Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
»Was täte ich nur ohne dich? Aber eine Erklärung hast du trotzdem verdient.«
Ich runzelte irritiert die Stirn. »Du hast es doch gerade erklärt. Du warst nicht ganz du selbst und …«
»Das ist längst nicht alles. Mich hat in letzter Zeit Einiges beschäftigt …«
»Ja, ich weiß«, lachte ich. »Karin, Ellen, Mai, Susie, Elisabeth … fehlt noch eine?«
Er sah echt überrascht aus. »Ich wusste nicht, dass du Buch führst.«
»Tue ich auch nicht.«
»Du erinnerst dich besser an ihre Namen als ich.« Seufzend schüttelte er den Kopf. »Es funktioniert nicht mehr, Rosie.«
»Was funktioniert nicht mehr?«
»Das Daten. Wenigstens nicht mehr so wie früher. Vielleicht liegt es ja am Alter, keine Ahnung. Früher fand ich Daten toll – ich hatte Spaß und war zufrieden mit mir und der Welt. Ich hätte nie gedacht, dass mir das irgendwann nicht mehr reichen würde. Aber in letzter Zeit habe ich immer öfter das Gefühl, dass ich mehr brauche … dass ich zu jemandem gehören und eine richtige Beziehung haben will. Komisch, oder?«
Ich lächelte und spürte, wie eine leise Wehmut mich ergriff. »Nein, das ist überhaupt nicht komisch. Das liegt in der menschlichen Natur. Problematisch könnte es erst dann werden, wenn du dich nicht mehr nach irgend jemandem sehnst, sondern nach jemand ganz Bestimmtem.«
»Ja, stimmt, dann muss man wirklich aufpassen. Werde ich mir merken.« Er sah beiseite und versenkte sich in eine meditative Betrachtung seiner Knie. »Ach, Rosie … hattest du das auch schon mal?«
»Nein«, erwiderte ich automatisch. »Noch nie.« Was natürlich eine glatte Lüge war. Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt und wollte schnell das Thema wechseln. Doch damit
war es vorbei, als Ed mich plötzlich anschaute, und ich den Ausdruck in seinem Gesicht sah. Er kannte mich einfach zu gut. Ich gab auf. »Na ja, manchmal . Okay, Dr. Steinmann – Sie haben mich durchschaut. Aber wenn du es auch nur einer Menschenseele sagst, bist du ein toter Mann, kapiert?«
Ed lächelte – zutiefst erleichtert, wie mir schien.
Kichernd hielt Marnie mir das Telefon hin. »Dein Bewunderer ist dran.«
Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu und nahm den Hörer. »Hallo?«
»Rosie, ich hätte einen tollen Job für dich!« Nate klang fast ein bisschen übermütig.
»Nate, es mag dir entgangen sein, aber ich habe schon einen tollen Job«, scherzte ich. »Ich bin Floristin.«
»Ha, ha, der berühmte englische Humor – so herrlich trocken. Nein, jetzt mal im Ernst: Ich hätte dir den Auftrag für eine große Hochzeit zu bieten, und groß meint riesig … spektakulär … gigantisch …«
Oh je. »Du willst also endlich Nägel mit Köpfen machen? «
Nate lachte so laut, dass Ed und Marnie am anderen Ende des Ladens aufschauten und sich vielsagend ansahen.
»Bist du des Wahnsinns? Nein, natürlich nicht meine Hochzeit. Schon vergessen, dass ich lediglich versprochen habe, Caitlin ›in naher Zukunft‹ einen Antrag zu machen? Womit mir schätzungsweise noch zwei Jahre Schonfrist bleiben. Ein Freund von mir heiratet. Er hat das Feature in der Times gelesen, und als er dann herausfand, dass ich dich kenne, hat er mich gebeten, ein Treffen zu arrangieren. Könntest du morgen gegen elf in mein Büro kommen?«
»Ich … also, ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll, Nate.«
»Sag einfach Ja! Die Hochzeit ist nächstes Jahr im Frühling … das wird eine ganz große Sache, Rosie – lass dir das nicht entgehen. Ich rufe ihn gleich an und sage ihm, dass das Treffen klargeht? Komm schon, sag Ja.«
»Ja. Aber …«
»Fantastisch! Wir sehen uns morgen – du wirst es nicht bereuen.«
Ich legte auf und fuhr vor Schreck zusammen, als Marnie und Ed plötzlich lautlos neben mir auftauchten und mich mit großen Augen anschauten wie zwei Buschbabys.
»Und?«, fragte Ed.
Ich war noch immer sprachlos. »Ich … also, Nate hat gesagt … eine große Hochzeit im Frühjahr …«
Marnie fiel mir jubelnd um den Hals. »Er hat dir einen Antrag gemacht!«
Ed runzelte irritiert die Stirn. »Marnie, reg dich ab.« Seine blauen Augen waren auf mich gerichtet. »Hat er nicht, oder?«
Ich versuchte mich zusammenzureißen. »Nein, natürlich nicht. Ein Freund von ihm möchte uns für seine Hochzeit engagieren. Soll eine ziemlich große Sache werden. Morgen Vormittag treffen wir uns in Nates Büro.«
Mittlerweile waren Marnies Augen tellergroß. »Ooooh … Eine richtige Society-Hochzeit? Mit Filmstars?«
Ich lachte.
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