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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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sogar.«

13
    Ab November beginnt bei Kowalski’s das Weihnachtsgeschäft, und wir haben spürbar mehr zu tun. Besonders in diesem Jahr. Obwohl seit Wochen in Planung, wurde die Zeit bis zu Mimi Suttons Großem Winterball doch langsam knapp. Ich sah dem großen Ereignis mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits war ich noch immer nicht besonders glücklich darüber, jetzt als Mimi-Sutton-Empfehlung zu gelten, freute mich andererseits aber doch über die neuen Möglichkeiten, die sie uns eröffnet hatte. Ihr Ball würde die perfekte Bühne sein, um unsere Arbeit einem großen Publikum zu präsentieren.
    Eigentlich hatten Ed und ich heute die Entwürfe zeichnen wollen, aber im Laden war so viel zu tun gewesen, dass wir einfach nicht dazugekommen waren. Länger konnten wir es aber nicht aufschieben, denn die Blumen mussten geordert und auch die Aushilfen bald eingestellt werden. Also schlug ich vor, dass wir bei mir zu Abend essen und uns danach an die Entwürfe machen sollten. Ed war sofort einverstanden.
    In all den Jahren, die wir schon zusammen arbeiten, war er vielleicht gerade zweimal in meiner Wohnung gewesen. Ed zieht mich immer damit auf, dass ich ein ganz finsteres
Geheimnis dort verberge und ihn deshalb so selten einlade. Das stimmt natürlich nicht. Es ist einfach nur so, dass Ed auf der Lower East Side wohnt und ich auf der Upper West Side – und dazwischen liegen Welten, auch rein geografisch, weshalb wir, wenn wir uns außerhalb des Ladens sehen, meist einen Treffpunkt vereinbaren, der irgendwo in der Mitte liegt. Zumal Ed sowieso eine herzliche Abneigung gegen die Upper West Side hat, die seiner Ansicht nach ein Biotop für oberflächliche Shopaholics ist, die mehr Geld als Verstand haben. Ich sehe das natürlich ganz anders. Es ist ein nettes Viertel mit freundlichen, intelligenten und interessanten Menschen, das in seiner bunten Vielfalt typisch New York ist.
    Als ich meine Wohnung aufschloss und das Licht anmachte, lachte Ed. »Welch seltene Ehre! Soll ich die Schuhe vor Betreten des Heiligtums ausziehen?«
    Schnell schien er sich schon ganz wie zu Hause zu fühlen, und während ich das Essen auspackte, das wir unterwegs beim Chinesen geholt hatten, suchte er seinen Block heraus und las sich seine Notizen durch. »Ich war ja gestern vor Ort, um mir die Räumlichkeiten anzuschauen. Sieht gut aus – jede Menge Platz und Möglichkeiten für groß angelegten Raumschmuck. Die Treppe, die vom Foyer in den Ballsaal führt, ist fantastisch: Girlanden aus Tannen- und Lorbeerzweigen könnte ich mir da gut vorstellen.«
    Ich setzte mich neben ihn und schaute mir seine Skizzen an. »Hmmm … ja …« Ich nickte langsam. »Doch, klingt gut. Ich hatte mir ein dreifarbiges Farbschema vorgestellt: vor allem Grün und Weiß und ein paar rote Akzente. Für den Raumschmuck und die Tischdekorationen könnten wir weiße Gardenien, Lilien und Rosen nehmen. Nur bitte keine Weihnachtssterne.«
    »Ganz in meinem Sinne«, meinte Ed zwischen zwei Bissen,
»Weihnachtssterne gehen gar nicht . Was die roten Akzente angeht – vielleicht könnten wir ja auch rote Blätter verwenden?«
    »Super.«
    »An den Säulen im Eingangsbereich würde ich gern mit Struktureffekten arbeiten. Irgendetwas, das sofort ins Auge fällt, vielleicht sogar ein bisschen effekthascherisch. Den Leuten sollte schon vor Staunen der Mund offen stehen, bevor sie die große Treppe sehen«, meinte Ed und zeigte mir anhand einiger Skizzen, wie er sich das gedacht hatte.
    »Genau deshalb arbeite ich so gern mit dir zusammen – deine Entwürfe sind wirklich erstaunlich gut.«
    »Ganz meinerseits«, entgegnete er grinsend.
    Wir aßen eine Weile schweigend. Ed schaute sich in meiner Wohnung um. »Schön hast du es hier«, bemerkte er. »Sehr … heimelig .«
    »Es ist ja auch mein Heim«, erwiderte ich lächelnd. »Und mir gefällt es so.«
    »Mir gefällt es auch«, sagte Ed, stellte seinen Teller auf dem Couchtisch ab und ließ sich zurück ins Sofa sinken. Er seufzte tief und richtete dann das geballte Blau seines Blicks auf mich.
    »Rosie, ich schulde dir eine Entschuldigung.«
    »Ach ja?«
    Er nickte. »Oh ja. Die letzten paar Wochen war ich nicht ganz ich selbst. Ich bin unzufrieden mit meinem Leben und habe meinen Frust an dir ausgelassen – und das nicht nur einmal. Das war unverzeihlich.«
    »Stimmt«, meinte ich lächelnd. »Abgesehen davon, dass ich dir verzeihe.«
    Vor Erleichterung strahlte Ed übers ganze Gesicht. Er griff nach meiner Hand.

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