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Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Anstrengungen der Geburt waren ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, doch der Zorn ließ ihre Augen funkeln, färbte die Wangen rosig.
    «Ich sage nur, was alle sagen.»
    «Woher wollt ihr wissen, du und die anderen, dass Gott den Brand schickte? Kann es nicht auch ein Mensch gewesen sein, der das Feuer schlecht gehütet hat?», fragte Eva, und ihre Stimme wurde immer drohender.
    Regina schüttelte den Kopf. «Das Feuer kam von Gott   …» Sie machte eine Pause und sah von Priska zu Eva. «…   und Gott hat das Feuer geschickt, um anzuzeigen, dass Adams Sünde nicht vergeben ist. Reimundus hat nichts bewirkt. Gegen Todsünden helfen weder Beichte noch Ablass.»
    Sie hatte die Worte laut und deutlich gesagt, trotzig beinahe. Doch die Angst, die in ihr erwacht war, war zwischen den Worten durch die Kehle geschlüpft, flackerte in ihren Augen und ließ die Lippen zittern. «Adam ist verdammt», flüsterte sie.
    Eva sprang auf, und einen Moment lange glaubte Priska, sie wolle sich auf die Schwester stürzen. Doch Johann vonSchleußig stellte sich ihr in den Weg. Noch immer trug er den Säugling im Arm.
    «Lasst das Mädchen», beschwichtigte Johann von Schleußig. «Sie sagt nur, was die ganze Stadt redet. Gerüchte ziehen wie Wolfsrudel durch die Gassen. Ein jeder weiß, was Adam vorgeworfen wird. Ein jeder weiß auch von der Hochzeit. Das Aufgebot ist öffentlich angeschlagen. Viele wussten von der Teufelsaustreibung, andere haben gesehen, dass er bei Reimundus gebeichtet hat. Nun, danach hat der Beichtstuhl im Kloster gebrannt. Wie sollen sich die Leute den Brand erklären? Sie reden, wie sie es verstehen. Für sie ist das Feuer eine Strafe Gottes, ein Zeichen auch, dass Adam nicht vergeben ist. Sein Leben steht erneut auf dem Spiel. In ihrer Angst fordern die Leute seinen Tod. Wenn die Hochzeit nicht zustande kommt, ist er verloren.»
    «Unfug!» Das Wort knallte durch den Raum wie ein Peitschenschlag. Eva schlug dazu mit der flachen Hand so hart auf den Tisch, dass das Geschirr hüpfte.
    «Vater unser, der du bist im Himmel   …», betete Bärbe laut.
    «Ruhe!», donnerte Eva. Bärbe verstummte, sackte zusammen, faltete die Hände im Schoß und bewegte lautlos die Lippen.
    «Ich verbiete, dass in meinem Haus solche Lügen erzählt werden», befahl Eva. Sie war blass geworden. «Kein Wort mehr will ich hören über den Brand und die Strafe Gottes.»
    Regina senkte den Blick. Sie zog aus ihrer Rocktasche einen Rosenkranz und begann leise zu beten.
    «Hör auf mit dem Unsinn», herrschte Eva sie an, riss ander Kette. Die Kette zersprang, und die Perlen ergossen sich über den Boden.
    Regina sah ihre Meisterin an. In ihren Augen stand Entsetzen. «Erst der Brand, nun der Rosenkranz», krächzte Bärbe und zog ihr Brusttuch fest zusammen. «Noch ein schlechtes Zeichen, noch ein böses Omen.»
    Regina sprach kein Wort. Priska stand auf, kniete auf dem Boden, sammelte Perle für Perle zusammen.
    Der Feuerknecht schob seine Schüssel mit Grütze zur Seite, stand auf. «Ich gehe in die Werkstatt und heize die Brennöfen ein.»
    Mit einem lauten Knall schlug die Tür hinter ihm ins Schloss. Bärbe bewegte noch immer die Lippen, aber Priska sah, wie ihre dunklen, schmalen Äuglein aufmerksam von Eva zu Regina und wieder zurück huschten. Regina sah auf die Tischplatte und schluckte. Ihre Hände lagen im Schoß, hatten sich ineinander verkrallt.
    «Sieh mich an!», befahl Eva.
    Regina gehorchte ganz langsam, schüttelte den Kopf dabei.
    Ihre Hand blieb unter dem Tisch, zeigte Hilfe suchend in Priskas Richtung. Doch Priska ließ die Hand der Schwester ins Leere fassen.
    Eva und Regina maßen einander mit Blicken. Schließlich wagte Regina sich vor: «Ich werde Adam nicht heiraten. Tue ich es, so bin auch ich verdammt.»
    Ihr Blick war trotzig und entschlossen. Eva fuhr hoch, griff nach Regina und schüttelte sie. «Du wirst Adam heiraten. Das befehle ich dir! Ich lasse nicht zu, dass er auf dem Scheiterhaufen landet! Hast du mich verstanden, Regina?»
    Regina riss sich los, stand auf und ging zwei Schritterückwärts, sodass sie die Tür hinter sich hatte. «Ihr könnt mich nicht zwingen», erklärte sie mit fester Stimme. «Ihr seid zwar mein Vormund, Meisterin. Wenn ich aber zu den Augustiner Chorherren gehe und sage, dass ich nicht verdammt sein will, so werde ich bei ihnen auf Verständnis stoßen.»
    «Heiratest du Adam nicht, so schicke ich dich zurück in die Vorstadt.»
    «Das könnt Ihr nicht, Meisterin. Ihr habt

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