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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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erschoß er den Engländer.
    Da er nicht gerade mit Munition gesegnet war, zog er den Leichnam des Engländers zu sich heran, nahm ihm Patronentasche und Karabiner ab und, was ihm recht zupaß kam, auch die Branntweinflasche, denn er hatte einen gewaltigen Schluck bitter nötig.
    Danach plazierte er den Engländer vor die Öffnung und wartete ab. Die Belagerer waren jetzt allerdings vorsichtiger geworden. Sie hatten nicht gedacht, bei ihrem Vorgehen auf ernsthaften Widerstand zu stoßen; nun hatten sie schon zwei Tote und einen Schwerverletzten zu beklagen, und sie fürchteten, noch größere Verluste hinnehmen zu müssen.
    „Wenn wir nun Feuer an die Pagode legen?“ schlug einer der Offiziere vor.
    Glücklicherweise gab John Robarts nichts auf diesen Rat. „Colonel Barclay“, sagte er, „hat demjenigen zehntausend Pfund versprochen, der ihm Holkars Tochter lebend zurückbringt. Wir gewinnen nichts, wenn sie umkommt… Also vorwärts! Wir greifen noch einmal an. Soll ein einziger Franzose dem ruhmreichen Britannien eine Niederlage zufügen? Wenn man uns schon die Tür versperrt, versuchen wir es eben durch das Fenster.“
    Man tat ihm den Gefallen. Während eine Hälfte der Truppe fortfuhr, die Tür unter Beschuß zu nehmen, wandte sich die andere zum Fenster, das etwa zwölf Fuß über dem Boden lag.
    Zwei Soldaten bildeten eine Pyramide, auf die ein Sergeant kletterte, von dort stemmte man ihn auf den Mauersims. Mit den Fingern zog er sich an dem Sims empor, und mit allen vieren kräftig zappelnd, gelang es ihm, sich abzustützen und den Kopf durch die Fensteröffnung zu stecken. Angesichts dieser heroischen Leistung schrien seine Kameraden aus vollem Halse hurra.
    Doch der arme Teufel hatte keine Zeit mehr, seinerseits hurra zu schreien, denn kaum hatte er den Mund geöffnet, als sich Louison auf ihre Hinterpfoten erhob, die Vorderpfoten auf den Fenstersims legte, den Unglücklichen mit ihren Zähnen am Hals packte und ihn zu seinen entsetzten Kameraden hinabwarf.
    Bis zu diesem Augenblick hatte man Louisons Anwesenheit ganz vergessen gehabt; die Tat der Tigerin kühlte die hitzige Kühnheit der Kavalleristen merklich ab.
    „Ich frage mich, warum wir eigentlich hier sind?“ wandte ein Offizier ein. „Wir sollten im Lager sein. Wenn Barclay Holkars Tochter hat entkommen lassen, so ist es an ihm, seinen Fehler wiedergutzumachen und sie zurückzuholen… Wir sind hier fünfzig und vergeuden unsere Zeit, einen Gentleman unter Beschuß zu nehmen, den wir nicht kennen, der uns nichts getan hat und uns zweifellos auch nicht vier unserer Kameraden außer Gefecht gesetzt hätte, wenn wir ihn friedlich seines Weges hätten ziehen lassen. Freiweg, ich seh in dem Ganzen keinen Sinn…“
    „Barclay will Holkars Tochter als Geisel“, sagte Robarts, „und er wird dafür seine Gründe haben. Ich werde nicht eher zurückkehren, bis ich meine Aufgabe erfüllt habe.“
    „Schön und gut“, meinte der andere, „aber es pressiert ja wohl nicht. Wir werden Holkars Tochter und ihren Kavalier genausogut, wenn nicht noch besser, auch morgen gefangennehmen können. Es wird bald Nacht… Wir werden ein Auge auf sie haben, sie entkommen uns schon nicht; inzwischen können wir essen und schlafen. Corcoran hat keinen Proviant, vor allem kein Wasser bei sich. Er wird bald gezwungen sein, sich zu ergeben.“
    Der Kapitän beobachtete, wie sich die Engländer ein wenig von der Pagode entfernten, ohne sie jedoch aus den Augen zu verlieren, und in regelmäßigen Abständen Wachtposten aufstellten. Währenddessen ließen sich die anderen nieder, um zu speisen, denn die indischen Kulis waren ihnen mit ihren Wagen gefolgt und luden nun die silbernen Bestecke, die Wildbretpasteten, das kalte Fleisch und die Sherryflaschen ab.
    Dieser Anblick verdoppelte Corcorans Qualen und drehte ihm die Därme im Leibe um, denn am Morgen hatte er kaum gefrühstückt, und der Tag war mit so viel Ereignissen angefüllt gewesen, daß ihm keine Minute geblieben war, ans Essen zu denken.
    Aber das war nichts zu der Unruhe, die er um Sita empfand, die es ja gewohnt war, im Luxus zu leben und die Annehmlichkeiten eines Palastes zu genießen. Wie sehr würden ihr Müdigkeit und Hunger zusetzen?
    Ein noch unberechenbarerer Faktor war Louison.
    Gewiß, die Tigerin war ein verläßlicher Gefährte, aber ihr Appetit war dennoch größer als ihre Verläßlichkeit.
    Und was sollte er ihr auch vorwerfen? Ist nicht der Magen – nach den Physiologen – der

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