Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
das Buch. Vorher habe ich dich nie lesen gesehen.«
»Es ist nichts Wichtiges.«
»Zeig doch mal«, beharrt Bune.
Er beugt sich vor und will das grüne Buch ergreifen.
Die Hand des schwarzen Korporals zuckt nach vorn, hält Bunes Arm fest und dreht ihn langsam.
Bune reißt die Augen auf.
»Himmel, hör auf! Du brichst mir den Arm!«
Doch Diop lässt nicht los.
Durand schaltet sich ein. »Schluss damit, Diop. Lass ihn los.«
»Er muss schwören, dass er das Buch in Ruhe lässt.«
»Ich verspreche es, verdammt! Lass endlich los!«
»Ein Versprechen genügt nicht. Du musst es schwören.«
»Ich schwöre es. Bist du jetzt zufrieden? Ich schwöre!«
Diop lässt los – an seinem Arm zeichnen sich deutlich die Muskeln ab. Dann liest er weiter, als wäre überhaupt nichts geschehen.
Bune massiert sich den Unterarm und flucht leise auf Deutsch vor sich hin.
»Wenn wir zu dem Thema zurückkehren könnten, über das wir gerade gesprochen haben …«, sagt Durand. »Ich möchte Pater Daniels erklären, warum ich Gottschall nicht traue. Er behauptet, uns nach Venedig zu bringen, aber der Lastwagen fährt nach Osten, zur Küste. Das sagt der Kompass. Als ich Gottschall nach dem Weg fragte, hätte er sagen können, dass wir in Richtung Küste unterwegs sind, weil die Straße unterbrochen oder gefährlich ist. Aber er hat mich belogen. Er hat gesagt, dass wir nach Norden fahren und in vier Tagen Venedig erreichen.«
»Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, erwidert Bune. »Entweder funktioniert der Kompass dieses Lasters nicht richtig. Oder der Irre lügt tatsächlich.«
Wenzel schüttelt den Kopf. »Der Kompass funktioniert. Ich habe ihn überprüft. Außerdem bin ich schon mal in dieser Gegend gewesen. Es gibt ein …«
Er sieht den Hauptmann an.
Durand nickt.
»In dieser Region gibt es ein Mithräum«, fährt Wenzel fort. »In Sant’Arcangelo di Romagna. Unter der Stadt erstreckt sich ein Labyrinth aus Grotten, in drei Etagen, und dort lebt eine Gruppe aus dreißig Personen. Es ist die zentrale Kultstätte des Gottes Mithras. Eine Art Heiligtum und Wallfahrtsort, könnte man sagen. Jeder Anhänger des Gottes muss mindestens einmal in seinem Leben eine Pilgerreise dorthin unternehmen. Ich habe sie hinter mir, und daher kenne ich die Straße und sage euch: Wir sind dorthin unterwegs.«
Durand nickt erneut. »Die Frage, die ich mir stelle, lautet: Warum hat uns der Irre angelogen?«
Eine Zeit lang schweigen wir. Keine der möglichen Erklärungen, die mir in den Sinn kommen, empfinde ich als besonders beruhigend.
»Es gibt da noch etwas anderes«, fügt Wenzel hinzu. »Eine Sache, die unsere Hummer betrifft.«
»Ich bin ganz Ohr«, sagt Durand.
»Als ich losgeschlichen bin, um mir die Unterkünfte der Bediensteten anzusehen, wenn man sie so nennen kann …«
»Wenn du das sagen willst, was ich denke – heraus damit«, drängt Durand.
»Ich habe etwas Gelbes hinter dem letzten Anhänger gesehen. Und Scheinwerferlicht. Es hat geschneit, na schön, und die Entfernung war recht groß, aber ich könnte schwören, dass es einer unserer Wagen war. Und ich wette: Wo der eine ist, dürfte der andere nicht weit sein.«
»Ausgezeichnet. Hervorragende Arbeit, Pauli. Mir fällt gerade noch eine Frage ein: Warum hat uns der Irre die Waffen zurückgegeben?«
Wenzel kratzt sich am Kopf.
»Ich habe darüber nachgedacht. Es gibt da gewisse Möglichkeiten, aber keine von ihnen gefällt mir.«
»Zum Beispiel?«
»Ich nenne nur die, die am wahrscheinlichsten sind. Der Verrückte braucht uns. Unsere Feuerkraft. Er lässt uns die Reise bezahlen, indem er uns bei irgendeiner irren Sache einsetzt. Vielleicht für den Angriff auf eine Brut, oder wie er das nennt. Ich meine eine Gruppe der langarmigen Burschen. Ein Kampf gegen sie dürfte alles andere als ein gemütlicher Jagdausflug sein.«
»Ja.«
»Und nachdem wir ihm geholfen haben … Wer weiß, ob er uns dann gehen lässt oder gar nach Venedig bringt? Der Typ ist total durchgeknallt, aber keineswegs dumm. Er kennt sich aus und weiß Bescheid.«
»Worüber weiß er Bescheid?«, fragt Durand, den Blick auf Wenzel gerichtet.
»Ach, komm schon, Hauptmann. Er weiß, was wir wissen. Und wir wissen, dass er ein Mörder ist. Die Frau auf der Autobahn …«
»Das könnten die schwarzen Langarmigen gewesen sein.«
»Nein. Die haben damit nichts zu tun. Und was die Toten von Torrita Tiberina betrifft … Ich habe dort keine Spuren der Monstren gesehen. Es sei denn, wir sprechen
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