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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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die nötige Zeit zu nehmen, um wieder ins Lot zu kommen. Denn das war es, was man an einem Tag wie diesem machen sollte.
    Sie fing damit an, indem sie auf der Couch mit den Punkten saß und einfach nur aus dem Fenster starrte und den Laptop auf dem Boden ignorierte.
    Der riesige Baum, dessen knorrige Äste an stürmischen Tagen an der Fassade schabten, und das manchmal so laut, dass sie mitten in der Nacht wach wurde und an Tiere mit winzigen Krallen denken musste, war während des Regens der letzten Tage fast schon kahl geworden. Faye dachte über die Zeit nach. Dachte an die Zeit, die einfach so verging. An den Mann, mit dem sie einmal ihr Leben verbringen würde …
    Da schrillte das Telefon im Raum nebenan.
    Faye schreckte auf, tapste tagtraumtrunken durch die Wohnung. Aaron, vielleicht war das Aaron. Er hatte ja ihre Telefonnummer. Schläfrig meldete sie sich mit einem lasziven: »Hey!«
    »Sag schon, Darling, was ist los?« Es war Dana. Sie sprach laut und energisch.
    »Neuer George«, sagte Faye und hielt den Hörer ein wenig vom Ohr weg.
    »Nach dem Konzert?«
    »Ja.«
    »Einfach so?«
    »Ja.«
    »Spontan?«
    »Ja.«
    »Aaron Lescoe?« Sie hatte ein wirklich gutes Gedächtnis für Namen. »Habt ihr’s getan?«
    Faye sagte ausweichend: »Könnte was werden mit uns.«
    Stille.
    Dann: »Erzähl schon.«
    »Was?« Faye ließ sich auf die Matratze sinken und wickelte sich ins Bettzeug ein.
    »Meine Güte«, Dana klang auf einmal ungeduldig, »lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Alles, Darling, alles natürlich.«
    Faye gähnte.
    Dann erzählte sie Dana, was passiert war. Zuerst das Konzert und dann Alex Hobdon und fast gleichzeitig Aaron Lescoe.
    Wie seltsam sich das anhörte und wie wenig Hollywood und wie sehr Vaudeville. Wieder mal typisch!
    Sie gab zu, dass sie sich ein bisschen seltsam fühlte, obwohl sie sich doch eigentlich fantastisch fühlen müsste.
    »Er hat eine Kunstgalerie? In der Nähe des Grand Ferry Parks?«, hakte Dana fast ungläubig nach. »Eine alte Lagerhalle direkt am Fluss?« Ihre Stimme klang auf einmal, als ginge es um Aktiengeschäfte.
    »Ja.«
    »Weißt du, wie sie heißt?«
    »Klynite«, erinnerte sich Faye. War das wichtig?
    »Du sagst das so, als würde er Poster verkaufen.«
    Faye zuckte die Achseln. Und wenn schon? Wenn er Poster verkaufen würde, wäre das auch okay. »Sie heißt The Klynite Gallery.«
    Sprachlosigkeit, man konnte sie förmlich durchs Telefon hören. »Ist nicht wahr, oder?«
    »Doch.«
    »Du hast dir den Besitzer der Klynite geangelt?«
    Nun ja, geangelt war vielleicht ein wenig unzutreffend formuliert.
    »Ist der Laden bekannt?« – Eine Mischung aus Brooklyn und Nite, hatte Aaron ihr erklärt. Cooler Name, oder? Das war eigentlich alles. Er hatte nicht erwähnt, dass es eine angesagte Galerie war.
    »Du beliebst zu scherzen?«
    »Dana, du weißt doch, ich habe keine Ahnung von Gemälden und all dem Zeug.« Faye hatte Aaron zu bedenken gegeben, dass sich die Klynite gar nicht in Brooklyn, sondern in Williamsburg befand. »Aber sie wurde damals in Brooklyn gegründet. Wir sind dann vor ein paar Jahren umgezogen, weil wir mehr Platz benötigten.«
    »Die Klynite! Meine Güte, Darling. Das ist ein richtig angesagter Laden. Die hatten letzten Monat die Lexo-&-Graph -Serie von Blast, Videokunst, du kennst doch Blast, komm, jetzt enttäusch mich nicht, der war sogar in der Vogue , mit Text, eine ganze Doppelseite, und davor, glaube ich, lass mich kurz überlegen, irgendwann im Sommer, ja, Radar City von Viggo Van der Meer.« Sie war ganz aus dem Häuschen. »Meine Güte, du hast vielleicht ein Riesenglück.« Sie klang ein wenig … bissig? Konnte das sein? Warum, in aller Welt, sollte sie sauer sein?
    »Na ja, er ist jedenfalls nett.« Damit brachte Faye es auf den Punkt. Darauf kam es an.
    »Nett?«
    »Netter als Alex jedenfalls.« Mist, Mist, Mist! Falsches Thema! Warum, in aller Welt, musste sie noch andauernd an Alex denken? Auch mit Dana wollte sie nicht über Alex Hobdon reden.
    Sie wollte mit niemandem und nie wieder über Alex reden.
    »Jeder ist netter als dein Alex«, war Danas knappe Meinung dazu. »Wenn Aaron dich nicht belügt, dann hast du schon gewonnen.«
    »Und jetzt?«, fragte Faye. Jeder Zweifel daran, dass Dana bissig klang, erübrigte sich so langsam.
    »Was heißt das denn nun schon wieder?«
    »Ach, nichts.«
    »Nichts?« Danas Stimme erklomm eine Tonlage, die sich definitiv nicht mehr nett anhörte. »Hör zu, Darling«, sagte sie

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