Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
soll ich wissen, ob es das Richtige ist?«
Ich legte ihm beschwichtigend die Hand aufs Knie. »Deshalb«, erwiderte ich und deutete auf die opulent geschmückte Orangerie.
Er blickte auf und sah sich um. »Was meinst du?«
»Weil dir Rachel wichtig genug zu sein scheint, dass du trotz der schlechten Erfahrungen mit unserer Hochzeit nochmal einen Versuch wagst – mit ihr. Du hast es gerade selbst gesagt: Du warst völlig fertig, nachdem du damals weggelaufen bist. Trotzdem traust du dich noch einmal – ihr zuliebe. Mach also nicht wieder denselben Fehler, nur
weil du jetzt Angst hast. Wenn du sie liebst, wirst du morgen hier stehen und auf deine Braut warten. Tu ihr das nicht an, dass sie vergeblich kommt. Das hat sie nicht verdient. Das hat niemand verdient.«
Ohne ein weiteres Wort stand ich auf und ging.
26
Ich erzählte Ed nichts von dem, was mit David passiert war. Ed brauchte das nicht zu wissen, und ich wollte es so schnell wie möglich vergessen. Obwohl ich mich am Schluss unserer Unterhaltung so gefasst gezeigt hatte, sah doch alles ganz anders aus, kaum dass ich das Haus verlassen hatte: Während der zehn Minuten, die ich zum Hotel lief, zitterte und bebte ich am ganzen Körper. So ganz begriff ich noch nicht, was gerade geschehen war, aber eines war gewiss: Dies war eine Erfahrung, die ich noch hatte machen müssen. David von mir zu stoßen war eine Art Katharsis gewesen, ein Befreiungsakt meiner Seele. Vielleicht hatte ich mir beweisen wollen, dass ich tatsächlich keine Gefühle mehr für ihn hegte, aber vielleicht hatte mir auch erst klarwerden müssen, was ich nicht wollte, um herauszufinden, was ich wirklich brauchte.
Als ich im Hotel eintraf, schien Ed sehr erleichtert, mich zu sehen, stellte aber keine Fragen, wofür ich ihm sehr dankbar war. Wir arbeiteten bis nach Mitternacht an Rachels Brautstrauß und den Sträußen für die Brautjungfern und Blumenmädchen sowie an zwanzig Knopflochsträußen für die Männer und zwei Ansteckbuketts für Davids und Rachels Mütter. Nachdem wir uns ein paar Stunden Schlaf
gegönnt hatten, waren wir schon wieder auf den Beinen, frühstückten um Punkt sechs und gingen dann hinüber zum Haus der Lithgows, um unser Werk zu vollenden. Rachels Mutter empfing uns mit offenen Armen im Foyer und zeigte sich absolut entzückt über den bezaubernden Blumenschmuck und die allerliebsten Sträuße.
»Wie geht es Rachel?«, erkundigte ich mich, sobald Eunice sich wieder so weit beruhigt hatte, dass eine vernünftige Unterhaltung möglich war.
»Sie ist wunderschön. Einfach umwerfend. Und ziemlich aufgeregt, aber das darf sie als Braut ja auch sein, nicht wahr?«
Als wir in die Orangerie kamen, saß David bereits auf seinem Platz. Er fing meinen Blick auf und lächelte – womit alles gesagt war. Ed und ich machten einen letzten Kontrollgang, besprühten die Blumen mit Wasser, damit sie taufrisch aussahen, und zogen uns dann still und unauffällig zurück, als die ersten Gäste eintrafen und die Orangerie sich mit heiterem Gelächter erfüllte.
Phoebe und George bekam ich nicht zu Gesicht, worüber ich heilfroh war. Am Abend würde ich die beiden aber ohnehin sehen, denn ich und mein Team waren herzlich zur Feier eingeladen – aber dann hätte ich wenigstens genug Verstärkung. Als Ed und ich zurück zum Hotel liefen, zog ein unablässiger Strom teurer Autos an uns vorüber, der die zahlreich geladenen Gäste brachte.
Ed berührte leicht meine Hand. »War es … damals auch so?«
»Du meinst bei meiner Hochzeit?« Ich schüttelte lachend den Kopf. »Nein, nicht ganz. Weiße Pfauen hätte ich mir doch sehr verbeten.«
»Nein, jetzt mal ganz im Ernst«, meinte er lächelnd. »Ist es nicht komisch für dich, das alles noch einmal zu erleben?«
Ich dachte kurz nach. »Nein, eigentlich nicht.« Und das war die Wahrheit. Vor sieben Jahren noch hatte ich geglaubt, dass meine Hochzeit mit David der Schlüssel zu meinem Glück wäre. In den Jahren danach hatte ich folglich geglaubt, es für immer verloren zu haben. Und jetzt war es ausgerechnet Davids Hochzeit, die wie ein Befreiungsschlag für mich war. Ich hatte mein Glück auch so gefunden – in gewisser Weise nicht ohne ihn, aber ganz gewiss nicht mit ihm.
Am Abend stand ich dann mit meinem Team im großen Salon der Lithgows und sah mit Freuden, wie Kowalski’s einen weiteren Erfolg feiern durfte. Die Gäste waren einhellig begeistert.
Marnie, die in einem quietschgelben Satinkleid mit grasgrüner Schleppe
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