Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
bemerkte David und rieb sich verlegen den Nacken.
»Tja, das ist mir auch schon aufgefallen«, grinste ich und spürte, wie es auf einmal wieder zwischen uns knisterte. »Jetzt mal ganz im Ernst: weiße Pfauen – wer kommt auf so was?«
»Jean-Claudes Geniestreich.« Davids Augen funkelten, als er den großen Meister zu imitieren begann: »›Pfauen sind de rigueur , Monsieur Lithgow! Sie müssen Pfauen ’aben. Ohne Pfauen ist mein Werk nischt vollendet.‹ Und dann fing auch Rachel an: ›Darling, Pfauen sind ein absolutes Muss!‹ Et voilà – vierhundert Dollar später hatten wir Pfauen.«
»Du konntest schon immer gut Leute nachahmen.«
»Ja, nur mit dem Bräutigamspielen hat es ein bisschen gehapert.«
»Allerdings. Geplatzte Generalprobe sozusagen.« Während ich es sagte, ging mir auf, dass seine Bemerkung mich vor wenigen Monaten noch völlig aus der Fassung gebracht hätte. Es tat gut, jetzt darüber lachen zu können.
Eine Weile schaute er mich an, ein seltsames Lächeln im Gesicht. »Mit uns ist jetzt wirklich wieder alles okay, oder?«
»Doch, ich glaube schon.«
»Darf ich dir etwas sagen?«
»Ja, klar.«
Unverwandt schaute er mich an, dann holte er tief Luft. »Dich nach all den Jahren wiederzusehen war wirklich eine Offenbarung. Ich wusste schon immer, dass du etwas Besonderes bist, und jetzt … du hast dich verändert. Du bist stärker geworden. Doch, ich glaube, das ist es. Ich war dumm, das nicht gleich gemerkt zu haben.« Er griff nach meiner Hand, und mir schlug das Herz bis zum Hals. »Es tut mir unglaublich leid, dir das Herz gebrochen zu haben. Ich habe dich damals im Stich gelassen und werde das nie wiedergutmachen können.«
Als er ergriffen meine Hand drückte, schüttelte ich rasch den Kopf. »Lass es gut sein, David. Das ist längst vergessen und vorbei. Lass uns nicht mehr daran denken und nach vorne schauen. Ich verzeihe dir, was du damals getan hast. Und es tut mir leid, all die Jahre so schlecht von dir gedacht zu haben. Du hast mich sehr verletzt, aber es war ein Fehler, sich an dieser Erinnerung festzuklammern und dir an allem die Schuld zu geben, was seitdem war.«
»Du musst dich wahrlich nicht entschuldigen.«
»Ich möchte es aber.«
»Oh, Rosie … du bist wirklich unglaublich …«
Er streichelte meine Wangen und zog mich an sich. Ich spürte seinen Atem warm auf meinen Lippen, als sein Mund den meinen suchte. Und das Schlimmste war, dass ich es zuließ , dass er mich küsste. Ganz kurz nur, einen einzigen Moment, gab ich dem Verlangen nach, das ich so lange in den Schatten der Vergangenheit verdrängt und das tief in mir verborgen geschlummert hatte. Erinnerungen an unser gemeinsames Leben stürmten auf mich ein.
Doch dann wurde mir mit einem Schlag bewusst, was ich da gerade tat, und ich landete sehr unsanft wieder in der Wirklichkeit. Ich empfand tiefe Abscheu vor mir selbst, als
ich mich von David losriss und ihn von mir stieß. »Sag mal, spinnst du?«
Völlig entgeistert machte David einen Schritt auf mich zu. Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich … ich dachte, du wolltest es auch …«
»Nein. Nein , verdammt nochmal! Du heiratest morgen! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
»Rosie, bitte hör mich an. Ich liebe dich. An dem Tag, als wir uns in Nates Büro getroffen haben, habe ich mich wieder in dich verliebt. Wie dumm ich damals war! Mir war überhaupt nicht klar, was ich an dir hatte. Aber jetzt … jetzt bist du hier. Jetzt sind wir hier. Und wir haben Zeit.«
»Zeit? Wir haben keine ›Zeit‹, David – und es gibt auch kein ›wir‹.«
David packte mich bei den Schultern und sah mich flehentlich an. Tränen standen in seinen Augen. »Rosie, ich liebe dich. Lass uns von hier verschwinden. Jetzt gleich. Wir können nochmal von vorn anfangen. Ich werde mein ganzes Leben lang wiedergutmachen, was ich dir damals angetan habe. Ich werde dir die Liebe geben, die du verdient hast. Komm mit mir, Rosie. Noch bleibt uns Zeit.«
Seine Worte widerten mich an. Brüsk wandte ich mich von ihm ab, schnappte mir meine Tasche und lief zur Tür. »Sieh dich mal hier um, David«, meinte ich dann mit einem Blick auf die romantische Dekoration. »Alles ist bereit, damit du Rachel morgen heiraten kannst. Du solltest heute an sie denken, nicht an mich.«
»Und was, wenn ich nur an dich denken kann?«
»Sei nicht albern.«
»Bin ich nicht, Rosie. Du willst mir einfach nicht aus dem Sinn. Ich kann an niemand anderen mehr
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