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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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fühlen.« Sie lachte. »Aber wer will das nicht?« Es war nicht einmal eine Frage. »Wie auch immer, wir sind danach bei ihm zu Hause gelandet und …« Pause. »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Nichts. Er hat vollkommen versagt.«
    »Oh.«
    »So ein Schlappschwanz. Das ist mir noch nie passiert. Hörst du? Noch NIE!«
    Faye, die gerade noch einmal »Oh!« sagen wollte, schwieg jetzt lieber.
    Dana schimpfte: »An mir kann es nicht gelegen haben.«
    Faye wusste, in Momenten wie diesem war es besser zu schweigen.
    »So ein verdammter Schlappschwanz.«
    »Dana.«
    »Bitte, Darling, ich möchte jetzt keinen Trost. Nicht von dir. Dir geht es gut. Du bist mit Aaron Lescoe zusammen. Du hattest Sex. Du fühlst dich klasse. Du bist überhaupt nicht in der Lage , mich zu trösten.«
    »Okay.« Faye merkte, wie sie kleinlaut wurde. Wenn Dana in dieser Laune war, gab sie den Menschen in ihrem Umfeld meistens das Gefühl, winzig und unbedeutend zu sein. Sie zwang einen förmlich dazu, ganz kleinlaut zu werden, und dann zwang sie einen dazu, sich kleinlaut zu fühlen.
    Dana seufzte. »Tut mir leid«, sagte sie so leise, dass Faye sie zuerst gar nicht verstand.
    »Okay.«
    »Wirklich.«
    »Schon gut.«
    »Nichts ist gut«, schrie Dana auf einmal.
    Faye zuckte zusammen.
    »Tut mir leid«, flüsterte es erneut am anderen Ende der Leitung.
    Faye sagte jetzt nichts.
    »Du verstehst, dass ich ein wenig … ungerecht reagiere, wenn du … Na ja, du weißt schon, was ich meine. Aaron Lescoe scheint das Problem nicht zu kennen.«
    Nein, dachte Faye, offenbar hatte er das Problem nicht. »Das hast du mir eben deutlich zu verstehen gegeben.« Sie wollte jetzt beleidigt klingen. Wenn es ihr selbst nicht gut ging, dann wurde sie ja auch nicht zur Furie. Okay, vielleicht sich selbst gegenüber, das kam zuweilen vor, aber nie ließ sie ihre Wut an anderen aus. Nicht so, wie Dana es gerade tat, die ihre schlechte Laune regelrecht zelebrierte.
    »Tut mir leid«, sagte Dana noch einmal. »Das war … maßlos übertrieben.«
    »Ist schon okay«, erwiderte Faye.
    »Ich melde mich später bei dir«, versprach Dana mit erstickter Stimme, mühsam beherrscht. »Viel Spaß mit Aaron.« Dann legte sie auf.
    Faye starrte den Hörer an. Toll! Einfach aufgelegt. Es kam ihr fast schon so vor, als habe sie gerade mit der Dana von damals telefoniert. Der Unerreichbaren, bevor sich ihre Wege im Aufzug der Columbia gekreuzt hatten. Sie ließ sich auf die Matratze zurücksinken und starrte die Decke an, folgte den Mustern im Putz, schaute sich die Spinnweben in den Ecken an, die Lampe, die eigentlich sehr hässlich war.
    »Dana Carter«, sagte sie laut in Richtung Decke, »du spinnst.« Der Decke war das egal. Instinktiv berührte Faye ihr linkes Handgelenk.
    Wie seltsam, dachte Faye. Dana konnte einem sogar während eines bloßen Telefonats das Gefühl geben, einen die ganze Zeit über eisern im Griff zu haben.

13
    Montagmorgen war ein richtiger Montagmorgen. Das Wochenende war nur noch eine leise, ferne Erinnerung und die neue Woche kaum mehr als ein unentdecktes Land, das sich vermutlich bis zum Horizont erstreckte, auf halber Strecke aber im Nebel verschwand.
    Faye hatte, ehrlich gesagt, nicht die geringste Ahnung, worauf sie sich da eingelassen hatte. Alles war so überstürzt passiert, und jetzt, mit ein paar Stunden Abstand, neigte sie dazu, sich zweiflerischen Grübeleien hinzugeben.
    Alles Blödsinn!
    Sie hatte beschlossen, sich treiben zu lassen. In der Dusche hatte sie genau diesen Entschluss gefasst. Alle anderen Fragen, die guten und auch die weniger guten, würde die Zeit beantworten. Ja, sie würde es erst einmal dabei belassen. Sie fühlte sich wunderbar, wenn Aaron bei ihr war, und warum sollte sie sich mehr Gedanken machen, als unbedingt nötig waren?
    Am Sonntagabend hatte sie Aaron erneut getroffen, in seiner Galerie, und sich Abhandlungen über die Künstler, die dort ausgestellt waren, angehört. Anfangs waren sie wie Fremde gewesen, die Gespräche waren holprig und die Gesten fahrig gewesen; doch dann, mit der Zeit, war die Vertrautheit zurückgekehrt, jene ungestüme Zweisamkeit, die sie beide in der Nacht überschwänglich und wild spontan ausgelebt hatten. Eng umschlungen waren sie durch die leere Galerie geschlendert, und Faye genoss es, von Aaron berührt zu werden, denn jede Berührung brachte die vergangene Nacht zurück. Nach ein paar Stunden war Faye dann nach Hause in die Montague Street zurückgekehrt.
    »Ich muss morgen früh raus, da

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