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Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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jetzt, gebt das Tor frei. Sonst werde ich meinen Mann über Eure Unfähigkeit in Kenntnis setzen. Mal sehen, wie lange es dann noch dauert, bis die Stadtbüttel kommen und den Knüppel tanzen lassen.»
    Die Torwächter sahen sich verunsichert an. Dann sagte der eine: «Wir müssen wissen, wer der Fremde ist. Deshalb stehen wir hier.»
    «Einen Dreck müsst Ihr wissen», versetzte Priska. «Oder wollt Ihr etwa damit andeuten, dass eine ehrliche und anständige Bürgersfrau wie ich ungebetene Gäste in die Stadt bringt? Ist es das, was Ihr sagen wollt?»
    Ihre Stimme hatte so drohend geklungen, dass die beiden Torwächter wortlos den Weg räumten.
    Erleichtert schritt Priska weiter. Würde der Fremde sie jetzt für hochmütig halten? In Gedanken bereitete sie eine Rede zu ihrer Verteidigung vor, doch der Fremde blieb still. Sie hatten den Brühl schon beinahe hinter sich gelassen, als er fragte: «Wohin bringt Ihr mich nun?»
    «Ich werde Euch bei meiner Schwägerin unterbringen. Ihr habt Recht, in unserem Haus könnt Ihr nicht bleiben. Das Augenmerk der Leute ist ohnehin schon viel zu sehr auf uns gerichtet. Die Silberschmiedin Eva aber hat genügendPlatz für Euch und verfügt auch über die nötige Freiheit.»
    Sie führte den Mann in die Hainstraße. «Dort ist es. Wir sind gleich da.»
    Der Mann blieb stehen. Ein Karren, der leer vom Markt kam, musste ihnen ausweichen. Zwei Frauen, die Priska nicht kannte, zeigten mit dem Finger auf sie und tuschelten leise. Auch eine Gruppe von Studenten, die laut miteinander redend vorüberging, verstummte plötzlich.
    «Ihr seid bekannt hier», stellte der Fremde fest und blieb noch immer stehen, obwohl Priska an seinem Ärmel zupfte. «Wir sollten uns wenigstens einander vorstellen», sagte er mit leisem Spott. «Ich bin Aron Salomon aus der Nähe von Krakau. Und mit wem habe ich das Vergnügen?»
    «Ich   … ich bin Priska Kopper.»
    «Ah, Priska, die Ehrwürdige also.»
    «Die Ehrwürdige? Wieso?»
    Aron lachte. «Priska ist lateinisch. Die Bedeutung Eures Namens ist ‹die Ehrwürdige›. Und Ihr macht Eurem Namen alle Ehre.»
    «Welcher Ehre?», fragte Priska, die mehr damit beschäftigt war, die Reaktionen der Vorübergehenden zu beobachten, als auf Aron zu achten. Sie wusste selbst nicht, warum sie das tat, denn eigentlich war es nicht ungewöhnlich, in Begleitung zu sein. Aber Priska fühlte sich, als täte sie etwas Verbotenes, etwas, worüber die Leute zu Recht tratschen konnten. Zum Glück war die Dämmerung inzwischen so weit fortgeschritten, dass niemand den Zustand Arons erkennen konnte.
    «Wir sind gleich da», sagte sie und zog erneut an seinem Ärmel. «Kommt, wir sollten nicht ewig hier herumstehen.»
    Kurz darauf klopfte sie an Evas Haustür. Die Magd öffnete ihr und stieß einen kurzen Schrei aus.
    «Kreisch nicht», herrschte Priska sie an. «Hol die Herrin und lass uns hinein.»
    «Die   … die Herrin hat Besuch.»
    «Johann von Schleußig, nicht wahr?»
    «Ja. Der Priester ist hier.»
    «Ein Priester?», fragte Aron entsetzt und schüttelte den Kopf. «Nein, ehrwürdige Priska Kopper, ich glaube nicht, dass hier die richtige Bleibe für mich ist.»
    Priska lächelte. «O doch, das ist sie. Johann von Schleußig ist ein Priester der neuen Zeit. Außerdem seid Ihr blass und schwach. Wo wollt Ihr sonst hin? Ich versichere Euch, dass Ihr hier gut aufgehoben seid.»
    Behutsam, aber mit Nachdruck schob Priska Aron ins Haus. Schon hörte sie Schritte auf der Treppe.
    «Priska!», rief Eva. «Wie schön, dass du da bist.»
    Sie war nun im Flur angelangt.
    «Wen hast du mitgebracht?»
    Priska öffnete die Küchentür, sodass Licht in den dunklen Flur fiel und Eva die Verletzungen und die blutbesudelte Kleidung Arons sehen konnte.
    «Oh!», rief sie aus. «Was ist passiert?»
    In diesem Augenblick stöhnte Aron auf, dann sank er gegen Priska, die unter seinem Gewicht taumelte.
    «Schnell, hilf mir!»
    Eva fasste mit an, und gemeinsam gelang es den Frauen, Aron Salomon in die Küche zu bringen und auf die Bank zu setzen.
    «Hol Wasser», befahl Eva ihrer Magd. «Und dann gib dem Priester Bescheid. Er soll runterkommen.»
    Die Magd schlug das Kreuzzeichen und eilte, die Aufträge auszuführen.
    «Wer ist der Mann?», fragte Eva. «Was ist geschehen?»
    Priska ließ sich auf einen Stuhl sinken. «Er ist zusammengeschlagen worden. All seine Habe ist ihm geraubt. Ich habe ihn in den Flussauen gefunden.»
    «Ein Messfremder?»
    Priska zuckte mit den Achseln. «Aus

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