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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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das ›Was schenkt man einer Frau, die schon alles hat‹-Dilemma bekannt ist.«
    Ruhig lächelnd sah ich ihn an und klopfte mir insgeheim auf die Schulter. Danke, Celia … Es ist schon erstaunlich, wie ein paar Infos über Nates Liebesleben mich von der einfachen Floristin zur eingeweihten Floristin seines Vertrauens beförderten.
    Überrascht sah Nate mich an. »Ja, genau. Woher wussten Sie das?«
    »Gut geraten«, erwiderte ich, hoffentlich überzeugend. »Letztlich kommt es darauf an, was Sie der fraglichen Dame sagen wollen.«
    Jetzt schien Nate vollends verwirrt. »Tut mir leid, ich komme nicht mehr mit. Was ich ihr sagen will?«
    Ich holte tief Luft. Es ist nicht immer einfach, meine Vorgehensweise zu erklären. Schon bei der Arbeit an meinem allerersten Gesteck habe ich instinktiv gespürt, dass ich mit Blumen immer etwas sagen will. »Lasst Blumen sprechen« ist nicht nur eine leere Phrase – eine ziemlich abgedroschene noch dazu, ich weiß –, sondern das Grundprinzip meiner Arbeit. Meine Kunst besteht nicht nur darin, verschiedene Farben, Formen und Düfte zu einer Einheit zu verbinden, obwohl das natürlich unerlässlich ist. Aber es ist erst der Anfang, denn jeder Entwurf hat auch eine tiefere Bedeutung, vermittelt Gefühle, die im besten Falle ehrlich und bedeutsam sein sollten. Mr Kowalski sagte immer, dass es viele Gründe gebe, weswegen Menschen Blumen verschenkten – Feiern, Gedenktage, Anträge, Dank, Reue …

    »Aber man sollte über diese Gründe hinausblicken und versuchen, die Geschichte dahinter zu verstehen. Es geht nicht um das Was, sondern um das Warum. Warum will dieser Mann sich entschuldigen? Entschuldigt er sich für einen Fehler, den er gemacht hat – oder dafür, dass er der Mann geworden ist, der er ist? Man muss Detektiv und Therapeut zugleich sein und zudem davon überzeugt, dass man mit seinem Schaffen das Leben eines Menschen verändern kann. Gute Floristen arbeiten nicht nur mit den Augen und den Händen, sondern mit Herz und Verstand und einer guten Portion Weisheit.«
    Kunden haben mir schon oft gesagt, dass sie den Eindruck hätten, ich würde die Person sehr gut kennen, für die die Blumen gedacht seien. Das freut mich natürlich, und ich kann es am besten in Mr Kowalskis Worten erklären: Ich arbeite mit meinen Augen und meinen Händen, meinem Herzen, meinem Verstand und einer gesunden Prise Weisheit.
    Nate richtete seinen Blick in unergründliche Fernen. In seinem Gesicht spiegelten sich in rascher Folge Gedanken und Gefühle, von denen ich nicht das Geringste wusste – die ich bei ihm auch kaum vermutet hätte –, und als er schließlich sprach, war seine Stimme sehr leise.
    »Ich … ich glaube, dann sollte ich wohl erst mal über meine Geschichte nachdenken. Doch, ich muss nachdenken … Aber ich würde gern wiederkommen und mehr erfahren, Rosie. Und darüber reden. Wären Sie damit einverstanden? Passen Sie auf, ich hätte morgen Zeit – ungefähr zur selben Zeit wie heute. Könnte ich da wieder auf einen Kaffee vorbeikommen?«
    Damit hatte ich jetzt gar nicht gerechnet, und ich konnte mir kaum erklären, warum ich mich so sehr freute.
    »Natürlich«, erwiderte ich. »Überhaupt kein Problem, Nate.«

    Nachdem Nate gegangen war, kam Ed aus der Werkstatt gesprungen wie ein Wiesel aus seinem Bau.
    »Hmmmm«, meinte er. »Jetzt habt ihr also drei mal miteinander gesprochen – bis jetzt. Denn ich gehe doch richtig in der Annahme, dass er sich gerade einen vierten Gesprächstermin gesichert hat?«
    Ich zeigte Ed die kalte Schulter und drehte das »Geöffnet«-Schild auf »Geschlossen«.
    »Ach, komm schon, Rosie – jetzt musst du es mir erzählen. Ich habe deinem geheimnisvollen Niemand gerade die Hand gegeben! Er gehört praktisch schon zur Familie.«
    »Ich muss die Kasse machen«, erwiderte ich kühl und ließ die Lade aufspringen.
    Aber so einfach gab Ed sich nicht geschlagen – zumindest nicht kampflos. Er griff an mir vorbei, schob die Lade wieder zu, klaute mir den Schlüssel und spurtete damit quer durch den Laden, von wo er mich angrinste und seine Trophäe triumphierend in die Höhe hielt.
    »Sei nicht blöd, Ed. Gib mir den Schlüssel – bitte.«
    Seine blauen Augen funkelten. »Komm und hol ihn dir.«
    »Okay.« Ziemlich genervt ging ich zu ihm hinüber und versuchte, den Schlüssel zurückzuerobern. Vergebens. Kaum hatte ich nach seiner Hand gegriffen, hob Ed sie noch höher und lachte, als ich das Gleichgewicht verlor, vornüberfiel und von

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