Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
ließ ihr Ton mich aufhorchen. »Natürlich. Möchten Sie vorher noch kurz mein Team kennenlernen?«
»Vielleicht später. Erst möchte ich mir die Treppe mal genauer ansehen«, sagte sie, nahm mich etwas zu entschieden beim Arm und beförderte mich zügigen Schrittes quer durch den Saal.
Bei der Treppe angekommen, ließ sie mich los und inspizierte die Blumen und Blätter mit spitzen knallrot lackierten Fingernägeln. »Ausgezeichnet. Ganz ausgezeichnet.«
»Ich bin mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden«, sagte ich so ruhig wie möglich und versuchte mein wachsendes Unbehagen zu verbergen. »In dieser Größenordnung hat Kowalski’s noch nie …«
»Warum ist er hier?«, fiel Mimi mir ins Wort, den Blick dabei noch immer auf die Girlanden gerichtet, ihre Miene der Inbegriff freundlicher Gelassenheit.
»Wie bitte … wer?«
»Nathaniel.«
»Ich … ich weiß es ehrlich gesagt nicht.«
»Tun Sie doch nicht so unschuldig, Ms Duncan«, gab Mimi scharf, doch unvermindert lächelnd zurück. »Für wie dumm halten Sie mich?«
»Mimi, ich weiß wirklich nicht, warum er hier ist«, erwiderte ich gereizt, denn ihr Ton ärgerte mich. »Er ist eben erst gekommen – und wie es aussieht, wollte er mit meinem Co-Designer reden.«
»Unsinn. Er ist Ihretwegen gekommen, und das wissen Sie ganz genau. Ich weiß ja nicht, wie seine Beziehung zu Ihnen ist, aber ich weiß, wie seine Beziehung zu meiner Tochter ist.«
»Bei allem Respekt, aber ich weiß wirklich nicht, was meine Beziehung zu Nate damit zu tun …«
»Es hat sehr viel damit zu tun, Ms Duncan. Es hat nur damit zu tun. Ich bin einzig am Wohl meiner Tochter interessiert. Ich möchte, dass sie glücklich ist. Und Sie bringen dieses Glück in Gefahr.«
»Wie bitte?«
Mimi riss sich von den Girlanden los und funkelte mich an. »Nathaniel Amie wird niemals eine eigene Entscheidung treffen. Er hat eine sehr entspannte Einstellung zum
Leben und nimmt die Dinge gern, wie sie kommen. Caitlin kann – und wird – aber nicht ewig auf ihn warten. Gerade waren wir so weit, dass es den Anschein hatte, als hätte Nathaniel sich endlich zu einer Entscheidung bequemt – und dann tauchten Sie auf.«
Das Blut pochte mir in den Schläfen, und ich musste mich wirklich sehr beherrschen. »Nate ist ein guter Freund, Mimi. Mehr nicht.«
»Seit er Sie kennengelernt hat, Ms Duncan, ist er Caitlin gegenüber weniger aufmerksam, er ist streitlustig und unkooperativ und neigt dazu, noch länger aufzuschieben, was von Anfang an abgemachte Sache war«, zischte Mimi. »Caitlin hat ihm mittlerweile verboten , Ihren Namen in ihrer Gegenwart auch nur zu erwähnen , weil er stets Anlass für Auseinandersetzungen ist.«
Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten sollte. Nates Beziehung zu seiner Verlobten war mir schon immer ein Rätsel gewesen, und das blieb sie auch trotz unserer vielen Gespräche. Aber zu erfahren, dass die beiden sich meinetwegen stritten, war ja wirklich spannend … »Entschuldigen Sie, aber was soll ich dazu sagen?«
»Ganz einfach: Sie sollen mir zusagen, dass Sie sich künftig von Nathaniel fernhalten.«
»Nur damit wir uns richtig verstehen, Mimi: Ich habe ihm nicht nachgestellt«, erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und es war nicht meine Absicht, dass die beiden meinetwegen streiten. Aber wenn Nate aus freien Stücken in meinen Laden kommt – um Blumen für Ihre Tochter zu bestellen, wie ich betonen möchte –, können Sie dafür wohl kaum mir die Schuld geben.«
Mimis Blick bohrte sich in meine Augen. »Seien Sie vorsichtig, Rosie. Mischen Sie sich nicht in Sachen ein, die Ihren Horizont definitiv übersteigen.«
»Na, Mimi, wie gefällt es dir bis jetzt?«, fragte Nate, der plötzlich neben uns aufgetaucht war. Mimis Lächeln kehrte schlagartig zurück. Sie umarmte ihn drei theatralische Luftküsse lang.
»Nathaniel, welch eine Überraschung. Hast du mich gesucht? «
»Obwohl es mir immer eine Freude ist, dich zu sehen, Mimi«, erwiderte Nate charmant, »bin ich rein geschäftlich hier.«
Mimis Lächeln verblasste. »Oh. Geht es um die Ergänzungen zu meinem Buch, Darling? Das ist leider gerade ganz ungünstig – du kannst dir gewiss denken, dass ich heute anderes im Kopf habe.« Sie deutete mit großer Geste in den festlich geschmückten Saal.
Nate schüttelte den Kopf und machte einen Schritt auf mich zu. »Es würde mir nicht im Traum einfallen, dich heute damit zu behelligen«, meinte er vergnügt. »Ich wollte
Weitere Kostenlose Bücher