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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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Mund, und während er kaute, konnte ich förmlich sehen, wie seine Gedanken auf Hochtouren liefen. »Schau dir doch mal Billy Whitman an: Der hätte sich wahrscheinlich auch nie träumen lassen, dass er sich irgendwann mal in eine Frau verliebt, für die er Hunderte von Dollar ausgibt, weil er sich nicht traut, sie anzusprechen und ihr seine Gefühle zu gestehen.«

    Es gibt ja viel in meinem Leben, dessen ich mir absolut nicht gewiss bin, aber eins weiß ich ziemlich sicher – dass ich höchstwahrscheinlich niemals in die Lage von Billy Whitman käme.
    »Billy wird es Emily eines Tages schon sagen«, zeigte ich mich überzeugt. »So was braucht einfach Zeit. Und nein, ich mache mir keine Sorgen, dass mir das passieren könnte.«
    Ein seltsamer Ausdruck stand in Eds blauen Augen, als er mich nachdenklich ansah. »Trotzdem ein erschreckender Gedanke, oder?«
    Und da kam auch schon eine hübsche junge Kellnerin an unseren Tisch, die Ed sofort auf andere Gedanken brachte.
    »Hi, ich bin Lydia«, strahlte sie ihn an.
    »Hi, Lydia«, strahlte Ed zurück. Ich stöhnte leise und wandte den Blick ab.
    Lydia wurde rot und schien verunsichert. »Ähm … kann ich euch noch was bringen?«
    »Rosie? Noch Kaffee?«
    Ich lehnte höflich ab, aber er hörte mir sowieso nicht zu.
    Lydia wandte sich fragend an Ed.
    »Also, was den Kaffee angeht, bin ich wunschlos glücklich, aber deine Telefonnummer hätte ich gern.«
    Es ist immer wieder erheiternd, den Serientäter Ed in Aktion zu sehen. Gegen den Steinmann-Charme hatte Lydia naturgemäß keine Chance. Ich habe mir dieses Schauspiel schon so oft angesehen, dass ich längst aufgehört habe mitzuzählen, aber es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Mit seinem unwiderstehlichen Lächeln lässt er jede Frau glauben, sie wäre einzigartig und er hätte nur Augen für sie.
    »Na ja, wenn du mich so nett fragst …« Eilig kritzelte Lydia ihre Nummer auf eine Papierserviette und gab sie ihm. Ed wandte nicht eine Sekunde den Blick von Lydia, als
er die Serviette dankend nahm und sie mit großer Sorgfalt in seine Hemdtasche steckte.
    »Ab sieben bin ich zu Hause. Du kannst auch noch ganz spät anrufen«, strahlte sie ihn an.
    »Das werde ich machen«, erwiderte er lächelnd. »Ich danke dir.«
    Er sah ihr noch einen Augenblick nach, dann wandte er sich wieder mir zu. »Was ist?«, fragte er mit Unschuldsmiene.
    Ich lachte. »Du bist unmöglich, Ed! Mit dir kann man nirgends hingehen.«
    Zufrieden trank er seinen Kaffee. »Ich verstecke mich nur nicht, Rosie.«
    Eine Antwort blieb mir zwar erspart, aber …
    »Ja, wen haben wir denn da?«, unterbrach uns eine irgendwie bekannte Stimme. Das Herz rutschte mir in die Knie, als ich Philippe Devereau an unserem Tisch stehen sah, die teuer gewandeten Arme vor der breiten Brust verschränkt, die Dauerbräune zornig gerötet. »Die untalentierte Rosie Duncan und ihren … ihren struppigen Wachhund , wenn ich mich nicht täusche.«
    Mein warnender Blick hielt Ed davon ab, etwas zu sagen, das er später unter Umständen bereuen könnte.
    »Philippe, das ist aber eine Freude. Haben Sie heute Ihren freien Tag?«
    Philippe schnaubte verächtlich. »Manche Menschen haben auch noch ein Privatleben , Ms Duncan. Ich befinde mich ja in der glücklichen Lage, mich in meinem Laden nicht um alles selbst kümmern zu müssen – im Gegensatz zu manch anderen .«
    »Ich bin stolz auf Kowalski’s«, meinte ich lächelnd und hob meine Kaffeetasse. »Auf dass es sich immer seinen Charme bewahren mag.«

    Ehe ich wusste, wie mir geschah, hieb Philippe mit der Faust auf den Tisch, dass weißes Porzellan, silberne Kaffeekanne und Besteck nur so klirrten. Die anderen Gäste verstummten und starrten zu dem orange getönten, schwarz gekleideten Mann hinüber, der sich wutentbrannt über unseren Tisch beugte.
    »Geben Sie auf, Ms Duncan. Bleiben Sie in Ihrem Revier, bedienen Sie die ignoranten Massen, für die Lilien noch etwas Besonderes sind – aber lassen Sie meine Kunden in Ruhe!«
    Ich begegnete seinem Blick unerschrocken und bemühte mich, meine Stimme ruhig und kühl klingen zu lassen: »Ganz im Gegenteil, Mr Devereau, meine Kunden sind etwas Besonderes und verstehen viel mehr von Blumen als Sie. Meine Kunden wissen die Schönheit der Natur zu schätzen – etwas, das Sie schon vor Jahren aus dem Blick verloren haben.« Dem nervös dreinblickenden Assistenten, der sich lautlos an Philippes Seite eingefunden hatte, stockte vor Empörung der Atem. Aber ich war noch

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