Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
schützen. Der Dalai Lama probierte Kalles Sandalen aus, und ein sonniges Lächeln trat auf sein leidgeprüftes Gesicht.
    Mit den neuen Sandalen an den Füßen bot er seinen Gästen Tee und kleine Salzgebäckstücke an, eine traditionelle tibetische Speise, wie er sagte. Schmackhaft war sie jedenfalls. Der Dalai Lama zerbröselte ein wenig von dem Gebäck und hielt es den Mungos hin, die sich freuten und es sofort auffraßen. Überhaupt fühlten sie sich wie zu Hause. Sie untersuchten jeden Winkel des Wohnzimmers, und dann widmeten sie sich dem Dalai Lama. Sie sprangen auf seinen Schoß und kletterten auf seine Schultern, schnupperten an seinen Ohren und küssten ihn auf die Wangen. Der Dalai Lama fand das ausgesprochen nett. Lauri erklärte, dass er und sein Freund die Mungos extra als Geschenk für ihren Gastgeber besorgt hätten. Die beiden Tierchen würden von nun an dafür sorgen, dass sich Mäuse und Ratten von der Residenz fernhielten. Keine einzige Schlange würde draußen im Garten überleben können. Mungos sind ja sagenhaft schnelle Schlangentöter. Sie weichen dem giftigen Biss so rasch aus, dass die Schlange sie nicht töten kann und ihnen unversehens selbst zwischen die Zähne gerät.
    Der Dalai Lama wusste zu berichten, dass die Mungos auch schlau waren. Sie legten sich lang auf den Rasen und taten, als ob sie tot wären. Wenn dann ein Raubvogel, der nach Beute Ausschau hielt, den angeblichen Kadaver entdeckte, stürzte er herab, um ihn zu greifen. Der schlaue Mungo, der nur darauf gewartet hatte, schlug dann rasch zu.
    Der Dalai Lama dankte den Finnen für das schöne Geschenk. Wie er gestand, hatte er inzwischen sowohl von den Chinesen als auch von Mäusen und Ratten wirklich genug. Wenn man doch Millionen von Mungos in Riesengröße züchten könnte! Die könnte man dann in Peking aussetzen, und binnen Kurzem hätten sie die unerträglichen Führer und Militärs der Großmacht zur Räson gebracht.
    Gefielen schon die beiden Tierchen dem Dalai Lama ungemein, so machte die Gebetsmühle womöglich noch größeren Eindruck auf ihn. Aufmerksam hörte er sich die Hindu-Andacht an. Er ließ sich das Innere des Apparates zeigen und schüttelte staunend den Kopf. Seiner Meinung nach war es längst an der Zeit, die Religion zu mechanisieren. Die neue Technik könnte eventuell bei religiösen Andachten die gierigen Mönche ersetzen. Fast eine Stunde lang lauschten Gastgeber und Gäste der Gebetsmühle. Dabei erzählten Lauri und Kalle von den geplanten drei Reisebüchern. Der Dalai Lama schlug ihnen vor, ihm nach ihrer Rückkehr Bericht über die gegenwärtigen Verhältnisse in Tibet zu erstatten. Sie erklärten sich mit Freuden bereit, diesen Wunsch ihres Gastgebers zu erfüllen. Der seinerseits versprach, für die Produktion der Gebetsmühle in Indien und im übrigen Asien eine Empfehlung auszusprechen.
    Zufrieden überreichten ihm die beiden Freunde als zusätzliches Geschenk die erste Gebetsmühle und die Prototypentwürfe. Kalle erklärte ihm das Funktionsprinzip und wies ihn darauf hin, dass im Falle eines Defekts die indische Autowerkstattkette imstande wäre, das Gerät gut zu warten, neue Akkus einzusetzen und Aufnahmegerät und Handy zu überprüfen.
    Der Dalai Lama plante, eine weitere Andacht in alter tibetischer Fassung aufzunehmen. Er ging davon aus, dass die Gebetsmühle schon in kurzer Zeit für die ganze Welt zu einem wichtigen religiösen Hilfsmittel werden würde. Die tibetische Andacht würde sich, trotz der Besatzung, in seinem Heimatland verbreiten, würde Millionen Menschen Trost spenden und für sie letztlich auch zur religiösen Rettung werden. Die maschinelle Andacht wäre neutral, die Nutzung moderner Technik wie eine gnädige Botschaft unbekannter Götter an die sündige Welt.

10
    Der Flug von Neu Delhi nach Peking verlief angenehm, abgesehen von einem Zwischenfall. Auf dem Flugplatz wollte der indische Zoll die Gebetsmühle genauer untersuchen. Kalle musste sie öffnen und den misstrauischen Zöllnern das Funktionsprinzip erläutern, und sie zögerten eine Weile, ehe sie zu der Feststellung kamen, dass es sich um keine chinesische Bombe mit Zeitzünder handelte, sondern hier ganz reale Schwachköpfe die verrückte Idee gehabt hatten, religiöse Andachten auf Hindi in einem merkwürdigen Kasten zu speichern, der mit Akkus betrieben wurde und der außerdem noch allerlei anderes geistliches Gebrabbel enthielt.
    Die Zöllner verlangten, dass die beiden Finnen das Gerät in den Koffer

Weitere Kostenlose Bücher