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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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also, er guckt sich das Mädchen an und sagt: ‘Ich bin Franzose.’ Na ja, ab da lief die Sache. Er holte seine Reitpeitsche raus und drischt auf die Engländer ein, mein Gott, drischt der auf die Engländer ein – tüchtige Seeleute übrigens, aber zu Land…, na ja; und Louison, was seine Tigerin ist, die beißt denen reihenweise die Hälse ab wie Wildgänsen. Als das der Alte sieht, stirbt er, seine Tochter, seine Rupien, sein Königreich, na ja, und die ganzen kaffeebraunen Leute da, also das hinterläßt er alles unserm Käptn, na ja, und nun ist er auf einmal von heute auf morgen Kaiser, ja, genauso einer wie unser Zwirbelbart…, na ja, was kann einem schon Besseres passieren?“
    Alle Anwesenden waren sich darin einig, daß Corcoran in der Tat es nicht hätte besser treffen können; und der ständige Sekretär, neugierig wie eh und je, fragte den Seemann, auf welche Weise denn nun Kapitän Corcoran zu dem sagenumwobenen Gurukaramta gekommen sei.
    „Na ja“, ergriff Kermadeuc wieder das Wort, „das war eigentlich ganz einfach. Als der Käptn Kaiser geworden war und reich und ganz nett verheiratet, na ja, da begann er sich zu langweilen. Ich sag zu ihm: ‘Käptn, Sie sind nicht glücklich. Liegt das an Madame Sita?’
    Sie müssen wissen, meine Herren, die Hochzeit bekommt nicht jedem, na ja, was soll ich Ihnen sagen, also, wenn Madame Kermadeuc mit sich und der Welt uneins ist, soll es ja geben, also da reiß ich die Tür auf und mach mich davon, aber wie ich mich davonmache! Ohne meinen Hut mitzunehmen!
    Doch ich muß mich geirrt haben, denn er antwortet mir: ‘Kermadeuc, alter Seebär, Sita ist eine Frau, die nicht ihresgleichen hat in der Welt’, und das stimmt, auch bei den Türken nicht und bei den Moskowitern erst recht nicht…
    Also sage ich: ‘Käptn’, sage ich, ‘das ist egal. Sie machen ein Gesicht, als hätten Sie Gegenwind, und ich will kein verstockter Kelte sein, wenn das normal ist.’
    Er dreht mir den Rücken zu, sagt nichts, also hab ich ins Schwarze getroffen. Aber zehn Tage drauf ist er ganz verändert. Er läßt mich eines Morgens kommen.
    ‘Man hat mir mitgeteilt, daß das Gurukaramta in einem Tempel in Pandara versteckt ist’, sagt er. ‘Willst du mit mir den Fluß hinauffahren?’
    ‘Wie Sie wollen, Käptn.’
    Als Passagiere nur ich, der Käptn und Louison. Wir fahren noch am selben Abend los, Flußschiffahrt, sag ich Ihnen, wenn ich das schon hör, aber na ja, wir fahren am Vindhyagebirge vorbei. Rechts und links vom Fluß sieht man nur schwarzen Wald. Hin und wieder Tigergebrüll, Elefantengetrappel oder dieses tückische Pfeifen von Kobras. Also, Sommerfrische ist das gerade nicht, tagsüber röstet einen die Sonne, und nachts fressen einen die Moskitos auf. Morgens hatte ich Lippen wie eine Blutwurst, und meine Nase sah aus wie eine Kartoffel. Schließlich sind wir in ein Dorf mit lauter Fakiren gekommen. Wissen Sie, was ein Fakir ist, meine Herren, also, das ist so ein ganz besonders schmutziger Brauner, der ein Gelübde getan hat, sich niemals zu waschen.
    Na ja, also, all diese Fakire sitzen um ihren Tempel rum, als wir ankommen. Nicht einer hebt den Kopf, und keiner sagt was Nettes. Der Käptn sieht das und pfeift Louison, die nur mal kurz faucht. Da wachen die ganzen Schlafmützen auf und rennen mit einemmal alle in den Tempel – ich dachte erst, die wären gelähmt, so elend sahen die aus, aber na ja, nichts war. Sie rennen also alle in den Tempel und schreien: ‘Da kommt Baber Sahib!’ (das heißt Tiger, wie mir der Käptn später erklärt hat) und weinen zu ihrem Schiwa.
    Louison will ihnen folgen, aber der Käptn hält sie zurück, um die Leute nicht noch mehr zu erschrecken. Dann geht er direkt auf den Anführer der Fakire zu, das heißt auf den dreckigsten und zerlumptesten. Das war so ein Alter mit weißem Bart, der von den anderen sehr respektiert wurde. Na ja, der Käptn redet also mit ihm in seiner Kartoffelsprache, die wirklich nur was für Gelehrte ist, nicht für so einfache Leute wie mich. Was sie geredet haben, habe ich nicht verstanden, aber ich habe ihre Bewegungen gesehen, und der Käptn hat mir ja auch später alles erzählt. Der Käptn wollte immer das Gurukaramta haben, und der andere hatte es wohl, wollte es aber nicht hergeben. Also, sie reden und gestikulieren, und gestikulieren und reden den halben Tag. Na ja, und da kommt plötzlich Louison anspaziert, die langsam ungeduldig wird, erhebt sich auf ihre Hinterpfoten und legt ihre

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