Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
denken.«
»Hör auf damit, David. Hör auf, so dummes Zeug zu
reden! Du … du weißt doch überhaupt nicht, was du da sagst …«
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Doch, weiß ich. Nie in meinem Leben war ich mir einer Sache so sicher. Du verfolgst mich bis in meine Träume, Rosie. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass wir nicht zusammen sind – dass du mit jemand anderem zusammen sein könntest. Es könnte doch wieder so sein wie früher. Ich habe es ganz deutlich gespürt – eben, als wir uns geküsst haben. Und du hast es doch auch gespürt, oder?«
»Nein, ich …«
» Oder? Du kannst mir doch nichts vormachen, Rosie! Du hast meinen Kuss erwidert . Du hast es gewollt! Komm schon, sei wenigstens ehrlich zu dir selbst. Nichts hat sich zwischen uns verändert. Der alte Zauber ist noch immer da. Und das hier …«, meinte er und zeigte auf das weiße Blütenmeer, »… das wird in zwei Tagen sowieso verschwunden sein. Es bedeutet mir nichts. Du bist alles, was ich jetzt will. Heute Nacht schon könnten wir wieder zusammen sein, und all das hier wäre morgen vergessen und vorbei.«
Entsetzt starrte ich ihn an. Ein schrecklicher, unvorstellbarer Gedanke kam mir. »So war es auch damals, oder?«
Er wollte etwas erwidern, fand aber keine Worte.
»Ich habe Recht, nicht wahr?«
»Nein … also, da war nichts, Rosie.«
Ich spürte siedend heiße Wut in mir aufsteigen. »Wer war sie?«
»Rosie, ich …«
»Wer war sie?«
»Niemand. Niemand, der weiter wichtig wäre.«
»Na ja, immerhin schien sie dir wichtig genug, um deine Hochzeit zu verpassen.«
David stöhnte und vergrub den Kopf in den Händen. »Oh nein, bitte, Rosie – nicht das schon wieder. So viel also dazu, dass du mir großherzig verziehen hättest. Sind wir damit noch immer nicht durch?«
»Ich schon. Aber du anscheinend nicht.«
»Okay, Rosie, ich habe einen Fehler gemacht. Ich hatte damals Panik. Nachdem du ins Haus gegangen warst, war ich noch was trinken und habe an der Bar eine Frau kennengelernt. Um vier Uhr morgens bin ich in ihrem Bett aufgewacht und hatte so einen Brummschädel. Was hätte ich tun sollen? Ich bin total durchgedreht. Ich konnte unmöglich zu dir zurückkehren – nicht nachdem ich das getan hatte. Ich bin zu einem Diner am Stadtrand gefahren, habe Asher angerufen und ihn gebeten zu kommen. Während ich draußen auf dem Parkplatz auf ihn wartete, schrieb ich dir den Brief. Ich hatte sonst nichts dabei, also nahm ich den Zettel mit der Liste, die du mir geschrieben hattest. Ja, ich weiß, das war so ziemlich das Letzte – aber was hätte ich denn tun sollen? Asher bat mich inständig, es mir nochmal zu überlegen, aber ich konnte nicht mehr zurück. Ich konnte es einfach nicht. Ehe er mich aufhalten konnte, bin ich auf und davon. Auf Asher ist Verlass. Ich wusste, dass er dir die Nachricht geben würde, obwohl er mein Verhalten absolut unmöglich fand. Die nächsten drei Tage bin ich einfach nur durch die Gegend gefahren. Ich war völlig fertig. Als ich kein Geld mehr hatte, rief ich meinen Vater an. Er war stinksauer und hat mir befohlen, sofort nach Hause zu kommen. Wie sich herausstellte, hatte er schon alles mit dir geklärt … tja, und das war es dann. Bitte glaub mir, dass ich dich nicht wegen dieser Frau verlassen habe – ich wusste nicht mal ihren Namen! Ich habe mich damals aus dem Staub gemacht, weil mir klargeworden war, dass du etwas Besseres als mich verdient hast.«
»Und was ist mit Rachel? Hat sie nicht auch etwas Besseres verdient? Und wenn du morgen früh in meinem Bett aufwachen würdest, was dann?«
Er ließ sich auf einen der zierlichen Stühle fallen und starrte mich mit leerem Blick an. Alle Leidenschaft war in ihm erloschen, und auf einmal sah ich das ängstliche Kind, das er im Grunde seines Herzens war. Wahrscheinlich wäre es verständlich und sogar verzeihlich gewesen, wenn ich jetzt zum verbalen Todesstoß angesetzt hätte, doch auch meine Wut war plötzlich verflogen, und er tat mir nur noch entsetzlich leid. Ich ging zurück und setzte mich neben ihn.
»Sieh nur, welch trauriges Paar wir abgeben«, meinte ich betont leichthin. »Er bindungsgestört, sie beziehungsgeschädigt. «
Er nickte müde und brachte nicht mal mehr ein Lächeln zustande. »Es tut mir leid, Rosie.« Seine Stimme brach sich.
»Liebst du Rachel?«
»Ja … ja, ich liebe sie.«
»Dann heirate sie morgen.« Wie seltsam, dass ausgerechnet ich ihm das sagen musste.
Er ließ den Kopf hängen. »Aber wie
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