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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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die Hauptstadt des größten Volkes der Welt. Die Hitze hielt an, aber sonst gefiel ihnen das Touristenleben. Kalle machte eifrig Fotos, wobei Lauri inzwischen daran zweifelte, ob er je imstande sein würde, ganze drei Reisebücher über die berühmtesten Bahnstrecken der Welt zu schreiben. Kalle war über solche Zweifel erhaben. Er glaubte, notfalls für seinen Freund einspringen und die Texte verfassen zu können. Seiner Meinung nach war es garantiert nicht so schwer, angesichts der Vielzahl derartiger Publikationen. Lauri sollte Mut fassen und sich sagen, dass er genau wie all die anderen Autoren sehr wohl imstande war, einen ansprechenden Text zu schreiben, vielleicht nicht genauso stilvoll, aber zumindest wäre es sein eigener. Und mit einem bisschen Glück könnten die Bücher ein Erfolg werden. Also begann Lauri, sich für alle Fälle Notizen zu machen, auch wenn er seinen schriftstellerischen Fähigkeiten immer noch nicht traute. Er und Kalle waren ja eigentlich in Religionsfragen unterwegs, und die Buchprojekte waren nur ein Vorwand und ein Köder, um die Reise zu realisieren. Und wie sollte es ihnen überhaupt gelingen, einen britischen Verlag von der Publikationsreife der Bücher zu überzeugen? Kalle sorgte sich darum nicht im Geringsten. Falls die Engländer die Vorteile eines spritzigen Reisetagebuches nicht erkannten, hätten sie immer noch die Möglichkeit, die Manuskripte und Fotos beispielsweise den Franzosen, Amerikanern oder letztlich sogar den Indern anzubieten.
    In Peking verdeckte eine Smogwolke die Sonne. Viele Einheimische trugen einen Mundschutz aus weißem Mull, der die Schmutzpartikel aus der Luft filterte und zugleich die Verbreitung ansteckender Krankheiten verhinderte. Lauri und Kalle besorgten sich keinen Mundschutz, sie glaubten, ihr zweitägiges touristisches Programm auch ohne bewältigen zu können. Auf jeden Fall waren die Leute außerordentlich freundlich, und obwohl sich besonders im Zentrum der Millionenmetropole häufig der Verkehr staute, herrschte allgemein eine angenehm lockere Atmosphäre. Besonders genossen die beiden Freunde die überaus reichlichen Mahlzeiten, bei denen es manchmal bis zu zwanzig verschiedene Gerichte gab.
    Am Morgen des dritten Tages stiegen sie schließlich in den nagelneuen Zug nach Lhasa. Vor ihnen lag eine Bahnfahrt von tausend Kilometern auf einer Strecke, die über die höchstgelegene Ebene Chinas und der ganzen Welt verlief. Stellenweise ging es bis auf fünftausend Meter hinauf. Die Reise war so lang, dass die Passagiere auch im Zug übernachteten.
    Kalle und Lauri hatten sich unter einem chinesischen Personenzug ein altmodisches und rumpelndes Ungetüm vorgestellt, aber hier handelte es sich um ein modernes und elegantes Schienenfahrzeug, und es war strahlend neu. Keiner der beiden hatte je ein solches Wunder gesehen. Spätestens jetzt waren sie überzeugt, dass es China ernst damit war, Tibet völlig zu annektieren. Der Preis der Fahrkarten war, betrachtete man die Länge der Reise und den Luxus im Zug, moderat, auch die Zollformalitäten ließen sich bewältigen. Bei der Abreise in Peking nahm man es sehr genau, die Visa und Pässe wurden sorgfältig, aber freundlich kontrolliert. Kalle ließ sich darüber aus, dass in Asien anscheinend immer und bei jeder Gelegenheit gelächelt wurde. Vielleicht behielten die Chinesen ihren schmeichlerischen Gesichtsausdruck auch dann bei, wenn sie Andersdenkende verhafteten und vor das Hinrichtungskommando zitierten. Lauri bat ihn, die makabren Scherze zu unterlassen, obwohl auch er das ewige Lächeln eher für angeordnet als für echte Freundlichkeit hielt.
    Die beiden stiegen ein und suchten nach ihren Sitzplätzen. Sie hatten Fahrkarten erster Klasse genommen. Da sie es bis nach China geschafft hatten, hielten sie diesen Luxus für angemessen. Sie hatten nur die Hinfahrt gelöst, da sie das genaue Datum ihrer Rückreise noch nicht kannten.
    Kalle ließ sich in den weichen Sitz fallen und meinte erfreut:
    »Da musste man bis nach China kommen, um in solch einem Luxuswaggon zu reisen!«
    Die Sessel ließen sich mit wenigen Handgriffen zu Betten umfunktionieren. Im vorderen Teil des Waggons gab es eine Bar, wo chinesisches Essen serviert wurde. Die Toilette war sauber, und dahinter gab es noch ein Badezimmer mit Dusche und allem Drum und Dran. Der Zugbegleiter trug die Koffer in einen Durchgangsraum des Waggons. Der Schaffner hieß die Reisenden willkommen und lächelte nach chinesischer Art sonnig, er

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