Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
uns unseren Weg an Lieferanten, Sicherheitspersonal und aufgeregten Hochzeitsplanerinnen vorbei zum Haus.
In allen Räumen wimmelte es von Arbeitern, die mit den Aufbauten für die Feier beschäftigt waren. Ed pfiff leise durch die Zähne. »Wow … das ist absoluter Wahnsinn! Ich werde nie verstehen, wie man aus seiner Hochzeit so ein Spektakel machen kann. Geht es nicht eigentlich um zwei Menschen, die sich lieben und einfach nur heiraten wollen? «
Ich knuffte ihn leicht in die Seite, als wir uns unter einem Spruchbanner hindurchduckten, das zwei Frauen aufzuhängen versuchten, die zu beiden Seiten der Tür auf kleinen Klappleitern standen. »Du alter Romantiker, du.«
»Ich meine das ernst. Die ganze Hochzeitsindustrie lebt doch nur davon, dass sie den Leuten weismacht, sie müssten aberwitzige Mengen Geld für Dinge ausgeben, die kein Mensch braucht.«
»Wie für unseren Blumenschmuck beispielsweise?«
Ed blieb stehen, um einen der Arbeiter vorbeizulassen, der einen turmhohen Stapel Stühle vor sich herschob. »Schäm dich, Rosie! Wir erfüllen lediglich die Wünsche unserer Kunden – wir drehen ihnen nicht all diesen überteuerten
Unsinn an. Und dürfte ich dich daran erinnern, dass man auf einer Hochzeit nie genug Blumen haben kann?«
»Diese Hochzeit dürfte dann wohl die Ausnahme von der Regel sein«, meinte ich grinsend, obwohl mein Magen bei dem Gedanken an den Blumen-Overkill, der uns bevorstand, schon wieder aufgeregte Purzelbäume schlug. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr meinte ich: »Okay, so langsam sollten wir mal David und Rachel finden, um den Zeitplan abzustimmen. Wir haben noch richtig viel zu tun, und ich fände es toll, wenn das Team um sechs Feierabend machen könnte. Ab wann können wir ins Hotel?«
Ed blätterte in den Zetteln auf seinem Klemmbrett. »Ab halb sechs. Abendessen ist um acht – wenn wir wollen.«
»Und es ist kein Problem, dass wir die ganzen Blumen mitbringen und noch an den Sträußen arbeiten?«
Ed schüttelte den Kopf. »Ich habe das gestern nochmal mit dem Manager geklärt: Er hat extra den zweiten Speiseraum für uns reserviert – und er stellt uns eine eigene Kaffeemaschine zur Verfügung.«
»Super. Kaffee werde ich brauchen.«
»Hat hier jemand Kaffee gesagt?«, fragte David, der uns lächelnd aus der Orangerie entgegenkam, seinerseits unzählige Zettel und ein Notizbuch in der Hand. »Ich wollte gerade eine Runde bei Starbucks bestellen – wie viele seid ihr in eurem Team?«
»Fünf, einschließlich Rosie und mir«, erwiderte Ed und schüttelte David die Hand.
»Ehe du gehst, könntest du das bitte noch schnell absegnen? « Ich reichte ihm unseren Zeitplan, wo genau aufgelistet stand, wann wir im Laufe des Tages wo wie lange arbeiten würden. Die kleine Geste genügte, um erneut lebhafte Erinnerungen daran zu wecken, wie wir damals in Boston mit unseren eigenen Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt
gewesen waren. Selbst bei den alltäglichsten Kleinigkeiten hatte es immer zwischen uns geknistert. Und ich spürte sie noch immer, diese Chemie – auch jetzt. Doch seit wir uns ausgesprochen hatten, fand ich das nicht mehr bedrohlich. Es fühlte sich einfach nur noch … gut an. Ich bin endlich über ihn hinweg, dachte ich und strahlte David an. Jetzt wird alles gut werden.
»Müsste okay sein«, meinte er und unterschrieb. »Wenn es Probleme gibt, wende dich einfach an Jean-Claude – er leitet das Hochzeitsplaner-Team.«
Jean-Claude war durch und durch Profi: voller schillernder Extravaganz und glühendem Enthusiasmus vor den Kunden, knallhart und unerbittlich seinem Team gegenüber. Er gebärdete sich wie ein allmächtiger Zeremonienmeister und bellte Befehle wie ein französischer Feldwebel, während sein Team auf seine Anweisung hin huschte, sprang und sich beeilte. Wir fanden ihn dabei, wie er drei Arbeiter herunterputzte, die ihn etwas ratlos anstarrten, vor sich eine halbabgeladene Palette mit Tischen.
» Ah non , dann lasst die Tische ’ier stehen. Und du! Was machst du da? Isch ’abe doch gesagt, erst um Viertel nach fünf wird ’ier aufgebaut. Punkt Viertel nach fünf! Hast du keine Uhr? Ah oui , dann guck drauf, imbécile !« Als er mich und Ed kommen sah, schaltete seine Miene auf beflissenes Wohlwollen um. »Ah, Mademoiselle Duncan, wie wunderbar, Sie zu se’en! Isch ’offe, dass alles zu Ihrer Zufrieden’eit ist?«
»Ja, danke, alles wunderbar. Wir würden gern in der Orangerie anfangen, wenn das möglich ist.«
Jean-Claude
Weitere Kostenlose Bücher