Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)
nicht wert«, lautete Dana Carters Meinung. Sie nippte an dem Wein und betrachtete sodann ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe. »Ich habe geahnt, dass er nicht kommt.« Dana sah, wie immer, umwerfend aus. Es war nicht übertrieben zu behaupten, dass sie die Blicke der meisten Männer im Boatman Café mit einer Mühelosigkeit auf sich zog, die Faye ihr unverhohlen neidete. »Du hattest einfach Pech.« Sie griff nach Fayes Handgelenk. »Darling, hörst du mir zu? Du siehst aus, als würdest du noch immer nach ihm Ausschau halten.«
Faye zuckte zusammen. Der feste Griff ihrer Freundin ließ sie frösteln. Dabei hätte man denken sollen, sie habe sich nach all den Jahren daran gewöhnt. Dana hatte etwas Besitzergreifendes, wenn sie so war, war ganz die Bestimmerin.
»Nein«, sagte Faye. »Tu ich nicht.«
»Bist du dir sicher?« Dass Dana Carter hier auftauchen würde, war das Letzte, womit Faye gerechnet hätte. Nichtsdestotrotz, hier war sie, ganz die wunderschöne Diva, die sie schon an der Uni gewesen war. Die Retterin, beste Freundin, ihr einziger Halt.
»Ich halte nicht mehr nach ihm Ausschau.«
Faye hatte wirklich einen kurzen Augenblick geglaubt, Alex Hobdon gesehen zu haben. Nicht, dass jemals ernsthaft die Gefahr bestanden hätte, Alex mit Dana zu verwechseln. Dennoch hatte sie geglaubt, ihn dort zu sehen. So sehr hatte sie es sich gewünscht, ihn endlich zu treffen, dass sie erst auf den zweiten Blick wirklich registriert hatte, dass Dana zu ihr ins Boatman Café geeilt war.
Ganz im Ernst, wie wunderbar konnte eine Freundin noch sein?
Dana war, ganz der Profi, zu ihr an den Tisch gekommen, hatte sie umarmt und gesäuselt: »Oh, Darling, es tut mir so leid, dass ich mich verspätet habe.« Sie hatte Faye einen Kuss auf die Wange gedrückt, sich dann zu ihr an den Tisch gesetzt und ihr zugeflüstert: »Jetzt denkt niemand mehr, dass dich jemand versetzt hat.«
»Nein«, hatte Faye erwidert, »jetzt denken alle hier etwas anderes.«
Dana hatte ihr aufreizend zugelächelt und sich dann nach Alex erkundigt, woraufhin Faye ihr eine Kurzfassung des ver geudeten Abends präsentiert hatte, während die Bedienung ihnen neue Getränke brachte.
»Gut«, sagte Dana jetzt und hatte dabei diesen Blick aufgesetzt, den sie bestimmt auch bei Geschäftsgesprächen anwandte. Konzentriert, äußerst wissend, fixiert auf ihr Gegenüber.
»Ich fühle mich schrecklich«, gestand Faye leise und nippte lustlos an Wein Nummer vier.
Erneut griff Danas Hand zu. »Hey, lass dich bloß nicht von so einer Niete unterkriegen.«
»Ich lass mich von niemandem unterkriegen«, verteidigte sich Faye.
Dana ließ ihr Handgelenk los, und sofort fühlte Faye sich freier.
»Er ist eben nur einfach nicht gekommen.« Sie musste es aussprechen, auch wenn das die ganze Sache nicht besser machte. »Kannst du mir sagen, warum er so was tut? Was soll das? Zuerst all die Mails und dann das hier.«
Dana lächelte aufmunternd. »Weiß er, was ihm entgeht?«
»Vermutlich nicht.« Faye leerte das Weinglas.
»Also vergiss ihn. Das ist die beste Golden Key Solution des Abends, Darling.«
»Gute Strategie«, antwortete Faye, »aber die Umsetzung ist schwierig.«
»Ist sie nicht. Tu es einfach.«
»Ich bin nicht Mrs. Spock«, sagte Faye. »Ich bin ein äußerst irrationaler und extrem emotionaler Mensch.«
»Red keinen Unsinn. Du bist versetzt worden und solltest dir einen Rest Stolz bewahren.«
Faye nickte. Das alles in der Theorie zu verstehen war gar nicht so schwer. Es aber in die Tat umzusetzen war … kompliziert … oder auch nicht. Sie sollte ein Lied darüber schreiben, das würde helfen.
»Machen wir das Beste draus«, schlug Dana vor. »Was haben wir gerade getrunken?«
»Sonoma Cutrer«, sagte Faye.
»Das ist doch schon mal ein Anfang.« Dana bestellte eine Karaffe. »Bereit?«
Faye nickte. »Bereit.« Sie fragte sich, wie gesittet und stilvoll sie es noch bis zur Toilette schaffen würde. Dann grinste sie. Dana war hier, wer scherte sich da noch um Alex Hobdon?
In der nächsten Stunde arbeiteten sie sich durch die Getränkekarte und taten, was Freundinnen so tun, wenn es ihnen nicht gut geht und sie etwas vergessen wollen. Sie redeten über allerlei Dinge, die sie beide zum Lachen brachten, hemmungslos, kichernd, als seien sie wieder Studentinnen auf einer der legendären wöchentlichen Thirsty Thursday Partys . Die Gespräche, anfangs noch artikuliert, später weniger, drehten sich um Exfreunde, flüchtige Bekanntschaften,
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