ihm, doch etwas in seiner Miene irritierte mich. »Worüber hast du nachgedacht? «
Er holte tief Luft und sah mich an. »Das ist jetzt nicht ganz einfach für mich, weil … na, du weißt schon – wegen meinem Eisberg -Komplex …«
Ed schaute mich so ernst an, dass ich lachen musste. »Tut mir leid«, sagte ich und versuchte, nicht mehr zu lachen und genauso ernst zu schauen wie er. »Lass dir ruhig Zeit mit dem Schmelzen – aber hinterher bitte alles ordentlich aufwischen.«
Erleichtert sah ich, dass Eds Augen wieder funkelten. »Spießer. Also, eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich eine Offenbarung hatte. Sozusagen. Erinnerst du dich noch, wie du mal meintest, es würde erst dann problematisch werden, wenn man sich nicht mehr nur nach irgend jemandem sehnt, sondern nach jemand ganz Bestimmtem?«
»Ähm, ja … doch, ich erinnere mich.«
»Tja, jetzt ist es so weit.«
»Wie?« Ich konnte es kaum glauben. »Wirklich?«
Ed nickte und wirkte auf einmal seltsam verletzlich. »Ganz sicher.«
Eine Weile starrte ich ihn nur ungläubig an, und tief in mir machte sich – ich weiß eigentlich gar nicht warum –, eine leise Wehmut breit. Vielleicht lag es daran, dass jemand, von dem ich geglaubt hatte, er bliebe auch immer allein – so wie ich –, den Sprung gewagt hatte, vor dem ich immer zurückgeschreckt
war. Was es auch sein mochte, ich versuchte es zu verdrängen und lächelte stattdessen mein strahlendstes Lächeln. »Wow! Das ist ja … toll . Wie hat sie es denn
Weitere Kostenlose Bücher