Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
rief Celia, als sie in den Laden gerauscht kam und sich auf dem Sofa niederließ. Sie winkte mich herbei und wedelte mir mit einer schon etwas mitgenommen aussehenden Ausgabe der New York Post vor der Nase herum. »Schau, schau, schau!« Aufgeregt zeigte sie auf die Zeitung.
»Wo hast du die denn her, Celia?«, fragte ich angesichts des zerfledderten, von Kaffeeflecken übersäten Blattes, das eine Handbreit vor meinem Gesicht flatterte.
»Jemand hat sie in der U-Bahn liegen lassen. Aber ist doch egal. Schau dir das an!«
»Oh toll, Bloomingdale’s hat ab Dienstag Schlussverkauf! «, rief ich betont überschwänglich.
Celia ließ die Zeitung sinken und bedachte mich mit
einem strafenden Blick. »Rosie Duncan, du hast mich wirklich nicht verdient.«
»Aber du kommst trotzdem nicht von mir los, was? Okay, ich werde ab jetzt nett sein.« Sie hielt die Zeitung wieder hoch, und ich staunte nicht schlecht, als ich sah, was Celia so in Aufruhr versetzte. »Seit wann liest du denn Gloria Weinbergs ›Stadtgespräch‹-Kolumne?«, fragte ich lachend. »Wie konnte es nur so weit kommen?«
Celia verzog das Gesicht. »Ich bitte dich, Rosie, du weißt, dass ich die Frau nicht ausstehen kann. Sie erdreistet sich, ihren Klatsch und Tratsch Journalismus zu nennen. Sie ist eine Schande für unseren Berufsstand – ach, was sage ich, eine Schande der Schriftkultur ! Aber mir ist da was ins Auge gefallen …«
Unter einem glamourösen Foto von Ms Weinberg wurde »NY – Oh My!« getitelt, und darunter folgte die Kolumne:
GROSSE Neuigkeiten über einen GROSSEN Tag in der City … Aus SEHR zuverlässiger Quelle durfte ich erfahren, dass wir bald einen unserer begehrtesten Junggesellen verlieren werden ( schluchz! ). Stadtgespräch ist, dass Nate Amie, aufsteigender Stern am Verlagshimmel, seiner umwerfend schönen Freundin Caitlin Sutton einen Heiratsantrag gemacht hat ( endlich! ). Gerüchten zufolge soll er im luxuriösen Landhaus ihrer Familie auf Long Island vor ihr auf die Knie gefallen sein. Meine Quelle bestätigt, dass die Suttons hocherfreut sind. Die Hochzeit ist für das kommende Frühjahr geplant und soll mit einem rauschenden Fest und hochkarätigen Gästen gefeiert werden. Uns bleibt nur, uns über den Verlust eines weiteren wunderbaren jungen Mannes hinwegzutrösten, meine Damen, und dem schönen Paar von Herzen alles Gute und viel Erfolg für die zweifellos sehr erfreuliche Zukunft zu wünschen.
»Dreimal darfst du raten, wer die zuverlässige Quelle war.« Celia lächelte süffisant.
»Wer?«
»Mimi Sutton natürlich!« Als Celia meine Miene sah, griff sie schnell nach meiner Hand. »Rosie, Honey – alles in Ordnung?«
»Ja, schon gut. Es überrascht mich nur, dass er gestern nichts davon erwähnt hat, als er …«
»Wie sollte er auch?«, schnaubte Celia. »Es stimmt nämlich nicht! Ich habe Mimi gestern Abend gesehen, und sie konnte über nichts anderes reden. Sie hätte ›ein paar Räder in Bewegung gesetzt‹, um Nate die Entscheidung abzunehmen . Wahrscheinlich hat sie das hier gemeint.« Sie trommelte mit den Fingern auf die Zeitung. Plötzlich hielt sie inne und sah mich an. »Weißt du, Rosie, du solltest das Ganze mit Humor sehen. Und Nate geht die Sache etwas zu gelassen an, wie ich finde. Er tut einfach nichts! Und ehe er weiß, wie ihm geschieht, wird er eins, zwei, drei Mr Caitlin Sutton sein. Das ist zumindest die Strategie, die Mimi verfolgt – mit Erfolg, wie ich fürchte.« Sie seufzte schwer.
»Brent hatte gestern irgendeine Bemerkung über Nate und die Presse fallengelassen …«, fiel mir auf einmal ein. »Ich habe leider vergessen, was genau es war. Er scheint sich übrigens ziemliche Sorgen um dich zu machen«, wechselte ich das Thema so schnell wie sonst nur Celia, die bei meinen Worten irritiert aufhorchte. »Ich soll dir sagen, dass der alte Bee Jay immer für dich da ist.«
Celias Miene entspannte sich, und sie lehnte sich zurück. »Er ist so süß . Aber er muss sich meinetwegen keine Sorgen machen. Danke, ich rufe ihn nachher gleich mal an. Und Rosie, wegen deines Bruders …«
Celia war wirklich unschlagbar. »Ach ja, ich soll dich ganz herzlich von ihm grüßen«, scherzte ich, doch als ich
ihre Miene sah, verging mir das Lachen, und ich holte tief Luft. »Er meinte heute Morgen, er stecke in irgendwelchen Schwierigkeiten. Mehr will ich ehrlich gesagt auch gar nicht wissen.«
Mitfühlend drückte Celia meine Hand. »Das ist auch besser so, Rosie – glaub
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