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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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nichts erwidern – nicht, wenn ich nicht völlig die Fassung verlieren wollte.
    »Das ist schade«, bemerkte er ruhig. »Also zurück zum offiziellen Gesprächsthema: ich und mein Liebesleben. Wahrscheinlich haben Sie von meiner Verlobung gelesen?«
    Dass er es so direkt ansprechen würde, hatte ich nicht erwartet. »Celia hat mir davon erzählt. Sonst wüsste ich es wahrscheinlich nicht, da ich die Post eigentlich nicht lese. Herzlichen Glückwunsch. Vermutlich dürfte das die Frage nach Ihrer Geschichte beantworten.«
    Nate wich meinem Blick aus. »Es ist nicht wahr, Rosie. Das heißt, es sollte nicht wahr sein. Ich kann mir immer noch nicht erklären, wie ich plötzlich dazu komme, verlobt zu sein. Komischerweise bin ich nie davon ausgegangen, dass in meinem Leben immer alles gutgeht, aber dann hat es sich eben immer so ergeben.« Er schaute mich wieder an. »Wissen Sie, was ich meine?«
    Ich musste lächeln. »Nein, eigentlich nicht. Ich rechne eigentlich immer mit dem Besten – immer , ich bin nämlich
eine unverbesserliche Optimistin –, aber leider scheint es sich nie zu ergeben. Vielleicht sollten wir unsere Leben für eine Weile tauschen. Dann wären wir beide zufrieden.«
    Nate strahlte mich an. »Ich mag Sie, Rosie. Können wir Freunde sein?«
    Ich war etwas perplex. »Wir sind doch Freunde«, meinte ich lachend.
    Nate schüttelte den Kopf und winkte ab. »Nein, Sie verstehen mich nicht. Ich würde Sie gerne besser kennenlernen. Passen Sie auf, ich schlage Ihnen einen Deal vor: Allem Anschein nach könnte mein Liebesleben eine gute Portion von Ihrem romantischen Optimismus vertragen und Sie … Sie bräuchten vielleicht eine gesunde Dosis Pessimismus, um Ihr Herz zu schützen. Ich werde bei Ihnen Blumen kaufen, Sie hören sich meine konfusen Gedanken an, und Old Faithful versorgt uns mit Kaffee. Was halten Sie davon?«
    Das war wirklich der seltsamste Vorschlag, der mir je gemacht worden war, aber irgendwie gefiel mir die Idee.
    »Okay, Mr Amie – abgemacht.«
     
    »Und was hat Nate über Caitlin erzählt?« Celia platzte schier vor Neugier.
    »Nichts«, erwiderte ich wahrheitsgemäß, obwohl ich wusste, dass sie sich damit niemals zufriedengeben würde und der Vulkan kurz vor dem Ausbruch stand. Wie erwartet dauerte es auch nicht lange, bis die samstägliche Stille, die in ihrer Wohnung herrschte, mit einem gewaltigen Ausbruch von Mount Celia ihr Ende fand.
    »Er kann doch nicht einfach nichts gesagt haben!«, platzte sie heraus. » Irgend etwas muss er doch gesagt haben?« Ich schüttelte den Kopf und machte mich auf mehr gefasst. »Nate Amie kann einem wirklich den letzten Nerv töten! Er wird doch wohl wissen, ob er verlobt ist oder nicht!
Herrgott, was denkt dieser Mann sich eigentlich? Und er kann unmöglich in Caitlin Sutton verliebt sein! Merkt er denn nicht, dass sie ihn niemals glücklich machen könnte?«
    Ich griff in die Tüte von M&H Bakers und nahm mir noch einen von Luigis legendären Double-Choc-Chip-Cookies.
    »Vielleicht erwartet er ja gar nicht, dass sie ihn glücklich macht«, sinnierte ich und biss in meinen Keks, während ich über das nachdachte, was Nate gestern gesagt hatte. »Sein Problem ist, dass er ein Pessimist ist und nie damit rechnet, dass ihm etwas Positives passieren könnte. Trotzdem wendet sich für ihn wider Erwarten immer alles zum Guten. Vielleicht glaubt er ja, dass er auch diesmal wieder angenehm überrascht wird.«
    Celia kratzte sich am Kopf. »Seneca«, verkündete sie düster.
    »Was?«
    Meine durchgeknallte Freundin (die Worte meines Bruders) schüttelte angesichts meiner Ignoranz nur mitleidig den Kopf. »Da habt ihr in England so viel Erfahrung mit Geschichte, und du kennst nicht mal die klassische Antike? Seneca war ein römischer Philosoph, der Pessimismus zu seiner Lebenseinstellung erkoren hatte, damit er niemals unangenehm überrascht wäre, wenn etwas Schlimmes geschehen würde. Seine Theorie lautete, dass man, wenn man immer mit dem Schlechtesten rechne, das Gute als umso glücklichere Begebenheit erlebe, da es grundsätzlich unerwartet komme. Sehr perfide, was er der Nachwelt da eingebrockt hat.«
    »Was du alles weißt, Celia! Ich bin beeindruckt.«
    Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu und sprang jäh auf, als ein neuer Gedanke sie zum nächsten Thema eilen ließ. »Wahrscheinlich hast du es noch nicht gesehen,
aber hier ist es .« Sie zauberte eine makellos unberührte Ausgabe der New York Times hervor, blätterte sie geschwind durch,

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