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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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flüstert er mir ins Ohr: »Sag. Kein. Wort.«
    Er spricht erst wieder, als wir vor der Tür stehen, und seine Stimme ist so leise, dass ich die Ohren spitzen muss, um ihn zu verstehen.
    »Lass dich nicht auf einen Streit mit Gottschall ein. Nicht jetzt. Wenn du etwas siehst, das dir gegen den Strich geht … Nimm es wortlos hin.«
    »Das ist nicht leicht.«
    »Ich habe nicht behauptet, dass es leicht ist.«
    »Sind wir jetzt wieder beim Du?«
    »Wie bitte?«
    »Vorhin hast du mich ›Pater Daniels‹ genannt.«
    »Das war für Gottschall. Er glaubt, dass ein Schweizergardist einem hohen Repräsentanten des Vatikans gegenüber Respekt zeigen sollte.«
    »Ich soll ein hoher Repräsentant des Vatikans sein?«
    »Du bist das Oberhaupt der Heiligen Inquisition.«
    »Oberhaupt und einziges Mitglied.«
    »Und wenn schon.«
    Durand mustert mich. Bestimmt biete ich keinen besonders guten Anblick.
    »Hast du nicht schlafen können?«
    »Nicht gut, und nicht lange. Was ist mit euch?«
    »Wir glauben, dass es besser ist, wenn wir uns an die hiesigen Bräuche halten.«
    »Mit anderen Worten: tagsüber arbeiten und nachts schlafen?«
    »Ja.«
    »Dann werde ich mich wohl ebenfalls anpassen müssen.«
    »Du bist nicht dazu verpflichtet. Aber besser wär’s.«
    »In Venedig wird es sicher schwer, sich wieder an den normalen Rhythmus zu gewöhnen.«
    Durand sieht mir lange in die Augen, bevor er leise antwortet: »Wir fahren nicht nach Venedig.«
    Ich will ihn fragen, was das bedeutet, aber er öffnet die Tür, und wir betreten die Fahrerkabine, wo sich der Rest unserer Gruppe befindet.
    Alle sitzen ruhig und entspannt da. Niemand von ihnen scheint mehr an den Tod des armen Greppi zu denken.
    Feldwebel Wenzel ist damit beschäftigt, sein Jagdmesser zu schärfen. Jegor Bitka hantiert an seinem nutzlosen Funkgerät. Marcel Diop liest ein Buch in einem grünen Umschlag, und Bune stopft einen Strumpf.
    Es fehlt nur Adèle.
    Ich öffne den Mund, doch Durands Blick geht kurz zur Videokamera hinter mir. Sie ist an der Decke befestigt und auf den Teil der Fahrerkabine gerichtet, wo sich unsere Gruppe aufhält.
    Der Hauptmann gibt mir zu verstehen, mich auf den Boden zu setzen. Ich geselle mich den Soldaten hinzu.
    »Mikrofone gibt es nicht«, flüstert Durand. »Zumindest haben wir keine gefunden. Die Überwachungskamera überträgt nur Bilder, keinen Ton. Vielleicht funktioniert sie gar nicht mehr, aber wir dürfen kein Risiko eingehen. Verhalte dich normal. Beschäftige dich mit irgendetwas, und kehr der Kamera den Rücken zu, wenn du sprichst.«
    »Was ist mit dem Zwerg, Caliban?«
    »Da oben hört er uns nicht. Wenn wir leise sprechen.«
    »Scheint mir ein ganz schöner Eiertanz zu sein.«
    »Trotzdem. Wir gehen auf Nummer sicher, klar?«
    Durand wendet sich an Wenzel, ohne den Kopf zu drehen.
    »Wie ist deine Inspektionsrunde gelaufen, Pauli?«
    Wenzel senkt den Kopf, damit seine Lippen der Kamera verborgen bleiben.
    »Gut. Ich habe herausgefunden, wo die Unterkünfte der Bediensteten sind. Dieses Ungetüm zieht nicht nur einen Anhänger, sondern zwei. Wir sind eine Art Zug. Der Hänger hinter der sogenannten Kathedrale steht Gottschalls Personal zur Verfügung.«
    »Wie viele sind es?«
    »Das weiß ich noch nicht genau. Derzeit kann ich nur spekulieren.«
    »Ich höre.«
    »Um die zwanzig, schätze ich. Höchstens dreißig.«
    »Meine Güte.«
    »Die Leute, die ich gesehen habe, ungefähr ein Dutzend, stellen keine große Gefahr dar. Sind alle verkrüppelt oder haben andere Probleme. Zwei von ihnen scheinen blind zu sein, nach ihren Bewegungen zu urteilen.«
    Ich schüttele den Kopf. »Das sind sie nicht. Ich meine, nicht von Geburt. Sie sind geblendet worden.«
    Die anderen sehen mich an.
    »Was für ein perverses Arschloch ist dieser Gottschall?« Diesmal fällt die ruhige Gleichgültigkeit von Wenzel ab.
    »Eines von der übelsten Sorte«, brummt Bune. »Aber auch seine Krankheit kann man heilen, mit der richtigen Medizin«, fügt er hinzu und holt sein Messer mit der schwarzen Klinge hervor. Er legt es auf den Boden und dreht es. Als es zum Stillstand kommt, zeigt die Klinge direkt auf ihn.
    »Seht ihr? Es ist meine Aufgabe, den Mistkerl zu erledigen. Wie würde er es nennen?«
    »Gottes Wille«, flüstert Marcel Diop. Seit Greppis Tod geht sein Blick immer wieder ins Leere, und dort scheint er Dinge zu sehen, die uns verborgen bleiben.
    »Sag mal, Marcel … Was liest du da? In letzter Zeit steckst du deine Nase immer wieder in

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