Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
Ländern, Bäume mit buntem Herbstlaub und schneebedeckte Berge. Über dem Fenster hatte ein bunter Wimpel von Yale einen Ehrenplatz bekommen, und auf dem großen Holzschreibtisch lag ein Baseball.
»Tja, das schöne Corporate Design verschandelt«, meinte Nate grinsend, als er meine belustigte Miene sah.
»Nein, überhaupt nicht. Da draußen war es doch etwas zu … weiß .«
Nate ließ sich in seinen komfortabel gepolsterten Schreibtischstuhl sinken. »Ach, wem sagst du das? Siehst du, genau deshalb mag ich dich so, Rosie. Ich wusste , dass du das sagen würdest. Wir sind uns ziemlich ähnlich.«
Wir lächelten uns in stillem Einvernehmen an.
»So, und wo ist jetzt dein Freund?«, fragte ich dann.
»Er müsste jeden Moment hier sein.« Nate warf einen Blick auf seine Uhr und runzelte die Stirn. »Nein, er hätte eigentlich längst hier sein sollen.« Er drückte eine Taste seines Telefons. »Sondra, wenn mein Elf-Uhr-Termin eintrifft, sagen Sie ihm bitte, er soll gleich durchkommen. «
»Wird gemacht, Sir«, kam die supereffiziente und formvollendete Antwort.
»Du meintest, es würde eine sehr große Hochzeit werden?«
»Nicht groß, sondern gigantisch. Und er will niemand anderen als dich! Er hat zu mir gesagt: ›Ich will Rosie Duncans floristisches Flair – mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden. Sie scheint eine absolute Offenbarung zu sein.‹ Eine absolute Offenbarung! Lass dir das bitte auf der Zunge zergehen. Seine Familie besitzt ein Vermögen – und ich meine richtig großes Geld.«
»Und du meinst nicht, dass das für Kowalski’s vielleicht eine Nummer zu groß ist?«, fragte ich und begann doch langsam nervös zu werden. Gerade erst hatte ich mich an den Gedanken gewöhnt, dass Kowalski’s Mimi Suttons Großem Winterball gewachsen wäre – die Vorstellung, einer riesigen Society-Hochzeit den passenden Rahmen zu geben,
erschien mir fast zu erschreckend, um überhaupt in Erwägung gezogen zu werden.
»Nein, natürlich nicht.« Nate stand auf und kam um den Schreibtisch herum. Er setzte sich auf die Tischkante und nahm meine Hände in die seinen. Sein schiefes Grinsen breitete sich übers ganze Gesicht aus, und seine dunklen Augen nahmen mich scharf ins Visier. »Ich glaube an dich, Rosie. Du schaffst das. Man wächst mit seinen Aufgaben, und du bist diesem Auftrag gewachsen. Vertrau mir.«
Danach war es einen Augenblick ganz still, und seine weichen, warmen Hände hielten noch immer die meinen. Es war, als gäbe es in ganz New York nur noch uns beide.
Und New York lächelte mich an … wie Nate.
Der Moment endete ganz unvermittelt, als die große weiße Tür schwungvoll aufflog. Nate ließ meine Hände los und sah rasch auf, um seinen Freund mit einem strahlenden Lächeln zu begrüßen. »Das wurde auch langsam Zeit, David! Ich hatte elf gesagt, nicht halb zwölf. Rosie, ich möchte dir meinen permanent unpünktlichen, aber trotzdem sehr geschätzten Freund David Lithgow vorstellen.«
Ich war bereits aufgestanden und drehte mich gerade um, als der Name wie ein Blitz einschlug.
Plötzlich lief alles in Zeitlupe, die Welt wurde zu einem langsam kreisenden Wirbel verschwommener Laute und Bewegungen. Wie aus weiter Ferne nahm ich Nates unbeschwertes Geplauder wahr, überlagert von dem Namen, der in Endlosschleife durch meinen Kopf kreiste … David Lithgow … David Lithgow … All meine Gewissheit, mein Frieden, mein ganzes Leben löste sich in diesem einen Moment in Nichts auf, als ich mich jenen grauen Augen gegenübersah – Augen, die ich niemals wiederzusehen gehofft hatte. Mir wurde schlecht. Ich musste hier raus, und zwar schnell. Ich wollte weg, ganz weit weg, aber ich war wie erstarrt.
Ich holte tief Luft und klammerte mich an die Lehne des Sessels. Ganz langsam begann die Welt sich in normalen Bahnen weiterzudrehen, und schließlich nahm ich auch wieder Nates Stimme wahr.
»Rosie … ich hatte dich gefragt, ob alles in Ordnung ist?« Nate klang besorgt.
»Ich … ja, alles in Ordnung …«, stammelte ich wenig überzeugend.
»Es ist so schön, dich wiederzusehen, Rosie.« David sprach sanft und freundlich, doch jedes Wort riss alte Wunden auf.
»Hallo David«, erwiderte ich mit einer Ruhe, die nichts von den emotionalen Abgründen ahnen ließen, die sich in mir aufgetan hatten.
»Ihr beiden kennt euch?«, fragte Nate überrascht.
»Ja«, sagten David und ich gleichzeitig. Sein Blick war noch immer unverwandt auf mich gerichtet.
Ein Lächeln huschte über Nates
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