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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Mist, Frauen wie diese verlangten mit elitärem Blick nach Romanen von Joseph Roth, David Foster Wallace oder Kurt Vonnegut und rümpften demonstrativ beim Anblick trivialer Unterhaltungsliteratur mit schönen Covern die Nase. Ja, Faye konnte sich ohne Mühe ausmalen, wie Alex Hobdons Begleiterin sich im Laden aufführen würde, dieses Miststück!
    Faye seufzte.
    Fühlte sich hundeelend.
    Dana Carter!
    Unbeholfen wankte sie ins Schlafzimmer, ließ sich auf die Matratze sinken, ein willenloses Opfer von Schwerkraft und Rotwein. Während Norah Jones weiter im Wohnzimmer jaulte, tastete Faye nach dem Telefon. Automatisch wählte sie die Nummer und beobachtete dabei fasziniert, wie die Drehscheibe von selbst jeweils in die Ausgangsposition zurückkehrte. Sie hielt sich den Hörer ans Ohr und wand gedankenverloren das Kabel um ihren Finger. Immerhin: es klingelte, sie wurde nicht weitergeleitet zur Mailbox.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit meldete sich jemand.
    »Dana!«
    »Faye, bist du das?« Die Stimme ihrer Freundin klang wenig erfreut.
    »Leg jetzt bloß nicht auf.«
    »Faye Archer! Ich hasse es, wenn du mit unterdrückter Nummer anrufst.«
    »Ist doch egal.« Ihre Rufnummer wurde immer unterdrückt. Faye hatte keine Ahnung, warum das so war, aber sie war auch zu träge, es zu ändern.
    »Niemand ruft mehr mit unterdrückter Nummer an.«
    »Na, dann weißt du doch, dass ich es bin.«
    Stille am anderen Ende der Leitung.
    Bevor Dana sich aus der Affäre ziehen konnte, sagte Faye: »Wenn du auflegst oder in einem Meeting bist, bringe ich dich um.«
    Erneut Stille.
    Dann sagte Dana: »Bist du betrunken?«
    Faye schluckte leise. »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    »War eine Lüge.«
    »Du bist betrunken!«
    »Auf einer Skala von eins bis zehn? Acht, würde ich sagen.«
    »Es ist noch nicht mal neun Uhr«, sagte Dana.
    »War nur eine Flasche Rotwein.«
    »Was ist dein Problem?«
    »Es gibt gar kein Problem«, sagte Faye, deutlich beschwipst. »Ich habe noch eine Flasche im Schrank.«
    »Sei nicht albern, was ist los?«
    »Er hat eine andere.«
    »Wer? Dein George?«
    »Alex«, korrigierte Faye entnervt. Sie wollte gar nicht erst wissen, wie sie sich anhörte. Aber »Alex« war auch betrunken noch gut zu artikulieren. »Wo bist du?«
    »Zu Hause«, sagte Dana. »Willst du, dass wir uns treffen?«
    »Hör mir einfach zu«, schlug Faye vor, und dann begann sie auch schon, alles zu erzählen. Sie merkte selbst, dass sie dort Sprünge machte, wo keine Sprünge sein sollten, und irgendwo, jenseits des Weins, stellte sie die Vermutung an, dass es für Dana schwer sein könnte, ihr zu folgen, aber dieser sehr leise Gedanke ordnete sich dem dramatischen roten Faden unter.
    Als sie fertig war, sagte Dana: »Vergiss diesen George.«
    Faye verdrehte die Augen. »Alex.« Sie hasste es wirklich, wenn Dana alle Männer als »George« bezeichnete.
    »Faye?«
    »Ja.«
    »Welchen Rat möchtest du von mir haben?«
    »Gar keinen«, antwortete sie rasch und hörte sich vermutlich recht kläglich an.
    »Vergiss ihn«, wiederholte Dana. »Das ist mein Rat.«
    »Ich will aber nicht.«
    »Du willst keinen Rat von mir, oder du willst ihn nicht vergessen?«
    Ich kann ihn nicht vergessen, dachte Faye, und es war diese Gewissheit, die sie erschreckte. Er ist in den Buchladen und in mein Leben getreten, und jetzt ist er irgendwie da, und ich weiß nicht, wie ich ihn loswerden kann.
    »Faye? Bist du noch da?«
    »Ich will ihn nicht vergessen.« Sie erschrak selbst bei dieser Antwort.
    »Komm schon, du hast nur mit ihm gechattet.«
    »Wir haben nicht gechattet.«
    »Na gut, ihr habt euch ein paar Mails geschrieben.«
    »Exakt.«
    »Na und?«
    »Was heißt hier ›na und‹?«
    »Du bist nicht mehr fünfzehn, Faye. Du hast dich verknallt, das passiert, aber, herrje, was soll denn das? Du bist nicht das erste Mal verknallt. Er ist ein Idiot, so viel scheint klar zu sein. Einer von den Kerlen, die ein doppeltes Spiel spielen. Was gibt es da noch zu überlegen? Hak ihn ab.« Sie machte eine kurze Pause. »Betrink dich, leide, gib dich dem Selbstmitleid hin, schau dir irgendeinen Mist bei Youtube an.« Damit schloss sie die Aufzählung. »Aber hör auf, dich so unter Wert zu verkaufen.«
    Faye seufzte. »Will ich aber nicht.« Jetzt klang sie trotzig.
    »Meine Güte, du bist wirklich betrunken.« Dana wurde ungeduldig.
    »Na, wenigstens das.«
    »Lass die andere Flasche zu. Leg dich schlafen.«
    »Etwas an der Sache ist komisch«, faselte Faye.
    »Alles an der

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