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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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so was. Waren das nicht die Leute, die damals Hexen auf Scheiterhaufen verbrannt haben? Und Ketzer? Wie viele Ketzer habt ihr in letzter Zeit verbrannt?«
    »Möchten Sie vielleicht antworten, Hauptmann?«, frage ich Durand und versuche, dabei nicht zu ironisch zu klingen.
    »Sehr gern. Wissen Sie, Herzog, die Kirche ist nicht mehr das, was sie einmal war. Die … Katastrophe hat große Unruhe in die Seelen der Menschen gebracht und könnte bei den Schwächeren von ihnen den Glauben an den barmherzigen Gott erschüttert haben.«
    Der Herzog zwinkert.
    »Darauf können Sie wetten«, sagt er leise, aber laut genug, damit ich ihn höre.
    »Deshalb stehen wir gewissen Abweichungen von der wahren Lehre nicht mehr ganz so streng gegenüber.«
    »Kann ich mir denken. Außerdem haben Sie mit Ihren Prophezeiungen nicht ganz richtig gelegen, oder? Ich meine, der Weltuntergang ist gekommen, aber die Welt existiert noch immer.«
    Durand hebt die rechte Hand. »Ich bin kein Priester, Herzog, sondern Soldat. Ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich denke oder Predigten halte. Meine Aufgabe besteht darin, die Kirche vor ihren Feinden zu schützen.«
    »Nun, ich muss sagen, dass Ihre Ankunft recht eindrucksvoll gewesen ist. Die Fahrzeuge, mit denen Sie gekommen sind …«
    »Unsere leichten Erkundungswagen.«
    »Leicht?«
    »Ja. Im Vergleich mit einem gepanzerten Lince . Oder einem Leopard.«
    Der Herzog mustert Durand. Die letzten Worte haben ihm offenbar zu denken gegeben. Er heuchelt Gleichgültigkeit und wendet sich an Adèle.
    »Und die faszinierende Doktorin Lombard? Was halten Sie von Urbino? Gefällt Ihnen meine Stadt?«
    »Leider habe ich noch keine Gelegenheit gefunden, ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie zweifellos verdient. Aber was ich bisher gesehen habe, war beachtlich. Mein Kompliment.«
    »Danke. Aber es ist nicht nur mein Verdienst. Wir alle haben hart dafür gearbeitet. Und wir sind meinem Vater zu Dank verpflichtet.«
    Wie auf einen Befehl hin steht der Konnetabel auf, und die Wächter nehmen Haltung an.
    »Gepriesen sei Herzog Attilio!«, ruft Tucci, und die anderen Männer stimmen sofort mit ein.
    » GEPRIESEN SEI HERZOG ATTILIO! «
    »Gepriesen sei er, ja«, flüstert der junge Herzog Federico und schneidet eine Grimasse.
    Anschließend verwandelt sich das Essen in eine Art Stummfilm. Federicos Gutmütigkeit ist verflogen. Er stochert in seinem Essen und beantwortet unsere Fragen nur noch einsilbig.
    Bis Durand auf den Angriff bei Torrita Tiberina zu sprechen kommt.
    Von einem Augenblick zum anderen erwacht das Interesse des Herzogs.
    »Das Wesen, das euch angegriffen hat, jenes Geschöpf, das mit den Gedanken kommunizierte … Habt ihr keine Trophäe genommen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Eine Trophäe! Der Kopf, eine Pranke, eine der langen Klauen …«
    »Wir nehmen keine Trophäen.«
    Der junge Herzog wirkt enttäuscht.
    »In meinem Museum habe ich nichts dergleichen …«
    »Von welchem Museum sprechen Sie da?«, fragt Durand.
    »Mein Kuriositätenkabinett. Ich zeige es Ihnen nachher, wenn Sie daran interessiert sind. Aber zuerst sprechen wir über das seltsame Wesen.«
    Durand zuckt die Schultern. »Da gibt es nicht viel zu sagen. Wenn ich solche Kreaturen sehe, bringe ich sie um. Vielleicht kann Ihnen Korporal Bitka mehr erzählen.«
    Sofort richtet sich der Blick des Herzogs auf Jegor.
    Der junge Korporal zögert verlegen.
    »Äh … eigentlich gibt es da nicht viel zu berichten. Ich weiß selbst nicht genau, was mit mir passiert ist. Es fühlte sich an, als spräche das Wesen in meinem Kopf. Ich war wie gelähmt und konnte mich nicht bewegen. Nicht einmal die Augen konnte ich schließen.«
    »Und was hat Ihnen das Geschöpf gesagt?«
    Bitka senkt den Blick. »Nichts. Dummes Zeug.«
    »Dummes Zeug? Was meinen Sie damit?«
    Der Korporal blickt kurz zu Adèle.
    »Ich erinnere mich nicht.«
    Der Herzog lässt nicht locker und fordert Bitka auf, ihm seine Begegnung mit dem telepathischen Wesen in allen Einzelheiten zu beschreiben. Ungeduldig hört er zu und stellt gelegentlich weitere Fragen. Dann steht er plötzlich auf, langsam, als müsste er seinen Körper in die Höhe winden.
    »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen etwas. Es wird Ihnen gefallen!«
    Tucci erhebt sich ebenfalls.
    Der verkrüppelte Herzog hat es plötzlich sehr eilig. Mit schnellen kleinen Schritten trippelt er durch den Flur, und seine oft seitwärts gerichteten Bewegungen erinnern mich an die einer Krabbe.
    »Strahlenschäden?«, frage

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