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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Sache ist komisch«, antwortete Dana entnervt, und Faye konnte sich mühelos ausmalen, wie ihre Freundin jetzt durch ihre Wohnung lief und irgendetwas machte, einfach nur, weil sie die Zeit nutzen wollte, denn Dana Carter war wirklich ungeheuer effizient. »Aber nichts, hörst du, wirklich gar nichts daran ist ungewöhnlich. Kerle wie dein George laufen zu Tausenden da draußen herum. All die armen Gestalten, die im Internet Kontakt suchen. Vielleicht nur ein Abenteuer. Sie denken sich Geschichten aus, und irgendwann fliegen diese Geschichten nun mal auf.«
    Faye dachte an diesen Blick, den er ihr zugeworfen hatte. Er hatte ihr direkt in die Augen gesehen. »Das ist niemand«, hatte er zu seiner extrem gut aussehenden Begleiterin gesagt. »Niemand.« So, als hätte er mit Faye abrechnen wollen. Ja, als habe Faye sich etwas zuschulden kommen lassen. Ergab das einen Sinn? Nein, nie und nimmer. Aber was erwartete sie? Nach einer Flasche Rotwein ergab so gut wie nichts einen Sinn!
    Aber dennoch erzählte sie Dana davon. Von dem Blick, dem seltsamen Augenblick.
    »Du spinnst ja«, lautete deren Einschätzung der Situation. »Warum, in aller Welt, sollte er sauer sein?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Sie ließ sich nach hinten auf die Matratze sacken, zog das Telefon am Kabel hinter sich her. »Nicht die geringste. Pfft, nichts. Alles leer im Kopf.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Kein Grund, jetzt doof zu werden.«
    »Faye, du redest dummes Zeug. Das ist Psychologie aus der Vogue . Lass den Quatsch. Red dir nichts ein. Du hast nichts getan. Ihr habt euch ein paar Mails geschrieben. Sieh den Tatsachen ins Auge. Da war sonst nichts. Nichts, hast du das verstanden?«
    »Okay.«
    »Das ist mein Ernst.«
    »Okay.«
    »Das ist eine Golden Key Solution , Darling.«
    »Okay.«
    »Hör auf, andauernd ›Okay‹ zu sagen.« Das war jetzt die typische Dana-Carter-Stimme. »Wenn du ›Okay‹ sagst, weiß ich genau, dass du mir nicht richtig zuhörst.«
    Faye flüsterte: »Okay.«
    Nur entnervtes Atmen antwortete ihr.
    »Ich weiß das zu schätzen, Dana, ehrlich.«
    Jetzt sagte Dana: »Okay.«
    Faye musste grinsen.
    »Soll ich vorbeikommen?«
    Faye dachte kurz darüber nach. »Nein, nicht nötig.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich bin so betrunken, ich schlaf bestimmt gleich ein.«
    »Du machst keine Dummheiten?«
    Faye lachte laut auf, doch es klang eher wie ein leises Husten, das in ein kurzes Kichern überging. »Außer der zweiten Flasche Rotwein gibt es hier überhaupt keine Dummheiten, die ich machen könnte.« Was glaubte Dana denn? Dass sie sich zur Musik von Norah Jones umbringen würde? »Nein, ich werde schlafen. Noch ein bis zwei Stunden traurig sein. Und schlafen.«
    »Komponier ein Lied.«
    »Geht nicht.«
    »Zu betrunken?«
    Sie nickte.
    Dana schwieg.
    Als Faye auffiel, dass Dana sie ja nicht sehen konnte, sagte sie schnell: »Ich habe genickt.«
    »Meine Güte, geh schlafen. Und ruf an, wenn es schlimmer wird.«
    Wenn es noch schlimmer wird, dachte Faye müde, bin ich zu betrunken, um anzurufen. »Ist gut.«
    »Pass auf dich auf.«
    »Mach ich.«
    »Faye?«
    »Ich leg jetzt auf«, sagte sie. »Danke fürs Zuhören.« Ehe Dana noch irgendetwas erwidern konnte, legte sie den Hörer auf die Gabel zurück. »Ciao, Dana Carter, bis morgen.«
    Sie schaute zur Decke hinauf. Schatten tanzten dort oben.
    Das Telefon klingelte.
    Faye schrak auf. Wer, zum Teufel, sollte jetzt noch anrufen? Außer Dana, die sich immer noch Gedanken um sie machte. Mit fahrigen Bewegungen tastete Faye nach dem Telefon, fand es schneller, als sie gedacht hatte, presste den Hörer ans Ohr. »Hotel ohne Hoffnung.«
    »Faye? Alles okay bei dir?«
    War das denn die Möglichkeit? Ian Hedges!
    »Ich bin in der Stadt.«
    Sie seufzte. »Ciao, Ian«, sagte sie und legte auf.
    Dann zog sie das Kabel aus der Wand. Für heute würde niemand mehr anrufen.
    Eine Weile lag sie einfach da und genoss die Ruhe.
    Irgendwann, die A-Seite der Platte war zu Ende, also, schätzte sie, musste sie etwa fünfundzwanzig Minuten auf der Matratze gelegen haben, ging sie zurück ins Wohnzimmer, nahm den Laptop auf den Schoß und schaltete ihn ein.
    »Mal schauen«, murmelte sie, »mal schauen, was ich so finde.«
    Sie gab seinen Namen bei Google ein, Alex Hobdon, mit o, nicht mit e, und fand einen Hinweis darauf, dass er bei Sunset & Mindstorm in Manhattan arbeitete. Google Bilder präsentierte ihr eine rote Kaffeemaschine, die wie ein alter Plymouth aussah, lauter Glanz und

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