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Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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ihr Begehr vorzutragen. Dann holte Priska die Zeichnungen hervor, anhand deren ihr Adam einst ihren Körper erklärt hatte. «Streichelt Euch selbst. Findet heraus, was Euch Spaß macht!», forderte sie die Frauen auf und fügte hinzu, wenn diese erröteten und den Blick schamhaft senkten: «Ich habe es auch getan und es nie bereut.»
    Den ganz Mutigen und Wissbegierigen berichtete sie ausführlicher, an welchen Stellen die Lust saß und mit welchem Mittel sie hervorgelockt werden konnte. «Nehmt ein Stück Fell, eine Feder», riet sie. «Aber seid vorsichtig mit der Perle der Lust. Sie ist sehr empfindlich und zieht sich zusammen, wenn Ihr zu heftig oder zu trocken seid.»
    Auch über die Verhütung von Schwangerschaften sprach sie, doch stets so, dass ihr niemand einen Strick daraus drehen konnte. Einmal hatten sich einige Frauen auf dem Markt um sie herum versammelt und nach dem Bienenwachs gefragt. Priska aber hatte gesehen, dass einer der Augustiner-Chorherren vorher mit ihnen gesprochen hatte. Wahrscheinlich hatte er sie geschickt, um sie auszuhorchen.
    «Hütet Euch vor dem Bienenwachs», hatte sie also gesagt und sich dabei bekreuzigt. «Es kann Euch um dieFrucht Eures Leibes bringen. Hütet Euch vor allen Dingen, die das Leben in Euch zunichte machen könnten. Tragt keine schweren Eimer, ruht Euch aus.»
    Unzufrieden waren die Frauen abgezogen. Eine jedoch war geblieben und hatte ihr auf die Schulter geklopft. «Ihr seid eine gute Heilerin», hatte sie Priska zugeraunt.
    «Nein, ich bin keine Heilerin», hatte sie erwidert. «Ich möchte nur vor Unheil bewahren.»
    Doch ihr Ruf war inzwischen bis ins letzte Haus der Stadt vorgedrungen. Viele nannten sie die «Heilerin»; manche sagten sogar «Wunderheilerin» zu ihr. Priska wollte zwar nichts davon hören, doch sie hatte einfach schon zu vielen Menschen geholfen. Natürlich hatte sie keine übersinnlichen Kräfte, doch sie kannte die Seele der Menschen und wusste darum oft Rat, wenn die Ärzte bereits verzweifelten.
    Vor allem bei den Frauen war sie sehr beliebt, so vielen hatte sie schon geholfen. Besonders bei Empfängnisproblemen hatte sie immer eine Empfehlung bereit. Der einen trug sie auf, jeden Tag zwei Wochen lang drei frische Hühnereier zu essen. Einer anderen empfahl sie, nach dem Verkehr ein Kissen unter den Hintern und die Beine hochzulegen, damit der Samen besser durch den Schoß gelangte. Einer Dritten erklärte sie den weiblichen Zyklus. «Merkt Euch gut, wann Ihr blutet. Dann wählt am besten die Zeit zwischen zwei Blutungen, genau die Mitte. Schlaft zwischen dem 10. und 24.   Tag zweimal täglich mit Eurem Mann. Ich bin sicher, übers Jahr werdet Ihr schwanger sein.»
    Und so war es auch. Immer wieder wurde Priska gefragt, ob sie nicht einen Säugling über die Taufe halten wolle, immer wieder kamen Frauen, die ihr erzählten, sie hätten ihre Töchter nach ihr benannt. Und immer wiederstellte sie fest, welch guter Lehrmeister Aron in den Dingen der Lust war. Zu gern gab sie ihr Wissen an Margarete weiter. Doch alles, was sie der jungen Hure riet, half nicht viel. Zwar war es ihr gelungen, Margarete die Schmerzen zu nehmen, doch die Lust wollte sich einfach nicht einstellen.
    Aber auch die Männer kamen zu Priska. Nicht viele, nur hin und wieder sprach einer sie an, wenn er sie allein antraf.
    «Sagt, könnt Ihr auch die Lust des Mannes entfachen? So, wie Ihr es bei den Weibern könnt?»
    «Sagt Eurem Weib, sie soll eine Suppe von Sellerie kochen. Auch Rotwein am Abend, in Maßen getrunken, bewirkt manchmal Wunder. Nehmt etwas Räucherwerk in Euer Schlafgemach. Sandelholz und Moschus entfacht die Sinne. Legt die Finger wie einen Ring um Euren Schaft, genau an der Wurzel, und presst ein wenig. Und auch die Stelle zwischen dem Schwanz und dem hinteren Loch eignet sich gut, um die Lust zu locken.»
    «Meint Ihr nicht, dass mein Nachbar mich verzaubert hat?»
    «Nein, gewiss nicht.»
    Meist gab sie ihnen eine Salbe aus Ringelblumenblättern oder einfaches Schweineschmalz, dem sie ein Tröpfchen Rosenöl zugesetzt hatte. «Reibt Eure Männlichkeit damit ein. Aber ganz langsam und behutsam. Streicht von oben nach unten und dann umgekehrt. Am besten macht Ihr es Euch ganz bequem dabei, damit die Salbe gut einziehen kann. Vielleicht kann Euch Eure Frau dabei zur Hand gehen.»
    «Ihr meint, ich soll meinen   …»
    «Ja. Genau das. Und wenn nichts von dem, was ich Euch sagte, hilft, nun, so kommt wieder.»
     
    Während sie tagaus, tagein

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