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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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wusste, dass du einen Ratschlag benötigst. Das, Darling, ist Karma. Das würde übrigens auch dein Mica sagen.« Mica Sagong, fiel Faye zum ersten Mal auf, war der einzige Mann, den Dana noch nie als »George« bezeichnet hatte. »Und noch was«, fügte Dana hinzu. »Lass dich nicht für dumm verkaufen. Schick ihn in die Wüste.«
    »Klar doch«, sagte Faye.
    »Und vergiss bloß nicht, mich anzurufen, sobald es Neuigkeiten gibt. Das ist der Preis für den Ratschlag.« Dana lachte. »Ich will alles wissen, hörst du?!«
    »Ja, versprochen.«
    »Schwöre es!«
    »Dana«, kicherte Faye, »ich muss mich jetzt schön machen.« Sie dachte nicht daran, ihre Freundin noch einmal zu Wort kommen zu lassen. »Danke für alles.« Dann legte sie auf. Als sie aufstand, um sich anzuziehen, stellte sie fest, dass sie noch immer grinste. Und genau dafür war sie Dana dankbar.
    Ohne Zeit zu verlieren, schaltete sie ihren Laptop ein, wartete einen Moment, bis er so weit war; dann öffnete sie die Mail und schrieb, was Dana ihr geraten hatte.
    Holly_Go!
    Hi Alex! Kleine Änderung des Plans. Kennst du das The Boatman Café? In der One Water Street, direkt unter der Brooklyn Bridge? Ich bin um 9 pm dort. Bis dann. Faye
    Klick und weg damit! Gut so! Gleich fühlte sie sich besser. Mit diesem Gefühl im Herzen machte Faye sich über den Kleiderschrank her, während Billie Holiday auf der B-Seite »They can’t take that away from me« sang und draußen, in Brooklyn Heights, schon der Abend begonnen hatte.

8
    Sie hatte einen Tisch am Fenster ergattert. Eine telefonische Reservierung war noch möglich gewesen, was Faye als sehr gutes Omen wertete; immerhin war es Freitagabend, und The Boatman Café war nicht nur in Brooklyn begehrt – in den letzten Jahren hatte es sich zu einem In-Lokal entwickelt, und Nachtschwärmer kamen sogar aus Manhattan herüber, um das feine Essen und die Atmosphäre zu genießen.
    Faye mochte das Café, seit es sie zum ersten Mal hierher verschlagen hatte, nicht zuletzt, weil es etwas Maritimes hatte. Ein Blick aus dem Fenster, und schon dachte man an die alten Zeiten, in denen Dampfschiffe auf den großen Flüssen gekreuzt waren. Heute konnte man die Fähren beobachten, die zwischen Manhattan, Brooklyn und Jersey hin und her fuhren. In der Ferne leuchteten die Lichter von Liberty Island und Ellis Island, und Faye dachte gern daran, dass dies früher der erste Anblick gewesen war, der sich den Einwanderern geboten hatte, damals, als die meisten mit dem Schiff aus dem fernen Europa kamen. Ein kleines unruhiges Licht blinkte auf Governors Island, und drüben, in Downtown Manhattan, wand sich eine Kette von Lichtern den Franklin D. Roosevelt Drive entlang.
    Sie trank einen Schluck von dem Wasser, das sie bestellt hatte, um nicht schon beschwipst zu sein, wenn Alex eintraf, und spähte zum Eingang. Ein älteres Ehepaar betrat gerade das Café; der Mann half seiner Frau aus dem Mantel, dann wurden sie zu ihrem Tisch geleitet. Faye wollte sich jetzt nicht fragen, wie ihre Zukunft aussehen würde, also schaute sie nach draußen auf den Fluss und stellte sich nette, gut aussehende Seeleute auf ihren alten Schiffen vor, wie sie mutig Stürmen trotzten und fremde Länder bereisten, um am Ende zu ihrer Liebsten in den Heimathafen zurückzukehren.
    »Du bist viel zu romantisch«, hatte Dana ihr einmal gesagt.
    Faye wusste nicht mehr, was sie geantwortet hatte, aber es schien ihr kein Fehler, romantisch zu sein, zumal sie sich selbst eher als Realistin betrachtete.
    Sie schaute auf die Uhr.
    9:30 pm.
    Bisher war Alex Hobdon noch nicht eingetroffen, und langsam, ja, ganz langsam, wurde sie doch etwas unruhig. Diese Wendung der Dinge gefiel ihr nicht so recht. Denn vorhin hatte Alex ihre Mail umgehend beantwortet.
    Alex Hobdon
    Kein Problem. The Boatman Café. 9 pm. Ich freue mich. Bis bald. Alex
    Stolz hatte Faye erfüllt, als sie den Laptop ausgeschaltet hatte.
    Doch wo steckte er nun?
    Faye beobachtete die anderen Gäste. Paare, die angeregt miteinander redeten, sich verliebte, aufreizende, vielsagende Blicke zuwarfen. Bedienungen, die emsig umherliefen.
    Sie war nervös. Ja, sie musste es sich eingestehen. Sie war noch nie versetzt worden. Oder jedenfalls nicht hier, im Boatman Café. Überall sah man große Bilder, die Geschichten aus der früheren Seefahrt zeigten. Dazwischen Taue, Schiffsmodelle, alte Segler in großen Flaschen in Vitrinen, die in die holzvertäfelten Wände eingelassen waren, Sextanten und anderes

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