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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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hielt, war eine Neuauflage. Auf der Rückseite stand folgender Text: »Eine wundersame Geschichte über Liebe, Lügen und die Lieder, die wir alle manchmal singen.«
    Das war alles. Das Cover sah nach einer waschechten Crime-Noir-Geschichte aus der besten Zeit der Pulp-Magazine aus. Alles sehr retro, sehr schön. Die Zeichnungen innen waren alle schwarz-weiß und mysteriös, schattenhaft, wie ein rauchiger Traum, an den man sich nur kurz nach dem Aufwachen erinnert.
    Sie las die Autoreninformation auf der hinteren Umschlagklappe: »Alex Hobdon lebt, schreibt und zeichnet in Brooklyn. Lügenlieder , sein hochgelobtes Debüt, erschien 2009 in wöchentlichen Fortsetzungen im Granta Weekly Magazine . Im kommenden Frühjahr erscheint seine erste Graphic Novel, Sie haben von Holly gehört? , eine unvergleichlich bezaubernde Hommage an Truman Capotes berühmten Kurzroman.«
    »Das kann nicht sein«, flüsterte Faye. Im nächsten Frühjahr? Das konnte nur bedeuten, dass er das Buch so gut wie fertiggestellt hatte. Und dann der Titel! Mit Fragezeichen. Vermutlich ein Zitat aus dem Roman von Capote. Teufel, insgeheim fragte sie sich sogar, ob diese Holly-Sache vielleicht etwas mit ihr zu tun haben könnte, mit Holly_Go! und den Mails. Aber das war wohl pures Wunschdenken. Wenn die Geschichte schon in ein paar Monaten erschien, dann musste er sie bereits vor Wochen beendet haben.
    »Dieser Lügner«, grummelte sie.
    Mica beobachtete sie. »So beginnt die Geschichte«, sagte er nur.
    Faye blinzelte.
    »Frühstück bei Tiffany.«
    »Ich habe immer nur den Film vor Augen.«
    »So geht es den meisten Menschen«, meinte Mica. »In dem Kurzroman beginnt die Geschichte erst so richtig, als der namenlose Erzähler sich bei dem Besitzer eines Lokals an der Lexington Avenue nach Holly Golightly erkundigt. ›Sie haben von Holly gehört?‹ ist der Satz, mit dem Capote den Leser packt und in die Geschichte hineinzieht.«
    »Und?«
    »Der Titel ist gut gewählt.«
    Schön, und was konnte sie sich für diese Information kaufen? Nichts!
    Aber Mica Sagong mochte es natürlich, sein fundiertes Wissen, was moderne Literatur anging, an den Mann zu bringen.
    »Er hat mir von dem Roman erzählt«, sagte sie. Wie hatte er es formuliert? Es sei ein »Anfang von etwas«? Er habe die Idee zu einer Comicversion? Mit keiner Silbe hatte er erwähnt, dass das Buch schon fertig war. Wirklich alles, was er ihr geschrieben hatte, war gelogen gewesen. Und zu welchem Zweck?
    »Alles okay?«, wollte Mica wissen.
    »Nur eine weitere Lüge«, antwortete Faye kopfschüttelnd. »Alex hat mich belogen, die ganze Zeit über.« Und dann erzählte sie Mica doch noch, was los war.
    »Auf mich wirkte er sehr nett«, meinte Mica, als Faye geendet hatte. »Sehr ruhig, bescheiden. Höflich.«
    »Das dachte ich auch.« Ihr fiel auf, dass Mica ja derjenige von ihnen war, der wirklich mit Alex gesprochen hatte.
    »Niemand weiß, wohin uns der Weg führt, den wir eingeschlagen haben.«
    »Hey, jetzt bitte keine weisen Sprüche.«
    »Versprochen«, sagte Mica ernst.
    Faye betrachtete das Büchlein in ihrer Hand, blätterte es erneut durch. Schwarz-weiße Bilder, die wie ein alter Hollywood-Film vor ihr abliefen. Sie musste an ihr bevorstehendes Konzert denken. Silent Movie Moments. Das stand auf dem Plakat, so lautete das Motto. So war ihre Musik. Und, verflixt noch mal, so war auch diese kurze Geschichte, die Alex bekannt gemacht hatte, und wenn auch nur einem kleinen Kreis von begeisterten Lesern.
    Sie schaute auf und sah Micas beobachtenden Blick. Er würde so etwas vermutlich Karma nennen.
    Dummes Zeug!, schalt sie sich selbst. Das sind Zufälle, nichts weiter. Es war natürlich vollkommen unsinnig und an den Haaren herbeigezogen, anzunehmen, dass diese Geschichte etwas mit ihrem Konzert zu tun hatte.
    Sie rieb sich die Augen und klappte das Buch zu. »Was hat er gesagt, als er das Notizbuch abgeholt hat?«, wollte sie von Mica wissen. Okay, sie hatte ihn das schon vorher gefragt. Aber trotzdem. Manche Fragen konnte man ruhigen Gewissens auch öfter stellen.
    »Er sagte nur, dass er andauernd Notizbücher irgendwo vergisst«, erinnerte sich Mica. »Und dass er sich daran erinnern konnte, wo er dieses vergessen hatte.« Mica dachte weiter nach. »Dann sagte er noch etwas.« Er stockte.
    »Was?«
    »Es sei ihm schon einmal passiert«, sagte Mica.
    »Wie meinte er das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er vergisst andauernd irgendwas«, sagte sie. Er hatte sogar vergessen, ihr die

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